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Die Hintergründe

Als im Jahr 1383 der portugiesische König Fernando I. (dt.: Ferdinand I.) verstarb, war seine Tochter Beatriz, die einzige legitime Erbin des portugiesischen Thrones, bereits Königin von Kastilien. Damit konnte Kastilien seine Ansprüche auf den portugiesischen Thron geltend machen und sich mit Portugal zu einem großen Königreich vereinen.

Die Aussicht auf die Vereinigung der beiden Königshäuser spaltete die portugiesische Gesellschaft. Während sich der Großteil des Adels dafür aussprach, stellte sich das städtische Bürgertum geschlossen dagegen. João (dt.: Johann, später Johann I.), der Halbbruder und Nachfolger des verstorbenen Königs und Großmeister des Ritterordens von Avis, stellte sich mit seinem Gefolge auf die Seite des Bürgertums.[1]

Die Schlacht

Das Interesse des kastilischen Königshauses an Portugal führte schließlich zur Invasion Portugals durch die Truppen Juan I. von Kastilien (dt.: Johann I.). Am 14. August 1385 kam es zur Schlacht von Aljubarrota, die nach dem Ort des Geschehens benannt ist, der sich in der Nähe des Schlachtfeldes befand. Die portugiesischen Truppen unter dem Heerführer Nuno Álvarez Pereira hätten gegen das besser ausgerüstete und fünfmal größere kastilische Heer de facto nur verlieren können. Und dennoch: Durch die genialen Taktiken ihres Heerführers und mit der Hilfe von englischen Bogenschützen konnte das kastilische Heer vernichtend geschlagen werden.

Um die Einheit im Kampf, bestehend aus Herr und Volk, zu verdeutlichen, wurde die Legende von der tapferen Bäckerin geschaffen. Demnach soll die Bäckerin von Aljubarrota, Brites de Almeida, mit ihrem Teiglöffel allein sieben Spanier niedergestreckt und im Backofen verbrannt haben.[2] Nach dem Sieg über die Spanier wurde João, dem zuvor schon vom Bürgertum die Krone angetragen wurde, nun endgültig zu João I., dem König von Portugal gekrönt. Damit konnte die Souveränität gegenüber Kastilien bewahrt werden.

Die Erinnerung - Das Schlachtfeld von Aljubarrota

Betritt der Besucher heute das ehemalige Schlachtfeld von Aljubarrota, trifft er am Rand auf die Capela de São Jorge (dt.: Kapelle des heiligen Georg). Nuno Álvarez Pereira hatte sie 1393 zum Gedenken an die Schlacht und aus Dankbarkeit für die Jungfrau Maria errichten lassen.[3] Die kleine, weiße Kapelle hat nur ein kleines Rundfenster über der Eingangstür. Von außen wie auch von innen ist sie eher schlicht gehalten. Einige Schritte entfernt befinden sich verschiedene Holzkonstruktionen, die bei näherer Betrachtung Bögen symbolisieren. Genauer gesagt handelt es sich um die Bögen der englischen Bogenschützen, die einen wesentlichen Anteil am portugiesischen Sieg in der Schlacht von Aljubarrota hatten. Rechts von dieser Konstruktion kann man einige Stufen hinaufgehen, die zu einem circa eineinhalb mal drei Meter großen Steinrelief führen. Dieses Relief bildet die sich gegenüberstehenden feindlichen Armeen und ihre einzelnen Einheiten ab. Man kann die Kavallerie, die Infanterie und auf portugiesischer Seite auch die Bogenschützen erkennen. Dieses Steinrelief stellt eine Hommage an den Feldherren Nuno Álvarez Pereira dar, dessen Name sich in Form einer Inschrift über den Köpfen der Soldaten wiederfindet.

Am Rande des Schlachtfeldes und gegenüber der Kapelle befindet sich das Museu Militar da Batalha de Aljubarrota (dt.: Militärmuseum der Schlacht von Aljubarrota), das 1986 eröffnet wurde.[4] Zusammen mit dem Schlachtfeld, der Kapelle und einer etwas weiter entfernten mittelalterlichen Burg wird das gesamte Terrain als Campo Militar de São Jorge (dt.: Militärgelände des heiligen Georg) bezeichnet. Im Jahr 2002 entstand die Idee, das Militärmuseum in ein Zentrum der Interpretation zur Schlacht von Aljubarrota umzugestalten. In Zusammenarbeit mit dem Kultur- und Verteidigungsministerium und mit finanzieller Förderung durch ein staatliches Kulturprogramm wird es derzeit realisiert. Insgesamt werden dabei 4,2 Millionen Euro investiert, die das bisher eher typische Museumskonzept in ein Zentrum mit Merchandising-Areal und Cafeteria verwandeln sollen.[5] Initiator dessen war die Stiftung der Schlacht von Aljubarrota, die sich der Bewahrung und Konservierung dieser und anderer für die portugiesische Geschichte zentralen Schlachten verschrieben hat.[6]

Die Erinnerung an die so bedeutsame Schlacht von Aljubarrota soll nicht nur durch die Erhaltung des Schlachtfeldes und der dazugehörigen Elemente wie Kapelle und Steinrelief aktiviert werden. Auch soll ein eigens geschaffenes Interpretationszentrum Kenntnisse über die Schlacht vertiefen.

Das Kloster von Batalha

Batalha (dt.: Schlacht) ist eine portugiesische Kleinstadt mit 7.500 Einwohnern, die ca. 100 Kilometer nördlich von Lissabon im Distrikt Leiria liegt. Bekannt ist sie für ihr aus dem 14. bis 16. Jahrhundert stammendes Kloster Mosteiro de Santa Maria da Vitória (dt.: Kloster der heiligen Maria des Sieges), im alltäglichen Sprachgebrauch meist schlichtweg als Mosteiro da Batalha (dt.: Kloster der Schlacht) bezeichnet. Das Kloster gehörte damals dem Dominikanerorden und wurde nach der Schlacht von Aljubarrota, in der Portugal das Königreich Kastilien besiegte, binnen 150 Jahren errichtet.

Die Vorgeschichte der Errichtung des Klosters von Batalha wird aus folgender Überlieferung rekonstruiert: Angeblich hatte der portugiesische König João I. (dt.: Johann I.) vor der Schlacht von Aljubarrota am 14. August 1335 versprochen, der Jungfrau Maria ein Kloster zu errichten, wenn sie dem portugiesischen Heer in der Schlacht gegen die zahlenmäßig überlegene und besser ausgerüstete Streitmacht des Königreichs Kastilien beistehen würde. Da das portugiesische Heer als Sieger aus dieser Schlacht hervorging, kann das Kloster noch heute bewundert werden. Es ist urkundlich bewiesen, dass das Kloster im Jahre 1388 dem Dominikanerorden übergeben wurde. Man geht davon aus, dass das Bauvorhaben in erster Linie durch das Königshaus finanziert wurde, wodurch sich auch die anspruchsvolle Architektur erklären lässt sowie die ungewöhnliche Größe und Monumentalität, die untypisch ist für ein Kloster dieses Bettelordens.

Architektur

Als erster Baumeister des Klosters von Batalha gilt der wohl aus Portugal stammende Afonso Domingues, auf dessen Pläne der Grundriss, die Sakristei und der Claustro Real (dt.: Königlicher Kreuzgang) zurückgehen. Die Kirche selbst ist eine dreischiffige Basilika mit einschiffigem Querhaus und wird im Osten durch eine komplexe Bogenkonstruktion abgeschlossen.

Der Bau des Klosters wurde nach dem Tod Domingues' 1401/1402 durch den Baumeister Huguet fortgesetzt, der vermutlich aus Katalonien stammte. Dieser vollendete den Bau weitgehend nach den Plänen Domingues', veränderte jedoch den markanten bauplastischen Schmuck an der Westfassade und gab weiten Teilen der Außenfassade eine feingliedrigere Struktur (z.B. den Gewölberippen und Fenstern), anders als Domingues es ursprünglich vorgesehen hatte.

An der Ostseite des Kirchenschiffes befindet sich der Kreuzgang. Dieser wurde ebenfalls unter Huguet erbaut, wobei die baulichen Voraussetzungen schon unter Domingues geschaffen worden waren. Huguets Handschrift lässt sich in den feingliedrigen Verzierungen der Bögen des Arkadenganges erkennen. Sie stammen aus der Zeit zu Beginn des 16. Jahrhunderts und gehören der Epoche der Spätgotik an. Da diese in Portugal ihre Ausprägung durch den König Manuel I. erfuhr, wird sie auch als Manuelinik bezeichnet.

 

Erinnerung

Das Mosteiro da Batalha wurde erbaut, nachdem die portugiesische Souveränität gegenüber dem kastilischen Thronprätendenten gesichert war und wird auch als Symbol der durch João I. neu gegründeten Königsdynastie der Avis angesehen. Es ist somit bis heute ein Sinnbild der portugiesischen Unabhängigkeit von Spanien. Dieser Bezug wird umso deutlicher, wenn man die Reiterstatue von Nuno Álvares Pereira vor dem Kloster betrachtet, der das portugiesische Heer in der Schlacht von Batalha erfolgreich zum Sieg geführt hatte.

Dem Besucher wird besonders die Größe und Monumentalität des Klosters auffallen, das sich in einer eher eintönigen und wenig besiedelten Region befindet. Auch der manuelinische Baustil des Klosters stellt die architektonische Umsetzung der portugiesischen Eigenart dar, auf die man noch heute stolz ist.

Die enge Verbindung zwischen der königlichen Familie, der Schlacht von Batalha und dem Kloster ist auch in der Kirche sichtbar. So wurde der Bau der Capela do Fundador (dt.: Kapelle des Stifters) 1434 beendet, woraufhin João I. und seine bereits 1416 verstorbene Frau Filipa de Lencastre, darin beigesetzt werden konnten. Der Doppelsarkophag des Paares steht dabei in der Mitte der Kapelle, während sich die Grabstätten weiterer Mitglieder der Königsfamilie in den Wandnischen befinden. Darunter auch der Sohn Joãos I., Infante D. Henrique (dt. Heinrich der Seefahrer).

Das Kloster wurde nach der napoleonischen Besatzung aufgelöst und in Staatsbesitz übertragen. Seit dem 19. Jahrhundert ist man mit Restaurationsarbeiten am Kloster beschäftigt, die so umfangreich und grundlegend waren, dass sie eher einem Neubau ähnelten. So wurden alle Maßwerke, Strebebögen sowie Teile des Dachbereichs erneuert und die gesamte Kirchenausstattung entfernt. Weiterhin unterzog man den Bau im Laufe des 16. bis 19. Jahrhundert einer 'Purifizierung nach gotischem Vorbild', wobei Teile des Klosters vollkommen abgerissen wurden. Heutzutage muss eine permanente Instandhaltung des Klosters gewährleistet werden, da der zum Bau der Kirche verwendete Kalkstein den heutigen Umwelteinflüssen nur schwer standhalten kann.

1980 wurde das Kloster als Museum eröffnet und erhielt bereits drei Jahre später einen Eintrag in die Liste der UNESCO als Weltkulturerbe.[7]

Wibke Saalfeld und Romy Hillig


[1] Vgl. Bernecker/Pietschmann 2001: 19f.
[2] Quellenbefunde für diese Episode sind sehr spärlich. Dass aber die Bäckerin von Aljubarrota als Erinnerungsort die Realität überlebte, beweist die Tatsache, dass verschiedene Orte der Erinnerung der Bäckerin gedenken. So erinnern eine Inschrift und eine Statue in Aljubarrota an die Rolle der Bäckerin im Krieg um die Wahrung der Unabhängigkeit.
[3] Vgl. Monteiro 2003: 7.
[4] Vgl. Associação dos Amigos do Campo Militar de S. Jorge 2001.
[5] Vgl. Fundação Batalha de Aljubarrota 2006b.
[6] Vgl. Fundação Batalha de Aljubarrota 2006a.
[7] Vgl. Instituto Português do Património Arquitectónico 2007.



Bibliografie:

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