Springe zum Hauptinhalt
Universitätsarchiv
Tag der Archive2020

10. Tag der Archive

Von der Depesche zum Tweet. Kommunikation in Geschichte, Gegenwart und Zukunft

Am 07.03.2020 beteiligt sich das Universitätsarchiv Chemnitz am 10. bundesweiten Tag der Archive. Da die Räumlichkeiten des Archivs in der Reichenhainer Straße 41 sehr beengt sind, ist das Universitätsarchiv wieder eine Kooperation mit dem Sächsischen Staatsarchiv, Staatsarchiv Chemnitz, eingegangen. In dessen Räumen können die Besucher vielfältige Aktionen erleben. Dabei können nicht nur Archivalien aus dem Universitätsarchiv, sondern natürlich auch aus dem Staatsarchiv sowie aus der Außenstelle Chemnitz des Beauftragten für die Stasiunterlagen bestaunt werden.

Mit Hilfe der Schätze des Universitätsarchivs kann gestaunt werden, wie schnell Kommunikation am Anfang des 20. Jahrhunderts funktionierte und wie man damals schrieb. Exemplarisch werden hierfür Unterlagen aus dem Nachlass Carl von Bach präsentiert. Die Mitarbeiter des Archivs haben einen Ausschnitt aus der Korrespondenz von Carl von Bach mit seinem Neffen Paul Gerlach ausgewählt. Gerlach stand seinem Onkel sehr nahe und es ist eine umfangreiche Korrespondenz überliefert. Gerlach wurde u.a. an der Kgl. Gewerbeakademie Chemnitz zum Professor für Maschinenwesen berufen. Aus diesem Grund ist die Korrespondenz auch für die Geschichte unser Einrichtung hoch spannend.

Zur Vertiefung dessen wird es von 11:00-12:00 Uhr und von 13:00-14:00 Uhr eine Schreibwerkstatt geben, in der sich vor allem Kinder mit Stahlfeder und Tinte an der alten Schrift probieren können.

So mancher wird es schon mitbekommen haben, die Universitätsbibliothek und das Universitätsarchiv ziehen in diesem Jahr in die Alte Aktienspinnerei. Seit zwei Jahren läuft am Universitätsarchiv ein Projekt zur Erforschung der Geschichte des Gebäudes und seiner Mieter. Dabei sind bereits viele unbekannte Fakten ans Tageslicht geholt worden. Besuchern des Tages der Archive kann nun erstmals ein Einblick in die bisherigen Ergebnisse dieser Forschungsarbeit präsentiert werden. U.a. wird die seitenlange Mieterliste des Gebäudes vor allem seit Anfang des 20. Jahrhunderts gezeigt. Darunter befinden sich bekannte Adressen, wie Puppenbühne, Stadtbibliothek oder Wismut-Kaufhaus. Wer kennt aber noch "Janiks Chemnitzer Wohn- u. Gaststätten-Gesellschaft" (JWG) oder die Firma Fa. Strumpffabriken Sigler & Co. Wer weiß, dass der Juwelier Roller hier mal seinen Sitz hatte oder auch die Ortsgruppe Chemnitz des Amateurfunkvereins. Dieses und vieles mehr können Sie am 07.03. im Staatsarchiv erfahren.

Das Universitätsarchiv übernahm vor einigen Jahren einen Schülernachlass ohne zu ahnen, was sich alles dahinter verbarg. Hermann Max Drechsler ist nicht nur ein Absolvent unserer Einrichtung (Kgl. Maschinenbauschule Chemnitz 1914-1916), sondern war auch Amateurfunker und Hobbyfotograf. Aus dieser Tätigkeit gibt es mehr als 600 sogenannte QSL-Karten aus der Anfangszeit des Amateurfunks. Was das für eine Quelle ist, kann man einem Video entnehmen, welches in der Zusammenarbeit mit dem Amateurfunkverein Chemnitz 2020 entstanden ist. Zum Tag der Archive werden QSL-Karten sowie die entstandene Datenbank inkl. der Digitalisate demonstriert.

Postkarte – E-Mail – verschlüsselte Kommunikation: Kommunikation vor dem Hintergrund der Datenschutzgrundverordnung. In einem kleinen zwanglosem Gespräch soll verdeutlicht werden, welche Rolle eine sichere Kommunikation heute für das Universitätsarchiv spielt. Bei der Beantwortung von Anfragen zu Studenten- oder auch Personalunterlagen an Betroffene übermittelt das Universitätsarchiv hochsensible Daten, was Manchem gar nicht so bewusst ist. Vor dem Hintergrund der Datenschutzgrundverordnung wächst jedoch dieses Bewusstsein. Was heißt verschlüsselte Kommunikation? Wie verschlüssele ich eine E-Mail? Wie werden Daten sicher und nicht für jeden lesbar übertragen? Diese Themen sollen im Gespräch erörtert und praktisch am Rechner erläutert werden.

Schließlich beteiligt sich das Universitätsarchiv noch an einer Ausstellung des Staatsarchivs mit entsprechenden Archivalien aus seinen Beständen. Hier wird u.a. das vorletzte Magnetband mit der darauf gespeicherten Stipendienabrechnung vom 03.12.1990 gezeigt. Das Band hat einen Durchmesser von 22 cm und ähnelt so gar nicht einem heutigen Massenspeicher. Es wurden seinerzeit 3.157.927 DDR-Mark ausgezahlt.

Im Staatsarchiv gibt es natürlich Führungen im Haus und alle Besucherinnen und Besucher können eines der jüngsten und modernsten Archivgebäude Deutschlands kennenlernen. Schüler und Studierende können sich über die Ausbildungsmöglichkeiten im Archivwesen und die Berufsperspektiven informieren und beraten lassen. Passend zum Thema des bundesweiten Tages der Archive »Kommunikation. Von der Depesche bis zum Tweet« präsentiert eine Ausstellung unterschiedliche Archivaliengattungen als Ausdruck früherer Kommunikationsformen. Im aktuellen Jahr der Industriekultur liegt der Fokus auf Urkunden, Amtsbüchern, Akten, Zeichnungen und Plänen, die die industrielle Entwicklung des südwestsächsischen Raums beleuchten.

Begleitet wird die Ausstellung von 11.00 bis 12.00 Uhr durch den Vortrag »Von wütenden Bauern, leeren Kaufhallen und havarierten Fabriken: Die Berichterstattung der Stasi gegenüber der SED« von Dr. Mark Emanuel Schiefer, Stasi-Unterlagen-Archiv Chemnitz.

Schauen Sie am 07.03.2020, 10:00 - 16:00 Uhr im Staatsarchiv Chemnitz, Elsasser Straße 8, 09120 Chemnitz vorbei und bilden Sie sich selbst eine Meinung. Wir freuen uns auf Ihren Besuch und einen anregenden Austausch.

 

Stephan Luther, 14.02.2020