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Jirka Zapletal, Student der Euopa-Studien an der TU Chemnitz, berichtet über die weltweit größte Simulation der Vereinten Nationen: die "National Model United Nations" in New York. Foto: privat

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Zum zweiten Mal bei den Vereinten Nationen

Einblicke ins Reise-Tagebuch: Jirka Zapletal, der in Chemnitz European Studies studiert, berichtet von der weltweit größten UN-Simulation in New York

Eine zwölfköpfige Studenten-Delegation der TU Chemnitz vertritt vom 22. bis 26. März 2005 in New York bei der National Model United Nations-Konferenz, der weltweit größten Simulation der Vereinten Nationen, die Interessen von Georgien. Außerdem reist der Chemnitzer Medieninformatik-Student Markus Giray nach New York, um die Inselrepublik Mauritius zu vertreten. Der 24-Jährige ist einer von 25 Teilnehmern der Delegation des Vereins für Jugendbildung in Gesellschaft und Wissenschaft. Jirka Zapletal, einer der Teilnehmer, gewährt den Lesern von "Uni aktuell" und der Annaberger Ausgabe der "Freien Presse" Einblicke in sein Reise-Tagebuch.

17.03.2005: Zum zweiten Mal auf zur UN-Simulation

Zur Zeit geht es bei mir ganz schön stressig zu. Nach einem 18-tägigen Praktikum als Student der Europa-Studien mit wirtschaftswissenschaftlicher Ausrichtung beim Europäischen Parlament in Brüssel und Straßburg hieß es am Mittwoch bei meiner Heimkehr ins erzgebirgische Thum ganz schnell Wäsche waschen. Denn bereits Donnerstag früh startete von Nürnberg aus mein Flieger nach Amsterdam. Von dort ging es weiter nach New York.
In der US-Metropole werde ich zum zweiten Mal bei den Vereinten Nationen an der weltgrößten Politsimulation, der National Model United Nations, teilnehmen. Im vergangenen Jahr vertrat ich mit zehn Kommilitonen Mazedonien, wobei meine Arbeit vor allem die internationale Kriminalitätsbekämpfung im Ausschuss INTERPOL umfasste. Gemeinsam mit weiteren elf Studenten der Technischen Universität Chemnitz gehört es diesmal zu meinen Aufgaben, zehn Tage lang in den richtigen UN-Gebäuden die Interessen Georgiens zu vertreten. Unser Sachsen-Dutzend wird in verschiedenen Ausschüsse der Vereinten Nationen präsent sein. Ich bin Alleinvertreter Georgiens im Europa-Rat.
Auf diese Reise habe ich mich wieder intensiv vorbereitet, obwohl ich schon mit vielen Gepflogenheiten aus dem vergangenen Jahr vertraut bin. Selbststudium, Referate, der mittwöchliche Treff der Delegation in der Uni, Gespräche mit Georgien-Kennern, der georgischen Botschaft und dem Auswärtigen Amt in Berlin - die Aufgabe nehme ich sehr ernst. Schließlich habe ich im Rat für "mein" Land drei wichtige Felder zu besetzen: Schutz der Menschenrechte, Stärkung der Rolle von Georgien im Gremium des Europarates und die rechtliche Zusammenarbeit - ein interessantes Aufgabenfeld, in dem ich die Position Georgiens so authentisch wie möglich vertreten möchte.

18.03.2005: Back to USA

Der erste Tag ist vollbracht! Nach den großen Reisestrapazen hatten wir den amerikanischen Zoll zu bewältigen. Überraschend für mich war dabei vor allem, dass beim Einchecken der Fingerabdruck des linken und rechten Zeigefingers registriert wurde und der Beamte ein Foto von jedem Einreisenden machte. Auch ein Mitdelegierter wurde, wie es sich im Nachhinein herausstellte, zu Unrecht, für eine Stunde festgehalten. Das amerikanische Vertrauen in den europäischen Bürger war somit sehr zu spüren.
Der Donnerstag stand voll im Zeichen des St. Patricks Day. Dieser Feiertag, welcher vor allem von irischen Minderheiten initiiert wird, findet gerade in New York sehr viele Anhänger in der Bevölkerung. In allen Straßen waren irische Flaggen gehisst, die meisten Menschen tragen grüne Kleidung und haben meist grüne Kleeblätter als Anstecker. Jedes Irish Pub war absolut überfüllt und viele Menschen nutzen diesen Tag, bis in die Nacht ausgelassen auf den Straßen „Happy Saint Patrick`s Day!“ zu wünschen. So zählt diese Veranstaltung mit 115.000 Beteiligten in den USA zu den größten ihrer Art. Zumal wir gerade eine Straße von diesem Spektakel entfernt wohnen, lockte uns trotz der Übermüdung die Action. Die Parade hatte vieles mit einem erzgebirgischem Bergmannsumzug gemeinsam. Nur das hier eher die Dudelsäcke den Ton angaben. Nach einer Stärkung im Burger King fiel ich wie ein Stein ins Bett, und selbst der nächtliche Geräuschpegel konnte meinen Schlaf nicht stören.

21.03.2005: Was kostet die Welt (...der Amerikaner nimmt zwei...)

Bis zur Konferenz bei den Vereinten Nationen, welche am Dienstag beginnt, ist noch Zeit, und diese nutzten wir am Samstag, um die City zu erforschen. So liefen wir Downtown in Richtung Bankenviertel und Ground Zero. Aufgrund des Jahrestages des Irak-Krieges wurden besonders in diesem Stadtviertel, welcher am 11. September 2001 vom größten terroristischen Anschlag verwüstet wurde, die Sicherheitsstufe verschärft. So waren nicht alle Straßen befahr- bzw. begehbar und die Polizei kontrollierte stichprobenartig die Passanten.
Auf dem Weg in den Süden der Stadt liefen wir auch an der Schuldenuhr der USA vorbei. Das ist eine Digitalanzeige, auf welcher im Sekundentakt die Verschuldung der amerikanischen Bevölkerung angezeigt wird. So stand samstags die Uhr auf 7.617.090.829.005 $, das bedeutet ein Minus pro Familie von 83.160 $. Ist jedoch auch kein Wunder in solch einem Land, welches nur auf Überkonsum ausgelegt ist. Zumal man auch oft mit erhöhten Nachlässen zum Überkonsum gelockt wird. Das ist jedoch auch ein System, welches sich bei uns im Moment nach und nach durchsetzt, aber noch lang nicht so weit ausgereizt ist wie hier. Es ist z.B. auch erstaunlich, dass ein Bioapfel hier für 3,99 $ zuhaben ist, wobei ein Menü mit Getränk zum freien Nachfüllen in den meisten Fast Foods schon für 4,00 $ und weniger über den Ladentisch geht. Da hat man ja kaum noch eine Chance, sich gesund zu ernähren. Ich hoffe nur, dass das nicht unsere Zukunft ist...
Endlich in Downtown angekommen war unser Ausflugsziel klar definiert: die Freiheitsstatue. Im letzten Jahr war es mir leider nicht möglich, die stolze Dame zu besichtigen, da sie aufgrund von Renovierungsarbeiten gesperrt war. Nach 1,5-stündigen Anstehen und zwei Sicherheitschecks fuhren wir mit der Fähre „Miss Liberty“ hinüber zur Insel. Bei schönstem Sonnenschein wurden wir mit der prachtvollen Skyline von Manhatten belohnt. Ich muss sagen, ein bisschen nackt sieht sie schon aus - ohne die Twin Towers im Hintergrund.... Dann war es endlich soweit: Da stand sie stolz in ihrem grünen Gewand, nach Osten blickend. Von 1892 bis 1924 begrüßte sie über zwölf Millionen Immigranten, welche auf dem nebengelegenen Ellis Island einem Gesundheitscheck unterzogen wurden. Das Prinzip war einfach: Immigranten, die für gesund befunden wurden, durften in die USA einreisen, und den anderen blieb der amerikanische Traum verwehrt. So können heute über 100 Millionen Amerikaner in den Datenbanken von Ellis Island ihre Vorfahren ausfindig machen.
Den eher verregneten Frühlingsanfang nutzten wir, um das weltbekannte Guggenheim Museum zu erkunden. Von Paul Klee über van Gogh und Marc Chagall bis Pablo Picasso ist man dort von Millionen-US-Dollar-Werken umgeben. Gerade das Werk „La Rapasseuse“ wird gegenwärtig mit über 40 Millionen $ bewertet.
Am Nachmittag konnte ich mir einen kleinen Traum mit dem Besuch des weltweit größten Spielzeugladens F.A.O.-Schwarz erfüllen. Über drei Etagen erstreckt sich ein Spielzeugparadies, bei dem nicht nur die Herzen der Kleinen höher schlagen. Kein Wunsch bleibt für Kinder in diesem Haus unerfüllt, solange die Geldbörse von Mama und Papa mitspielt. Von der Armani-Barbie für 160 $ bis zum Mini-Ferrari für 50.000 $ reicht das Sortiment weit über den Bedarf hinaus. Natürlich musste ich auch die Hauptattraktion des Kinderparadieses ausprobieren. Auf dem überdimensionierten Leuchtpiano, welches u.a. im Film „Kevin allein in New York“ zum Einsatz kam und auch schon von Schauspieler Tom Hanks ausprobiert wurde, kann man mit schnellen Füßen jede Menge Spaß haben. Und als noch Dean Cain (Hauptdarsteller „Superman“) mit seinem Sohn einen neuen Flipperautomaten aussuchte, waren auch die weiblichen Teilnehmer unserer Delegation mit dem Besuch sehr zufrieden...

23.03.2005: Jetzt geht’s los

Jetzt stürzen wir uns hier in New York bei den Vereinten Nationen endlich in die Arbeit. Zur Vorbereitung besuchten alle deutschen Studenten-Delegationen das Deutsche Haus. Dort begrüßte uns ein Mitarbeiter der Ständigen Vertretung im Namen des deutschen UN-Botschafters Günther Pleuger und berichtete über die Arbeit der Bundesrepublik bei den Vereinten Nationen. Im gegenüberliegenden Hauptquartier fand gleich anschließend die Eröffnungsveranstaltung statt. Es ist beeindruckend, an dem Ort zu sitzen, wo Weltpolitik mitentschieden und beeinflusst wird, und mit über 3000 Studenten Ideen zur Verbesserung der Lebensbedingungen auf unserer Erde auszutauschen. Man konnte den Geist spüren, der in der Luft lag, als alle gebannt den Vortragenden zuhörten. Die Gastrednerin Gillian Sorensen, die bereits Beraterin bei Butros Gahli war und jetzt Generalsekretär Kofi Annan zur Seite steht, stellte in einer fesselnden Rede die Notwendigkeit der UNO dar. Im Moment versorgen die Vereinten Nationen z.B. 20 Millionen Flüchtlinge und sind in insgesamt 17 Missionen aktiv. Dies ist eine Leistung, welche vielen Menschen nicht bewusst ist und zu welcher neben einer ungeheuren Manpower eine große Organisation gehört. Die UNO wurde 1946 durch 51 Staaten gegründet und spiegelt das Kräfteverhältnis der Nachkriegszeit wider. Aufgrund der Konzentration auf neue Aufgabengebiete wird aktuell auch die Organisation der UN angepasst. Diesen Strukturwandel und Bürokratieabbau begrüßte Frau Sorensen sehr.
Abends von neun bis elf wurde es dann richtig ernst. Im Europarat, in dem ich die Positionen Georgiens vertrete, musste ich mich unter 95 weiteren Teilnehmern durchsetzen. Nachdem über die Redezeit ca. eine Stunde lang abgestimmt wurde, konnten endlich die Fachthemen bearbeitet werden. Das Prozedere ist sehr bürokratisch. Bis kurz vor elf Uhr einigten wir uns über die Tagesordnungspunkte und ihre Reihenfolge. So steht nun der Schutz der Menschenrechte als erster Punkt zur Diskussion. In diesem Bereich werde ich mich vor allem den Positionen der westeuropäischen Staatengruppe annähern, da Georgien insbesondere ökonomisch diesen Ländern sehr verbunden ist. Auf der Rednerliste stehe ich jetzt auch zum ersten Mal. Das heißt, ich darf morgen im Europarat vor ca. 100 Delegierten die Menschenrechtspositionen Georgiens in einer anderthalben Minute in englischer Sprache darlegen. Darauf bin ich schon sehr gespannt...

24.03.2005: Eineinhalb Minuten Herzrasen

Der Arbeitstag beginnt in unserer Delegation schon typisch amerikanisch. Die erste Tätigkeit am Morgen ist das Einschalten des Fernsehgerätes, danach geht es ans Kaffeekochen und ans Verteilen kalorienhaltiger Donuts. Bei diesen TV-Sendungen wird man hier auch relativ schnell munter. Gestern lief z. B. die Jerry Springer Show zum Frühstück. Es ist schon verrückt, dass zu einem beliebigen Talkshow-Thema, wie wir es von uns kennen, die Zuschauer so erhitzt diskutieren, dass sie teilweise des Studios verwiesen werden müssen und plötzlich die amerikanische Nationalhymne eingespielt wird, so dass sich im Publikum jeder stolz erhebt und seine rechte Hand an die linke Brust legt.
Über die amerikanische Fernsehkultur und besonders über die sehr blumigen Werbeblöcke, die oft zum Kaufrausch verführen, könnte man mit Sicherheit Bücher schreiben, über die Eigenarten der Amerikaner sicher auch Bände. Ich wusste z. B. nicht, dass sie keine Ironie kennen. So lernte ich, dass bei ironischen Ausdrücken immer die Floskel „just kidding“ nachgesetzt werden muss, damit ein Amerikaner die Ironie überhaupt erst erkennt. Gestern beispielsweise fragte mich ein Delegierter, wo ich herkomme und ob ich mit dem Zug nach New York angereist bin. Als ich ihm spaßig erklärte, unsere Delegation wäre zwei Tage mit dem Schiff nach NY gefahren, glaubte er mir aufs Wort und das, obwohl er wusste, wo Chemnitz und Sachsen geographisch liegen.
Die UN-Verhandlungen sind jetzt voll im Gange. Zuerst beteiligte ich mich an einer Arbeitsgruppe des Europarates, welche sich mit Minderheitenproblemen auseinander setzte. So richtig konnte ich mich mit Georgien als postsowjetischen Staat mit einigen Problemherden wie Abchasien und Südossetien mit den veranschlagten Positionen nicht identifizieren. So erarbeitete ich gemeinsam mit dem benachbarten Aserbaidschan und Frankreich, der Ukraine, Malta und Deutschland eine Resolution zum Schutz des Herkunfts-, Transit- und Ziellandes, jedoch auch zum Schutz der Migranten selbst. Durch ein verstärktes Registrierungs-System möchten wir ein besseres und transparenteres Monitoring erreichen, um gerade Schleusern wesentliche Instrumente zu nehmen und den beteiligten Ländern durch mehr Transparenz den Kampf gegen weltweiten Terrorismus zu erleichtern.
Nun musste über dieses Papier noch im Ausschuss abgestimmt werden. So bekam ich die Möglichkeit, vorm Europarat eine kurze Rede zu halten. Mein Herz pumpte ganz schön in der Halsgegend, kurz bevor ich aufgerufen wurde. Über 200 meist amerikanische Augen schauten mich erwartend an, und als der Sitzungsleiter durch Schlagen des Hammers das Ende der Redezeit anzeigte, war ich schon ein wenig erleichtert. Es wird nach diplomatischen Reden leider nicht applaudiert, so dass ich selbst gar nicht weiß, wie ich wahrgenommen wurde. Als ich mich setzte, sagte jedoch ein Teilnehmer aus Chicago „well done“. Das machte mich schon ein bisschen stolz ...

25.03.2005: Jeder spricht von Terri Schiavo

Gestern hatten wir den so genannten „Melking Down Thursday“ zu bewältigen. Der Tag wird von den Amerikaner so genannt, da von 8.30 Uhr bis 22.30 Uhr mit geringen Pausen durchgearbeitet, wie der Name sagt „abgemolken“, wird. Da kann man sich gut vorstellen, wie aufnahmefähig ein Delegierter kurz vor dem abschließenden Hammerschlag des Sitzungsleiters noch ist. Es lohnt sich jedoch, hart an der Sache zu arbeiten. Unsere Resolution hat nunmehr den Status einer „Draft Resolution“ erlangt und ist von den Delegierten mit absoluter Mehrheit angenommen worden. Zwischendurch wurde die Konferenz durch einen Gastsprecher ein wenig aufgelockert. In meinem Komitee, dem Europarat, sprach Colonel Hess, ehemals US-Army, der in einigen humanitären Operationen in der Türkei, im Irak, in Bosnien und im Kosovo mitwirkte. Er war auch aktiv als Koordinator im Stab für Wiederaufbau und humanitäre Hilfe im Irak tätig und arbeitete zuletzt als stellvertretender Vorsitzender der provisorischen Autorität, die beim Aufbau der Regierung und Infrastruktur mithalf. In einem sehr ausführlichen Referat ging er vor allem auf verschiedene Peace-Keeping-Missionen der UN ein. Dabei standen besonders die Nachwirkungen des Irak-Krieges im Fokus der Zuhörer. Auf die Frage, in welcher Form die Armee Demokratie in den Irak bringen kann, betonte er immer wieder die Wichtigkeit der Aufbauarbeit besonders durch die US-Army und gab zu verstehen, dass sich durch Kommunikation zwischen Soldaten und Bevölkerung die Demokratie im Irak etablieren wird. Dies bedarf seiner Meinung jedoch Zeit. In den USA schließlich dauerte dieser Prozess auch viele Jahre.
Die Bevölkerung selbst interessiert sich hier scheinbar immer weniger für den Irak- Konflikt. In den großen Medien ist hauptsächlich die Rede von Terri Schiavo. Um diese Frau, die nunmehr schon 15 Jahre im Koma liegt, streiten sich die Familienangehörigen. Die Positionen sind klar: Ihr Ehemann Michael möchte ihren Qualen ein Ende setzen, wobei ihre Eltern stets dagegen klagen. Der Fall erlangt gerade hier eine besondere Brisanz, da sich Präsident Bush sowie der Gouvaneur von Florida und Bush-Bruder Jeb nicht nur zu dieser Problematik positionieren, sondern diese Thematik auch politisch zu nutzen wissen. Aktuell ist Ehemann Michael mit seiner Position im Recht und die Versorgungsschläuche sind jetzt schon sieben Tage abgeschaltet. Jeder Tag von Terri Schiavo wird hier ausführlich in den Medien dokumentiert. Für mein Verständnis - sehr geschmacklos ...
Heute morgen bin ich zeitig bis nach Downtown gefahren, um an der Wall Street die Opening Bell zu erleben. Dieses Ritual, das am Morgen zur Eröffnung jedes Börsentages der New York Stock Exchange traditionell vollzogen wird, ist für mich als Bankkaufmann der Sparkasse Erzgebirge natürlich ein Muss. Leider ist es aufgrund der Terrorgefahr für Touristen nicht mehr möglich, dieses mitzuerleben. Ganz im Gegenteil, die Wall Street gleicht einem Hochsicherheitstrakt und wird von speziellen Einsatztruppen mit schwerem Geschütz gut bewacht. So blieb mir leider nur die Besichtigung des Börsenmuseums.

27.03.2005: Back to Erzgebirge

Gestern schlossen wir die NMUN-Konferenz im UN-Hauptquartier ab. Es wurden in der Vollversammlung alle gefassten Resolutionen in feurigen Reden verteidigt und verabschiedet. Anschließend fand schon traditionell die Award-Verleihung statt. Dieses Prozedere ist vor allem für amerikanische Universitäten von elementarer Bedeutung, da hiervon die Finanzierung fürs nächste Jahr abhängt. So kann man sich auch vorstellen, an welche Delegationen diese Auszeichnungen vorrangig verliehen wurden. Ich bin der Meinung, alle Teilnehmer dieser Konferenz sind Gewinner, da sicher jeder viele Erfahrungen als Jungdiplomat mit nach Hause nehmen konnte.
Gleich nach der feierlichen Abschlussveranstaltung wurde unsere chemnitzer Delegation zum Pizzaessen von den Teilnehmer des Vereines „Youth for Understanding“ eingeladen. Auf dem Weg dahin zog uns jedoch noch ein Kinderparadies namens „Build- a- bear“ in seinen Bann. Dies ist ein Geschäft, in dem man sich seinen Teddy nach eigenen Vorlieben gestalten kann. Ist schon beeindruckend. Die Kinder suchen sich zuerst eine Teddyhülle aus, dann können sie ihren Bären nach eigenem Geschmack mit einer Stimme, einem Herz, Kleidung und Plüschfüllung beleben. Abschließend bekommt der neue Freund noch eine persönliche Geburtsurkunde. Natürlich probierten wir auch gleich dieses Prozedere aus und es hat selbst uns viel Freude bereitet. Eigentlich eine gute Geschenk- und Geschäftsidee...
Nach der Osterparade auf der 5th Avenue ging es dann Sonntagabend auch gleich zurück in die Heimat. Mit Zwischenstopp in Amsterdam landeten wir voll übermüdet und jetleg-geplagt im bayrischen Nürnberg. Die Freude war riesig als ich am Flughafen meine Freundin wieder in die Arme schließen konnte. Trotz der überwältigenden Eindrücke ist es schön wieder im heimischen Erzgebirge zu sein...

Stichwort: National Model United Nations

Die MUN (Model United Nations) finden in über 35 Ländern statt. Insgesamt nehmen mehr als 20.0000 Studenten aus aller Welt an den verschiedenen Simulationen teil. Die NMUN (National Model United Nations) in New York, dem Tagungsort der Vereinten Nationen, ist die größte und bekannteste dieser Simulationen. Hier werden auch 2005 etwa 3.000 Studenten versuchen, die 191 Mitgliedsstaaten und Nichtregierungsorganisationen der UNO möglichst wirklichkeitsgetreu zu vertreten. Dazu gehört es unter anderem Resolutionen zu verfassen, Berichte vorzulegen oder Verhandlungsstrategien zu entwerfen. Die UNO-Simulationen sollen dazu dienen, den Studenten mehr praktisches Verständnis für internationale Beziehungen und deren Zusammenhängen zu vermitteln.

Mario Steinebach
24.03.2005

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