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"Unser" Land – Republik Tschad!

Geographie

Tschad ist ein zentralafrikanischer Binnenstaat, der im Norden an Libyen, im Osten an den Sudan und im Süden an die Zentralafrikanische Republik sowie im Westen an Kamerun, Niger und Nigeria grenzt. Mit seinen 1,3 Millionen Quadratkilometern ist es flächenmäßig das fünftgrößte Land Afrikas, was sich zudem über drei Klimazonen erstreckt. Der Tschad besteht etwa zu einem Drittel aus der Sahara im Norden, der ariden Sahelzone in der Mitte und dem tropisch-feuchten Süden. Die wichtigsten Flüsse Chari und Logone vereinigen sich in der Nähe der Hauptstadt N’Djamena und münden in das bedeutendste Binnengewässer des Landes, den Tschad-See, der durch den Klimawandel von der Austrocknung bedroht ist.

 

Wissenswertes

Der Tschad gab einem der frühesten gefundenen menschlichen Vorfahren seinen Namen. 2001 wurde in Borkou ein Fossil entdeckt, das Forscher auf ein Alter von 6 bis 7 Millionen Jahren schätzten. Die Gattung dieser fossilen Überreste tauften die Wissenschaftler Sahelanthropus tchadensis. Bislang gilt diese Gattung als die Wurzel des Stammbaums der Hominini. Sie stehen am Beginn jener Entwicklungslinie von Primaten, aus der der moderne Mensch hervorging.

 

Geschichte

Die Region des heutigen Tschad, deren Besiedlung vor ca. 7 Millionen Jahren begann, wird als Wiege der Menschheit angesehen. In der Geschichte des Landes traten zwischen 900 und 1900 verschiedene zentralafrikanische Monarchien auf. 1910 wurde im Zuge der Kolonialpolitik das Gebiet des späteren Tschad zu einem Teil von Französisch-Äquatorialafrika, 1920 erhielt es den Status einer eigenständigen Kolonie und nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde es als Überseeterritorium Teil der Französischen Union. Seine Unabhängigkeit erlangte die Republik Tschad im August 1960.

In den darauffolgenden Jahren war das Land von ständigen Unruhen und Widerstandsbewegungen geprägt. 1989 gab sich die Republik Tschad eine neue Verfassung und im Juli 1996 wurden die ersten freien Wahlen seit Erreichen der Unabhängigkeit 1960 durchgeführt, die Idriss Déby als Staatspräsidenten bestätigten. Im April 2006 kam es zum Bürgerkrieg mit sudanesischen Rebellentruppen, sodass im Herbst des Jahres für weite Teile Tschads der Ausnahmezustand ausgerufen wurde. Obwohl Anfang 2010 ein Vertrag zur Normalisierung der beiderseitigen Beziehungen unterzeichnet wurde, hat sich die politische Situation bis heute nicht vollständig entspannt.

 

Außenpolitik

Traditionell konzentriert sich der Tschad in seinen Beziehungen auf die unmittelbaren Nachbarn und die Region Zentralafrika. Nach dem Vordringen dschihadistischer Kräfte in Mali beteiligte sich Tschad Anfang 2013 an der von Frankreich geführten Militärmission zur Befreiung der besetzten Gebiete und sodann an der UN-Friedensmission MINUSMA. Zudem entsendete der Staat im Rahmen der sogenannten MISCA-Mission zeitweise Truppen in die Zentralafrikanische Republik, wo es im März 2013 zu einem Umsturz kam. Als ehemalige französische Kolonie unterhält das Land enge Beziehungen zu Frankreich und seit Jahren auch zur EU, dem bedeutendsten Entwicklungshilfegeber. Die Bundesrepublik Deutschland war 1960 nach Frankreich das zweite europäische Land, das mit Tschad diplomatische Beziehungen aufnahm. Deutschland genießt im Land aufgrund dieser jahrzehntelangen engen Beziehungen und dank einer langjährigen substanziellen entwicklungspolitischen Zusammenarbeit erhebliches Ansehen.

 

Wirtschaft

Tschad gilt als eines der am wenigsten entwickelten Länder der Welt und etwa 80 Prozent der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Die Lebensgrundlage für den überwiegenden Teil der Bevölkerung ist die Landwirtschaft, der tschadische Staatshaushalt ist hingegen stark vom Erdölsektor abhängig. In diesem Zusammenhang wird deutlich, dass der Ölpreisverfall seit Ende 2014 den Tschad hart getroffen hat. Obwohl die Energiegewinnung heute weitgehend auf fossilen Brennstoffen beruht, setzt der Staat zunehmend auf erneuerbare Energien, insbesondere Photovoltaik. Das tschadische Straßennetz ist trotz erheblicher Verbesserungen noch nicht ausreichend entwickelt und stellt ein Hindernis für die Wirtschaftsentwicklung dar. Mithilfe von Weltbank, EU, seit 2008 China und derzeit auch durch Eigeninvestitionen wird das Netz asphaltierter Straßen erweitert. Neben dem wichtigsten ausländischen Investor China sind Frankreich, Südafrika, Türkei, Kanada, Brasilien, Indien und die Golfstaaten weitere bedeutende Wirtschaftspartner. Tschad führte 2015 Güter im Wert von etwa 4,1 Milliarden US-Dollar aus; vor allem Erdöl, Lebendvieh, Sesam und Baumwolle. Die Haupt-Importgüter sind Fahrzeuge und Maschinen, industrielle Erzeugnisse, Zucker, Getreide, Nahrungsmittel und Textilien.

 

Kultur und Bildung

Das tschadische Schulsystem basiert auf öffentlichen und privaten Schulen; beide Schultypen sind kostenpflichtig. In ländlichen Gebieten werden Schulen oft von „Elternkomitees“ gegründet und finanziert. Trotz positiver Entwicklung in den vergangenen zwei Jahrzehnten sind nur 37,3 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahre zumindest rudimentär des Schreibens und Lesens kundig; die durchschnittliche Schulverweildauer beträgt in dieser Altersgruppe nur 1,5 Jahre. Allerdings ist der Geschlechterunterschied weiterhin ausgeprägt: Mädchen gehen seltener zur Schule oder verlassen diese deutlich früher als gleichaltrige Jungen. Zudem gibt es im Hochschulsektor weiteren Entwicklungsbedarf.

Neben der 1971 gegründeten Universität von N'Djamena, der größten Universität des Landes mit sieben Fakultäten, existieren heute fünf weitere Universitäten (Abéché, Ati, Doba, Moundou, Sarh) – jedoch mit eingeschränktem Lehrangebot. Angesichts des stetigen und dynamischen Bevölkerungswachstums sind die zahlreichen Herausforderungen in diesem Bereich nur mit großen Anstrengungen zu bewältigen.

 

Konflikte und Herausforderungen

In den Nachbarstaaten Nigeria und der Zentralafrikanischen Republik bestehen gravierende Sicherheitsprobleme in Gestalt von politischer Instabilität und Terrorismus, die in den Tschad hineinwirken. Im Vordergrund steht die Bedrohung durch die nigerianische Terror-Organisation Boko Haram. Aufgrund dieser Herausforderungen sind in Tschad zahlreiche Organisationen der Vereinten Nationen tätig. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR versorgt in Tschad derzeit rund 450.000 Flüchtlinge aus Sudan sowie der Zentralafrikanischen Republik. Etwa 40 Prozent der Fläche des Landes sind der Sahara zuzurechnen; in der sich südlich anschließenden Sahelzone schreitet der Prozess der Desertifikation voran.