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Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
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Die ersten Tage in New York nutzte die Chemnitzer Delegation sowohl zum Sightseeing als auch für einen Besuch bei der deutschen Ständigen Vertretung für die Vereinten Nationen und bei der Friedrich-Ebert-Stiftung. Optimal vorbereitet konnte das Team dann als Vertretung Israels in die Simulation starten. Fazit am Ende der Simulation: Das Team der TU Chemnitz hält den Award als Distinguished Delegation stolz in den Händen. Fotos: privat

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Diplomatie aus Chemnitz

Einblicke ins Reisetagebuch: Studenten nahmen an der weltweit größten Simulation der Vereinten Nationen teil und vertraten die Interessen Israels - am letzten Tag erhielten sie einen bedeutenden Preis

Ein elfköpfiges Team der TU Chemnitz nimmt vom 5. bis 9. April 2009 in New York an der weltweit größten UN-Simulation teil. Auf der so genannten National Model United Nations-Konferenz (NMUN) schlüpfen die Studenten in die Rolle von Diplomaten und vertreten die Interessen Israels. Für die Leser von "Uni aktuell" berichten sie täglich von ihren Erlebnissen.

Vor dem Simulationsstart:

Wir sind gekommen, um New York zu erobern! (Mittwoch, 1. April)

Am Dienstag, dem 31. März 2009, traf die Chemnitzer Delegation in New York City ein. Da es schon später am Abend war, wurden wir von unzähligen funkelnden Lichtern der Hochhäuser begrüßt.

Am Mittwoch stand dann bereits der erste Termin an: Wir waren zu Gast im Deutschen Haus, wo die deutsche Ständige Vertretung für die Vereinten Nationen untergebracht ist. Dort trafen wir Dr. Sonja Kreibich, die zuständige Referentin im dritten Ausschuss der Generalversammlung. Von ihr erhielten wir einen praktischen Einblick in die Arbeitsabläufe eines deutschen Diplomaten bei der UNO. Kreibich, die selbst fast täglich an "echten" Committeesitzungen teilnimmt, erzählte uns viel über den Verlauf der Verhandlungen bis hin zur Erarbeitung von Resolutionen. Dies ist oft recht mühselig, weil die Konsensbildung Ziel der Ausschüsse ist. Trotz ihres Engagements und spürbaren Enthusiasmus zeigte sich Frau Kreibich aber auch kritisch gegenüber der Wirkung der Arbeit der Vereinten Nationen. So kommt es etwa bei einem großen Teil der Staaten sehr selten dazu, dass international vereinbarte Konventionen tatsächlich auch im nationalen Recht umgesetzt werden. Sie setzte jedoch auch Lichtblicke, welche die noch immer große politische Wirkkraft der UNO verdeutlichten. Die UN-Konvention zum Schutz der Rechte von Behinderten, an deren Ausarbeitung sie selbst aktiv beteiligt war, wird nun dauerhaft eine ebenso grundlegende Rolle einnehmen wie die Menschenrechtskonvention.

Wir waren natürlich auch gespannt zu erfahren, was sie uns über die Rolle Israels bei den Vereinten Nationen erzählen könne. Wir erfuhren aus ihrer Perspektive etwas über Gründe und Folgen der israelischen Sonderstellung. So wird der Nahostkonflikt von den politischen Gegnern Israels themenunabhängig stets zur Sprache gebracht und gegen Israel instrumentalisiert. Auch wenn Israel nach wie vor auf wichtige Verbündete in Westeuropa und Nordamerika zählen kann, steht dem noch jungen Staat bei den Vereinten Nationen oft eine Mehrheit konträr gegenüber. Uns wurde wieder einmal deutlich, wie groß die Herausforderung sein wird, Israel zu vertreten. Aber wir freuen uns sehr darauf!

Den freien Nachmittag verbrachten wir damit, Manhattan zu erkunden. Wir liefen durch den Central Park, spazierten am Broadway entlang oder besuchten Ground Zero und die Wall Street. Der Großteil der Studenten ließ den Tag in der Metropolitan Opera ausklingen - wir lauschten den Klängen von Verdis Rigoletto.

(Autoren: Martin Hackthal und Anika Meister)

Frühling in New York und 4000 Jahre Geschichte in 40 Minuten (Donnerstag, 2. April)

Heute durften wir uns am Vormittag etwas ausruhen, bevor nachmittags wieder Konferenzvorbereitungen auf dem Plan standen. Einige von uns verbrachten ihre Zeit erst mit ausgiebigem, typisch amerikanischem Frühstück, bei dem wir die ersten kulturellen Differenzen erlebten. Als Vivienne Kiss sich eine Milch bestellte, lachte die Bedienung so sehr, dass wir dachten sie falle um. Erklärung: In den Vereinigten Staaten trinken nur Kinder Milch und zwar zum Abendbrot. Nachdem wir also etwas für unsere Gesundheit getan hatten, machten wir uns auf, New York weiter zu erkunden. Bei strahlendem Sonnenschein schlenderten wir durch den Central Park, bestaunten das Empire State Building und das Rockefeller Center, vor dem man sogar bei solch warmem Wetter noch Schlittschuh laufen kann.

Mittags trafen wir uns vor dem New York Jewish Museum, um an einer Führung durch die Dauerausstellung über jüdische Geschichte, Religion und Kunst teilzunehmen. 4000 Jahre in 40 Minuten: In "New York Geschwindigkeit" bekamen wir einen Einblick in die wichtigsten Traditionen und geschichtlichen Ereignisse des Judentums vermittelt. Das Jüdische Museum in New York verfügt über die größte Anzahl jüdischer Reliquien und wir erfuhren viel über die bedeutungsvollsten jüdischen Feiertage Pessach, Yom Kippur und Channuka. Die Führerin machte uns immer wieder die Einflüsse jüdischer Religion auf jüdische Kultur aufmerksam. Dies war insbesondere an der künstlerischen Gestaltung der siebenarmigen Leuchter, den Menoras, aus verschiedenen Ländern sichtbar.

Nach dem Besuch des jüdischen Museums trennte sich die Gruppe, um sich individuell auf das abendliche Speech Writing Briefing vorzubereiten. Zu jedem möglichen Thema, welches in den Komitees behandelt werden könnte, erarbeiteten wir Reden, die wir abends zusammen besprachen. Jeder trug eine kurze Rede vor, die 45 Sekunden nicht überschreiten durfte, um die Rahmenbedingungen während der Simulation möglichst real zu erproben. In den kommenden Tagen werden wir dies vertiefen, um gleich zu Beginn der Simulation, am Sonntagabend, die ersten Reden halten zu können. Nach dem Abendessen kam die gesamte Delegation zusammen, um den Abend gemeinsam ausklingen zu lassen und den 22. Geburtstag von Philine Meyreiß zu feiern.

(Autoren: Amelie Prenzler und Arne Ehritt)

Auf der Zielgeraden: letzte Vorbereitungen auf die Simulation (Freitag, 3. April)

Am dritten Tag unseres Aufenthalts in New York stand am frühen Nachmittag ein Termin in der Friedrich-Ebert-Stiftung (FES) an. Nachdem uns der Direktor des Büros Werner Puschra begrüßte und einige einführende Worte zum FES-Büro in New York an uns richtete, berichtete uns der Praktikant des Büros einiges über die Arbeit der Stiftung. Die FES eröffnete Ende der 1970er Jahre das Büro in New York und ist bis heute die einzige deutsche Stiftung, die in New York präsent ist und sich speziell mit multilateralen Kooperationen beschäftigt.

Die Haupttätigkeitsfelder der Mitarbeiter des Büros sind Sozial- und Wirtschaftsfragen sowie Friedens- und Sicherheitspolitik. Dabei sehen sie sich vor allem als eine Art "Verbindungsbüro", das eine Plattform für die Abstimmung der Interessen und die Zusammenarbeit von UNO, Weltbank, IWF und NGOs bietet. Neben entsprechenden Fachforen zur Wahrnehmung dieser Aufgabe, wird durch eine große Zahl von Publikationen aktuelle Entwicklungen und Zusammenhänge in den genannten Arbeitsschwerpunkten dargestellt. Im Anschluss an die einführenden Darstellungen standen uns zwei Referenten des Büros zur Verfügung, die vertiefend auf die zuvor angeschnittenen Themen eingingen und unsere Fragen - vor allem zur Rolle von NGOs innerhalb der UNO - beantworteten.

Sowohl der Vormittag als auch der sich an den Termin anschließende späte Nachmittag stand den Teilnehmern zur freien Gestaltung zur Verfügung. Einige Kunstfreunde aus der Delegation besuchten das Museum of Modern Arts in New York und waren von der vielfältigen Ausstellung begeistert. Ferner nutzten wir die freie Zeit, um in Cafés oder auf dem Hotelzimmer unsere Reden für die Konferenz vorzubereiten. Den Abschluss des heutigen Tages bildete ein gemeinsames Abendessen und die Gruppenevaluation der vorbereiteten Reden. Die Spannung, aber auch die Vorfreude auf die nahende Simulation steigen merklich an, der damit verbundene gestiegene Vorbereitungs- und Koordinationsbedarf jedoch auch. Langweilig wird es uns in den nächsten Tagen sicher nicht werden!

(Autoren: Alexander Dierks und Philine Meyreiß)

Auf den Spuren eines echten New Yorkers (Samstag, 4. April)

Bevor es ab morgen in die heiße Phase unseres Aufenthaltes in New York geht und die Simulation beginnt, stand unser letzter "simulationsfreier" Tag noch einmal ganz im Zeichen der wichtigsten Sache eines Touristen: Sightseeing. Frisch gestärkt mit Donuts, Bagels und natürlich mit Kaffee, stand uns dabei mit Lenny ein ausgewiesener Experte und typisches New Yorker Eigengewächs zur Seite. Mit zahlreichen interessanten Geschichten ließ er uns tiefer in die Geschichte des Big Apple einblicken. Unseren Rundgang starteten wir am Washington Square, wo sich die New York University befindet. Gemessen an ihrer Zahl der Studenten, ist sie mit rund 40.000 Studenten die größte private Universität der USA.

Dann ging es nach Soho, das in den letzten Jahrzehnten einer Transformation von einem Zentrum für Künstler und Musiker, hin zu einer der teuersten Wohngegenden in Manhattan unterlag. Zahlreiche kleine Restaurants und Cafés prägten das Bild des nächsten Stadtteiles, in den uns Lenny führte: Little Italy. Dabei hatten wir mitunter das Gefühl, dass an der nächsten Ecke Don Corleone oder andere Mitglieder seiner Familie auf uns warten würden, erinnerten uns doch zahlreiche Straßenzüge an bekannte Filme wie "Der Pate" oder "Gangs of New York".

Allerdings drängen inzwischen mehr und mehr Chinesen aus dem angrenzenden Chinatown nach Little Italy, den viele italienischstämmige Bewohner bereits verlassen haben. In Chinatown schließlich, führte uns Lenny in einen Laden, in dem es typische chinesische Artikel zu bestaunen gab. Über getrocknete Haifischflossen, exotische Gewürze bis hin zu bizarr anmutenden Tierprodukten gab es viele verschiedene Dinge zu sehen. Über den Legal District, in dem sich wichtige Behörden und Gerichte der New Yorker Justiz sowie das Rathaus befinden, ging es über die Brooklyn-Bridge in den gleichnamigen Stadtteil New Yorks. Nachdem wir auf der etwas zugigen Brücke zahlreiche Fotos geschossen haben, endete dort auch unser "kleiner" Stadtrundgang, der sich nun schon merklich in Beinen und Füßen bemerkbar machte. Im "Juniors", einem bekannten Restaurant in Brooklyn, folgte abschließend ein Essen der Superlative, was uns noch vor eine große Herausforderung stellen sollte. Serviert wurden uns nämlich Sandwiches, bei denen aufgrund von Bergen an Fleisch die Toastscheiben kaum noch zu sehen waren. Zum Dessert wurde New Yorker Käsekuchen gereicht, der mit Erdbeeren belegt war, die so groß wie Tomaten waren. Mit anderen Worten, typisch amerikanisch eben. Nach diesem äußerst nährstoffreichen Essen, bedankten und verabschiedeten wir uns bei Lenny, der mit seiner wunderbaren und unvergleichlichen Art diesen Tag zu einem Höhepunkt unseres bisherigen Aufenthaltes werden ließ.

Ab morgen heißt es dann schließlich: Let the sessions begin! Wir sind gespannt und voller Tatendrang!

(Autoren: Philipp Steinmetz und Lars Bormann)

Während der Simulation:

Heute wurde es endlich ernst! (Sonntag, 5. April)

In den vergangenen Tagen bemerkten wir bereits eine Verjüngung des Publikums im Hotel - immer mehr Delegationen reisten an. Das erste offizielle Zusammentreffen war um 13 Uhr angesetzt. Vor dem Beginn der "Sessions" gaben die Organisatoren den Delegierten noch einmal die Möglichkeit, Fragen zu den Regeln und Abläufen zu stellen. Die Zeit davor wurde von uns zur Vorbereitung genutzt: Botschaften an für uns relevante Delegationen wurden verfasst, Reden überarbeitet und erste strategische Vorgehensweisen durchdacht.

Nach dem Pflichtteil sammelten wir noch einmal Kräfte und stärkten unsere Motivation, indem wir uns klar darüber wurden, wo wir sind: in New York! Und um uns endgültig auf unsere Rolle als Diplomaten vorzubereiten, erklommen wir das Rockefeller Center. Dieser athletischen "Gipfelerstürmung" werden hoffentlich viele Politische folgen.

Diese Stadt und ihre großartige, internationale Atmosphäre sowie die einmalige Möglichkeit, mit Studenten aus aller Welt die Arbeit der Vereinten Nationen simulieren zu dürfen - und wahrscheinlich auch der erste Sonnenschein seit vier Tagen - hoben unser aller Laune noch einmal beträchtlich. Nach der nötigen Stärkung folgte dann um 18.45 Uhr die "Kabinenansprache" unseres Faculty Advisors Sue, in welcher sie uns noch einmal in unserer Zuversicht und Motivation bestärkte.

Die ersten Sessions liefen bei allen ausgezeichnet, wir konnten meistens unsere erste Motion, "A minute of silent prayer for the victims of the Shoa" (eine Schweigeminute) anbringen und einige hielten auch schon ihre ersten Rede(n). Wir freuen uns auf die nächsten Tage. Morgen begrüßen wir den israelischen Botschafter und werden uns noch einige Tipps holen. Let‘s rock the committees!

(Autoren: Philipp Karl Eberle und Arne Ehritt)

Lange Stunden als Diplomaten (Montag, 6. April)

Der Tag versprach sehr abwechslungsreich und lang zu werden: Als erstes stand ein Briefing mit Amir Weissbrod, Minister Counsellor bei der Ständigen Vertretung Israels zu den Vereinten Nationen, auf dem Programm. Im kleinen Kreis hatten wir die Möglichkeit, konkrete Fragen zur israelischen Außenpolitik und Rolle in der UN zu stellen. Er begrüßte unsere doch sehr spezifischen Fragen und antwortete ausführlich zu den Themen Abrüstung, Desertifikation und dem extremen Anstieg der Nahrungsmittelpreise auf dem Weltmarkt. Die so erworbenen Informationen konnten wir anschließend sofort in die Arbeit der Komitees einbringen.

Ganz wie echte Diplomaten standen wir anschließend eine ganze Weile im Regen. Der Grund war die lange Schlange vor den Sicherheitskontrollen der Vereinten Nationen und das typische Aprilwetter im Big Apple. Im Plenarsaal der Generalversammlung wurde die diesjährige NMUN-Session offiziell eröffnet. H.E. Kiyotaka Akasaka und H.E. B. Lynn Pascoe, beide Under-Secretary-Generals bei den Vereinten Nationen, gaben uns als Gastredner noch einmal zusätzliche Motivation, nicht nur für die Arbeit in den Komitees, sondern darüber hinaus auch für unseren persönlichen Lebensweg. Da der derzeitige Generalsekretär Ban Ki-moon leider nicht anwesend sein konnte, wurde seine Willkommensrede von Kiyotaka Akasaka verlesen.

Von diesen Worten tief bewegt gingen wir mit neuem Elan zurück in unsere Komitees. Die heutige Nacht werden wir damit verbringen, unsere Antworten bezüglich des Nahost-Konflikts vorzubereiten, welche wir morgen auf Einladung des Sicherheitsrats vor selbigem präsentieren werden. Ganz nach dem Motto von Under-Secretary Lynn Pascoe: "To disagree without being disagreable".

(Autoren: Vivienne Kiss und Georg Sanderhoff)

Israel berichtet vorm Sicherheitsrat zur Lage im Nahen Osten (Dienstag, 7. April)

Dienstag, 07. April 2009: der dritte Tag unserer Konferenz. In den einzelnen Committees gingen die Verhandlungen heute in die heiße Phase. Gerade in den Arbeitsgruppen, in denen es um sicherheitspolitische Fragen ging, war es für Israel besonders wichtig, seine Positionen in den jeweiligen Papieren unterzubringen. Hierfür waren viele Gespräche notwendig, zum Teil auch über Drittstaaten, um mit Ländern kommunizieren zu können, mit denen Israel sonst keine offiziellen diplomatischen Beziehungen pflegt. So wurden die europäischen Partner gebeten, mit Staaten der Nahostregion zu verhandeln, die USA boten sich als übergeordneter Leiter der Gespräche an. Trotzdem waren einige Staaten nicht gewillt, mit uns zu verhandeln. Libyen beispielsweise grüßt uns noch nicht mal im Fahrstuhl nach Ende der offiziellen Sitzungen. Das entspricht natürlich genau dem Prinzip des "Stay in Character" - so realitätsnah wie möglich einen Diplomaten des zugewiesenen Landes zu repräsentieren.

Wir werden als Israel häufig angesprochen, aber viele verzweifeln auch mit uns, da unsere politischen Positionen natürlich auch nicht immer leicht zu verstehen sind. Ganz wie vom israelischen Diplomaten Amir Weissbrod am Montag berichtet, verhalten wir uns bei technischen Fragen, wie Gesundheitsvorsorge, Zugang zu Bildung oder Katastrophenschutz pragmatisch und kooperieren international. Fragen der Sicherheit werden jedoch strikt an die nationale, israelische Politik angelehnt und das bedeutet, der Schutz der Souveränität vor Angriffen der Nachbarländer ist das Wichtigste.

Der besondere inhaltliche Höhepunkt am heutigen Mittwoch war eine Ladung vor den Sicherheitsrat, um Fragen den Nahostkonflikt betreffend, zu beantworten. Nachdem wir um halb sechs Uhr morgens aufgestanden waren, um uns in aller Ausführlichkeit vorzubereiten, brachen wir gegen neun auf, um unsere Politik zu erörtern. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass die ausgewählten israelischen Delegierten eine gute Figur machten und auf die gestellten Fragen überzeugende Antworten geben konnten. So überzeugend, dass sie am Abend direkt nochmals zu einer Nachfolgesitzung gebeten wurden.

Neben den offiziellen Verhandlungen waren heute auch Gastredner eingeladen: echte UNO-Mitarbeiter, Journalisten und Autoren. Mit viel Witz erzählten sie aus ihrem Alltag und den Problemen, zu denen die strengen diplomatischen Richtlinien manchmal führen können. Am Abend feilten wir mit letzer Kraft an unseren Papieren und vielen danach todmüde ins Bett. Morgen geht es in den Endspurt: die Abstimmungen stehen auf dem Programm. Bleibt uns nur zu wünschen, dass wir unsere Forderungen in der UNO verteidigen können und wir wünschen: Mazal tov, Israel!

(Autoren: Susanne Günther und Alexander Dierks)

Diplomaten im Endspurt (Mittwoch, 8. April)

Am Morgen wurde in allen Komitees und Kommissionen noch einmal intensiv über die verschiedenen Draft Resolutionen und Draft Reports diskutiert. Verschiedene Änderungen wurden eingebracht, natürlich in Absprache mit den Autoren, denn Ziel in der UNO ist ja ein größtmöglicher Konsens. Viel diplomatisches Feingefühl war dafür erforderlich. Nach der Mittagspause wurde nach intensiven Debatten über die Entwürfe abgestimmt. Dabei konnten wir, die israelischen Delegierten, erfolgreich unsere Ideen durchsetzen und die Resolutionen und Reports wurden nach drei Tagen intensiver Arbeit endlich Realität. Nach dem Abstimmungsverfahren waren wir alle erleichtert, dass wir erfolgreich gearbeitet hatten und nun die Anspannung der letzten Tage von uns wich.

Am Abend gönnten wir uns zum positiven Abschluss der Verhandlungen ein typisch amerikanisches Abendessen mit Burgern, Sandwiches und Spare Ribs. Zu unserer aller Freude war unser "Stadtführer" Lenny wieder mit von der Partie. Lenny brachte Mitglieder seines deutschen Stammtisches mit, die mit uns ihr Vokabular zu erweitern versuchten. Dies war ein insgesamt gelungener Anschluss unserer erfolgreichen Verhandlungen.

Morgen geht es noch einmal zur UNO, um ein letztes Mal und endgültig über die geschriebenen Dokumente abzustimmen. Anschließend findet im Plenarsaal des Hauptquartiers die Abschlusszeremonie statt, auf der die Awards bekannt gegeben werden. Jetzt heißt es warten und Daumen drücken, aber wir haben unser bestes gegeben und sind schon jetzt stolz!

(Autorin: Susanne Günther)

Einen Award für Chemnitz und für Israel (Donnerstag, 9. April)

Der letzte Tag der diesjährigen NMUN begann mit einer freudigen Überraschung: Während wir Delegierten noch selig schliefen, weckte uns unser Faculty Advicer Susanne Günther mit der guten Nachricht, dass unsere Delegation einen Award mit nach Deutschland bringen darf. Unser Engagement und Auftreten als israelische Delegation überzeugte die Organisatoren der diesjährigen Session so sehr, dass sie uns den Award als Distinguished Delegation, was die zweithöchste Ehrung überhaupt bedeutet, verlieh.

Doch bevor es zur Verleihung des Awards kam, stand erst noch einmal ein anstrengender Arbeitsmorgen an. Im Hauptgebäude der Vereinten Nationen stimmten alle Delegationen der NMUN abschließend im Plenarsaal der Generalversammlung über die, in den letzten drei Tagen in den verschiedenen Komitees erarbeiteten Resolution und Reports ab. Die Abstimmung dauerte über drei Stunden und es zeigte sich, wie schwer und langwierig das Abstimmungsverfahren im UN-Alltag sein kann. Obwohl nur vereinzelt Resolutionen zur Abstimmung standen, wurde um jede Resolution, teilweise sogar um einzelne Absätze, hart gefeilscht. Nach der Abstimmung hatten wir Zeit, dass UN-Gebäude zu erkunden, da wir bis zur Abschlusszeremonie dort blieben. Es gab die Möglichkeit, sich im Buchladen mit UN-Publikation einzudecken, und Ausstellungen - beispielsweise über den Völkermord in Ruanda - erinnerten uns an die wichtige Rolle, die die Vereinten Nationen im Kampf gegen Kriege, Hunger und Armut einnimmt. Um 16 Uhr begann die Abschlusszeremonie und wir durften stolz unseren Award entgegennehmen. Alle etwas müde und aufgeregt zugleich, beendeten wir die diesjährige NMUN mit einem gemeinsamen Abendbrot bei einem kleinen, gemütlichen italienischen Restaurant. Und sind schon jetzt gespannt, welches Land wir im kommenden Jahr vertreten dürfen.

(Autoren: Martin Hackethal und Philine Meyreiß)

Weitere Informationen zur UN-Simulation und dem Projekt der Chemnitzer Studierenden: http://www.tu-chemnitz.de/nmun/

Katharina Thehos
02.04.2009

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