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Herausragende Auszeichnung für Chemnitzer Historikerin

Margarete Tiessen von der TU Chemnitz erhielt für ihre Dissertation den renommierten Wolf-Erich-Kellner-Preis 2021

Margarete Tiessen, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte (Leitung: Prof. Dr. Alexander Gallus) der Technischen Universität Chemnitz, wurde für ihre Dissertation mit dem Titel „Creating Liberal Germany from Empire to Exile: The Fischer Circle, 1908-1950“ mit dem diesjährigen Preis der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung ausgezeichnet. Dieser renommierte deutsche Wissenschaftspreis wird für Arbeiten über die Grundlagen, die Geschichte und die Politik des Liberalismus vergeben. Er erinnert an den früh verstorbenen liberalen Politiker und Wissenschaftler Wolf Erich Kellner (1930-1964). Tiessen hatte ihre Dissertation Ende 2020 an der University of Cambridge eingereicht.

Umfassende Quellenarbeit rund um den Berliner S. Fischer Verlag

Der Preis wurde Margarete Tiessen im Rahmen des 19. Kolloquium zur Liberalismus-Forschung übergeben, das vom 4. bis 5. November 2021 an der Friedrich-Schiller-Universität Jena stattfand. Ihre Arbeit rekonstruiert auf Basis einer Fülle archivalischer Quellen und Publikationen rund um den Berliner S. Fischer Verlag die Entwicklung des Staats- und Freiheitsdenkens progressiver Liberaler von der letzten Dekade des deutschen Kaiserreiches bis hin zur Zeit des US-amerikanischen Exils der Verlegerfamilie und ihrer Autorinnen und Autoren.

„Die Geschichte des Fischer-Kreises ist sowohl ideengeschichtlich als auch biographisch aus heutiger Perspektive ein Zeugnis des Vergessens und Vergessenwerdens“, so Tiessen. „Die Untersuchung der geographisch weit verstreuten archivalischen Nachlässe dieser deutsch-jüdischen Intellektuellen hat einen Dualismus von theoretischem Ideenreichtum auf der einen Seite und persönlicher Ausgrenzung und Verfolgung auf der anderen aufgedeckt, der eine ganz eigene, nicht mehr abzuschüttelnde historische Tragik vermittelt. In diesem Sinne freut mich die Auszeichnung nicht zuletzt für die Denkerinnen und Denker, die ich der Ideengeschichte mit meiner Arbeit neu vorgestellt habe“, so die Forscherin der TU Chemnitz.

„Eine wirklich glänzende Darstellung“

Die Forschungsarbeit zeige, dass es in der reichen Forschungsliteratur zur Geschichte des deutschen Liberalismus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts tatsächlich noch Lücken gebe, so der Marburger Historiker und stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende der Wolf-Erich-Kellner-Gedächtnisstiftung Eckart Conze in seiner Jenaer Laudatio auf Tiessens Dissertationsschrift. Conze konstatierte eine methodisch gelungene „Verknüpfung von Ideengeschichte oder intellectual history im Sinne J. G. A. Pococks und Quentin Skinners und Verlagsgeschichte“, aus der sich die besondere Perspektive der Arbeit ergebe. „Die demokratische Transformation des Liberalismus, seine von Skepsis und Zweifeln begleitete Annäherung an den demokratischen Staat“, so Conze weiter, finde in Tiessens Dissertation „nicht nur eine exzellente Analyse, sondern auch eine wirklich glänzende Darstellung“.

Matthias Fejes
10.12.2021

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