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National Model United Nations
NMUN

                     "Unser Land Angola" NMUN 2021

Das Land 

Angola liegt im Südwesten des afrikanischen Kontinents, die Hauptstadt des Landes ist Luanda. Mit einer Größe von rund 1.250.000 Quadratkilometer ist es fast viermal so groß wie Deutschland. Aktuell leben rund 31 Millionen Menschen in Angola, wobei das Medianalter bei 18 Jahren liegt. Die Lebenserwartung fällt mit durchschnittlich etwa 60 Jahren (etwa 63 Jahre bei Frauen und 58 bei Männern) relativ gering aus. Die Bevölkerung wächst allerdings stetig: Bis 2050 soll sie sich mehr als verdoppelt haben. Angola ist ein multiethnischer Staat, dessen kulturelle Ursprünge in den Traditionen der zentralen Bantu-Völker und des alten Königreichs Kongo liegen und der stark von Portugal beeinflusst ist. Viele Angolaner*innen sind multilingual aufgewachsen: Sie sprechen Portugiesisch und eine oder mehrere afrikanische Sprachen. Nicht nur im Hinblick auf seine Multiethnizität ist Angola ist ein Land voller Diversität: Es ist geprägt von zahlreichen natürlichen Ressourcen und einer einzigartigen Flora und Fauna, die, bedingt durch drei Klimazonen im Land, stark variiert. Das politische System und der Staatsaufbau des Landes basieren auf der erneuerten Verfassung aus dem Jahr 2010. Die frühere Verfassung beruhte auf portugiesischem Kolonialrecht und ein funktionierendes Justizsystem fehlte. Die Republik Angola basiert auf den Prinzipien einer Präsidialrepublik, in der der Regierungschef, João Lourenço, auch als Staatsoberhaupt fungiert. Die nächsten Präsidentschaftswahlen finden im Jahr 2022 statt. Das Ein-Kammer-Parlament, die Nationalversammlung, hat 220 Abgeordnete. Auf dem Papier orientiert sich Angola mit seiner Verfassung an westlichen Staaten, in der Realität wird diese jedoch oft umgangen. Außerdem existieren zahlreiche Berichte von Reporter*innen oder Organisationen, wie Human Rights Watch, die berichten, dass grundlegende Menschenrechte oder Grundfreiheiten verletzt werden. Angola hat eine relativ dürftig ausgebaute Infrastruktur im Bereich Transport und Kommunikation. Die installierte Energiekapazität und Elektrifizierung sind mit 6.400 Megawatt bzw. rund 43 Prozent recht gering. Der Großteil der Energie wird allerdings nachhaltig hydroelektrisch erzeugt. Im Hinblick auf das Militär des Landes lässt sich feststellen, dass die militärischen Strukturen veraltet sind. Sie bestehen zu großen Teilen noch aus ehemaligen sowjetischen Waffensystemen.

 

Wirtschaft

Angola zählte bis Februar 2021 zu den „am wenigsten entwickelten Staaten" (Least Developed Countries, LDCs), im Sinne finanzieller und struktureller Schwäche, der Welt (Human Developement Index: Rang 147). Seit der Beendigung des Bürgerkrieges konnte es durch seinen Erdölreichtum jedoch eine äußerst positive Entwicklung mit starken Wachstumsraten verzeichnen. Doch genau durch den Motor des Aufschwungs, der Erdölwirtschaft, entstehen auch gravierende Herausforderungen wie hohe Ungleichheit und Korruption ebenso wie die Abhängigkeit von Ölpreisschocks durch die schwache Diversifikation. Teile dieser Probleme werden bereits durch gewaltige Infrastrukturprogramme in Angriff genommen, jedoch besteht die Gefahr, sich in neue Abhängigkeiten zu begeben. Nicht zuletzt sorgte die COVID-Pandemie ebenfalls für Rückschläge. Mithilfe des sozioökonomisches Entwicklungsprogramm AUDA-NEPAD, welches 2001 durch die Afrikanische Union (AU) ins Leben gerufen wurde, kann Angola einige wichtige Veränderungen in der Gesellschaft vorweisen und verbesserte u. a. regionale Beziehungen in den Bereichen Gesundheit, Soziales, Energie und Transport. Aktuell liegt die Erwerbstätigenquote im Land bei rund 72 Prozent und hält sich auf diesem Level seit zehn Jahren relativ konstant. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt jedoch bei vergleichsweise hohen 16 Prozent. Die Land- und Forstwirtschaft sowie die Fischerei beschäftigen die Hälfte der Bevölkerung, 40 Prozent gehen einer Arbeit im Dienstleistungssektor nach. Die angolanische Währung ist der Angolanische Kwanza (Kz).


Geschichte

Angola, eine   ehemalige   portugiesische   Kolonie, kann   auf   eine   lange   und   bewegte Geschichte zurückblicken. Mit dem Eintreffen der Portugiesen im Jahr 1483, begann für Angola eine Zeit der Kolonialisierung und Unterdrückung. In den frühen 1950er Jahren formierten sich erste große Unabhängigkeitsbewegungen. Der Machtkampf der drei großen angolanischen Unabhängigkeitsbewegungen (FNLA, MPLA, UNITA) gipfelte Mitte der 1970er in einen Unabhängigkeits- und Bürgerkrieg. Die sogenannte Nelkenrevolution in Portugal führte schließlich zur Unabhängigkeit Angolas vom kolonialen Portugal, was zu Chaos und Verwirrungen bezüglich der Machtverhältnisse innerhalb des Landes führte. Der ständige Kampf zwischen der UNITA und der MPLA war nicht nur ein Bürgerkrieg in Angola, sondern gleichzeitig auch ein Stellvertreterkrieg im Kontext des Kalten Krieges. Die USA und Südafrika unterstützten die UNITA, während die MPLA von der UdSSR und Kuba unterstützt wurde. Der Bürgerkrieg dauerte an, auch nachdem die MPLA 1975 die „Angolanische Volksrepublik“ ausrief und auch nach dem Ende des Kalten Krieges im Jahr 1989. Obwohl die Ermordung des UNITA-Führers
Jonas Savimbi im Jahr 2002 den jahrzehntelangen Krieg endgültig beendete, hat Angola noch immer mit seinen Folgen zu kämpfen.  


Herausforderungen

Der Bürgerkrieg in Angola führte dazu, dass viele Menschen im Laufe der Jahre innerhalb des Landes fliehen mussten. Nach dem Ende des Kriegs im Jahr 2002, war es ca. vier Millionen Menschen möglich, in ihre Heimat zurückzukehren. Allerdings blieben viele Menschen auch nach dem Ende des Kriegs „Internally Displaced Persons“ (IDPs). Im April 2019 gab es in Angola fast 70.000 registrierte Geflüchtete von denen rund 30.000 Asyl beantragten. Die meisten Geflüchteten stammen aus der benachbarten Demokratischen Republik Kongo (DRK). Angola wird daher durch den Hohen Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen (UNHCR) unterstützt, um die Sicherheit, Ernährung, Bildung und Gesundheit dieser Menschen sicher zu stellen. Das während des Bürgerkriegs sehr in Mitleidenschaft gezogene Bildungssystem kann nur langsam wieder aufgebaut werden, denn es fehlt dem Land an Finanzen und Personal. Die öffentlichen Gesamtausgaben für Bildung belaufen sich, Stand 2010, auf 3,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und liegt dabei rund ein Prozentpunkt unter den aktuellen Ausgaben für Bildung in Deutschland. Die Alphabetisierungsrate der Bevölkerung über 15 Jahre liegt bei rund 66 Prozent. Außerhalb der Hauptstadt Luanda und den Provinzhauptstädten ist die allgemeine medizinische Versorgung sehr schlecht, was Gesundheitsnotfälle wie die aktuelle COVID-Pandemie zu einer noch größeren Bedrohung macht.

Angola steht auch in ökologischer Hinsicht vor großen Herausforderungen, nicht zuletzt aufgrund des Klimawandels. Dazu zählen ein erhöhtes Risiko von Naturkatastrophen, die zu einem vermehrten Auftreten von Krankheiten führen und die Landwirtschaft beeinträchtigen sowie eine unzureichende Trinkwasserversorgung; der Anstieg des Meeresspiegels mit Auswirkungen auf die Fischerei und die Bedrohung des Wohnraums der Menschen, insbesondere in den Küstengebieten; die Übernutzung des Weidelands und anschließender Ölerosion; die Verwüstung und Abholzung der Wälder und der damit einhergehende Verlust der Artenvielfalt. Eine Schlüsselrolle bei der Bewältigung der Herausforderungen spielt hierbei die Agenda 2063. Sie ist ein gemeinsamer strategischer Rahmen der AU für inklusives Wachstum und nachhaltige Entwicklung auf dem afrikanischen Kontinent. Aktuell kämpfen die Mitgliedsstaaten der AU jedoch noch darum, einen angemessenen Betrag an finanziellen Ressourcen zu erhalten, die für die vollständige Umsetzung der Ziele und Leitprojekte der Agenda 2063 benötigt werden.


Außenpolitik

Das Land strebt nach jahrzehntelangen Bürgerkriegserfahrungen ein wirtschaftlich und politisch sicheres Umfeld an. Es arbeitet daher mit Nachdruck an guten Beziehungen zu all seinen Nachbarstaaten und will sich selbst als verlässlicher und vertrauenswürdiger Partner beweisen. Die Stabilität in der Region hat für Angola große Relevanz: Es arrangiert sich daher für enge grenzüberschreitende Zusammenarbeit, sowohl in ökonomischen als auch in sicherheitsspezifischen Belangen. Angola profitiert von regionalen Bündnissen wie beispielsweise der Wirtschaftskommission für Afrika (UNECA), der Zentralafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECCAS), der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) und der Afrikanischen Union (AU).