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Unterricht in der Königlichen Gewerbschule

Unterricht in der Königlichen Gewerbschule

Die neugegründete Gewerbschule lockt zunächst nur 14 Zöglinge - so nannte man die frischgebackenen Schüler - an; im Laufe des Schuljahres erhöht sich die Zahl aber auf 29, denn das Interesse an der dreijährigen Ausbildung wächst.

Fürs erste richtet man, dem Niveau einer Realschulbildung genügend, eine unterste (dritte) Classe für die Vermittlung von Grundlagen der Mathematik, der Physik und des Zeichnens ein.

Den Anschluß bildet dann die zweite (mittlere ) Classe als Vorbereitung auf das praktisch-mechanische und chemische Studium; unterrichtet werden vor allem Geometrie, Trigonometrie, theoretische Chemie und Maschinenzeichnen. Diese beiden Klassen empfiehlt man hauptsächlich jenen, die sich der Pharmazeutik, der Kaufmannschaft, dem Studium des Berg- und Bauwesens sowie der Forst- und Landwirtschaft zu widmen gedenken. Eine erste (oberste) Classe ist schließlich direkt auf die mechanische und chemische Technik gerichtet und beinhaltet auch praktische Übungen.

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Zunächst beschäftigt man vier Lehrer, von denen insbesondere C. M. Rühlmann als Repräsentant der Technischen Mechanik zu großer Berühmtheit gelangt. In Würdigung seiner herrausragenden wissenschaftlichen Leistungen wird später ein Universitätsneubau (Rühlmannbau) nach ihm benannt. Bekannt wird auch K. A. Rabenstein; nach Ausscheiden aus dem Schuldienst entwickelt er mit der "Pegasus" die erste für den Bahndienst wirklich brauchbare Lokomotive Sachsens.

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Bereits ein Jahr später wird eine zweistufige Baugewerkenschule angegliedert - Fundament für höhere Bildung im Maurer- und Zimmererhandwerk. 1841 kann man für die Leitung erstmals einen Direktor, nämlich J. A. Hülße, gewinnen. Er veranlaßt die Gründung einer neuen Landwirtschaftlichen Abteilung, schließlich die Erweiterung der technischen Unterrichtsfächer und den Übergang zur vierklassigen Ausbildung, ab 1848 dann die Einführung eines vollkommen neuen Lehrplans - eine sichere Garantie, den steigenden Forderungen der Industrie nach wissenschaftlich gebildeten Absolventen zu entsprechen. Auch kann endlich ein neues Gebäude in der Dresdner Straße bezogen werden. Mit der Angliederung einer Mechanischen Baugewerken - und Werkmeisterschule (1855) ermöglicht man sogar praxiserfahrenen Werkführern und -meistern eine Weiterbildung, so daß die Attraktivität dieser Fachschule für die Industrie weiter steigt.

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In den 60er Jahren zählt Sachsen schon zu den führenden Industriestaaten der Welt.Das expandierende Chemnitz liefert neben Dampfmaschinen fast alle einfachen und komplizierten Maschinen: für Spinnerei und Weberei, Schlag- und Wickelmaschinen, Spul- und Feinspinnmaschinen, Walzen- und Schermaschinen, erstmals in Deutschland auch Strickmaschinen, mechanische Webstühle, für Bergwerke und Fabriken Bohr- und Hobelmaschinen, Drehbänke, Turbinen und vieles andere.