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Forschungsprojekt "Disruptive Technologien"
Social Freezing

Social Freezing

Das Teilprojekt >Social Freezing< untersucht Technologien, die mittels Kryokonservierung von Eizellen auf die zukünftige Erfüllung von Kinderwünschen abzielen. Ermöglicht durch das >flash freezing< in flüssigem Stickstoff, kommt diese Technik seit Mitte/Ende der 2000er Jahre in reproduktionsmedizinischen Kontexten zunehmend routiniert zum Einsatz. Das durchaus umstrittene Adjektiv >Social< deutet in diesem Zusammenhang an, dass diese fertilitätsprotektive Maßnahme nicht nur bei medizinischen Indikationen im engeren Sinne, etwa bei Krebserkrankungen, zum Einsatz kommt.

Vielmehr soll es diese Technologie erlauben, gesellschaftliche Synchronisationsprobleme zu lösen, indem sie es Frauen ermöglicht, ihre biologische Fertilitätsgrenze temporal zu verschieben. Die Technologie verspricht ihren Nutzerinnen also eine zeitliche Entlastung etwa bei der Berufs- und Familienplanung oder auch bei der Partnersuche.

Zugleich hat die kontroverse Debatte im Anschluss an die Bekanntgabe der Unternehmen Apple und Facebook im Jahre 2014, Mitarbeiterinnen in Zukunft die Kostenübernahme für >Social Egg Freezing< anzubieten, aufgezeigt, dass diese Form der Fertilitätsprotektion ein gesellschaftlich durchaus umstrittenes Thema ist. Dabei reichen die Kritiken von Befürchtungen einer zukünftigen Anforderung an Frauen, fertilitätsprotektive Maßnahmen im Dienste der Karriere ergreifen zu müssen, bis hin zu Positionen, die – etwa aus religiösen Gründen – jegliche technische Intervention in die menschliche Reproduktion ablehnen.

Angesichts dessen liegen im Fokus dieses Teilprojektes Fragen sowohl nach den gesellschaftlichen Naturverhältnissen im Kontext der humanen Reproduktion als auch nach den ökonomischen Verhältnissen, in denen sich diese Technologie etabliert. Empirisch verglichen werden hier Innovationsprozesse im US-amerikanischen und im deutschen Kontext. Mit Hilfe von diskursanalytischen und ethnographischen Methoden sowie Expert*inneninterviews wird dabei untersucht, ob und wie es den Innovator*innen jeweils gelingt, mit diesem problembehafteten gesellschaftlichen Erwartungshorizont umzugehen – wie genau gelingt es also, gesellschaftliche Akzeptanz und Nachfrage für >Social Egg Freezing< als Technik der Fertilitätsprotektion herzustellen?

Das Teilprojekt wird verantwortet von Philipp Zeltner.