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Gleiche Chancen für Frauen und Männer

Seit 14 Jahren arbeitet Karla Kebsch als Zentrale Gleichstellungsbeauftragte - Ihre Arbeit hat sich über die Jahre verändert, doch das Ziel blieb immer dasselbe: Chancengleichheit schaffen

  • Die TU Chemnitz hat sich zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil vor allem in den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) auf allen Qualifikationsstufen - von den Studierenden bis zur Professorenschaft - zu steigern. Foto: Bildarchiv der Pressestelle/Andreas Seidel

"Gleichstellung ist gerade heute ein großes Thema. Vor allem in den wissenschaftlichen Bereichen und bei der Besetzung von Führungspositionen", erklärt Karla Kebsch, Gleichstellungsbeauftragte der TU Chemnitz. "Die Durchsetzung des Gleichstellungsauftrages und damit die kontinuierliche Implementierung von Maßnahmen zur Herstellung von Gleichstellung zwischen Männern und Frauen auf allen wissenschaftlichen Qualifikationsstufen des akademischen Bereiches ist dabei gesetzlich im Paragraphen 10 des Sächsischen Hochschulfreiheitsgesetzes verankert. Wenn Zielvorgaben, wie die Erhöhung der Zahl der Habilitationen oder Professurbesetzungen von und durch Wissenschaftlerinnen nicht erfüllt werden, drohen der Universität Sanktionen", erklärt Kebsch und betont: "Aber natürlich sollte die TU nicht alleine nur deswegen ein großes Interesse am Thema Gleichstellung haben. Gerade in Zeiten des demographischen Wandels und dem Mangel an hochqualifizierten Fach- und Führungskräften, wird es für Unternehmen unabdingbar, noch stärker Berufsfelder für Frauen attraktiv zu gestalten und für diese zu werben."

Gerade in den Bereichen der MINT-Fächer gibt es in der Zahl der Studierenden seit jeher ein großes Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern. Den Grund hierfür sieht Kebsch in historischen Geschlechterrollen verankert: "Wir haben immer noch oft das Problem, dass junge Mädchen durch ihr Umfeld in ein altes Rollenbild gepackt werden, wenn es um ihre Fähigkeiten in Naturwissenschaften und Technik geht, sei es durch Lehrer, die Eltern oder durch Mitschüler. Oft wird behauptet, dass Mädchen nun mal - `naturgemäß´ - weniger gute Leistungen in den naturwissenschaftlichen Fächer hervorbringen können, als ihre Mitschüler. Das Gleiche gilt im Übrigen auch für Jungen, wenn es um sozialwissenschaftliche Fächer geht - dort wird ihnen oft eine emotionale Kernkompetenz abgesprochen. Diese, aus heutiger Sicht völlig realitätsfernen und unrealistischen Einschätzungen, spiegeln sich dennoch in der sehr niedrigen Anzahl von Studentinnen in den MINT-Fächern und bei den Studenten in Fächern wie Psychologie oder Pädagogik wider. Deshalb fängt für uns Gleichstellung schon in Kindergarten und Schule an. Es gilt, alte Geschlechterstereotype aufzubrechen."

Gleichstellung als gesamtuniversitäres Projekt

Im aktuellen Hochschulentwicklungsplan der TU Chemnitz legte Rektor Prof. Dr. Arnold van Zyl Diversity als eine der Hauptsäulen fest. Zentrales Handlungsfeld ist es, das akademische Leben durch Vielfalt von Menschen und Ideen anzureichern. Dies bedeutet auch, die kontinuierliche Umsetzung des Gleichstellungsauftrages und die sichtbare Erhöhung des Anteils von Frauen auf allen wissenschaftlichen Qualifikationsstufen. Die Fäden laufen dabei zusammen im Zentrum für Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung, das von der Gleichstellungsbeauftragten, Karla Kebsch, geleitet wird. An den Fakultäten sind die Prodekane und die dezentralen Gleichstellungsbeauftragten sowie die gewählten Beauftragten der Zentralen Einrichtungen für den Bereich Gleichstellung verantwortlich. Gleichstellungsbeauftragte und Frauenbeauftragte arbeiten eng mit einigen Personal- und Interessensvertretungen, wie dem Studentenrat, dem Personalrat und der Vertretung des Akademischen Mittelbaus (VAMC) zusammen. Die Zentrale Gleichstellungsbeauftragte ist verantwortlich für die Ausarbeitung eines Gleichstellungskonzeptes. Mit diesem Konzept gehörte die TU Chemnitz 2013 schon zum zweiten Mal in der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Maßnahme "Professorinnenprogramm" zu den 96 geförderten Hochschulen.

"Ziel unseres Gleichstellungskonzeptes ist natürlich in erster Linie, den Frauenanteil in wissenschaftlichen Spitzenpositionen zu erhöhen, mehr Studentinnen, insbesondere für die MINT-Fächer, zu gewinnen, die Frauen- und Geschlechterforschung voranzutreiben sowie die Infrastruktur für die Erfüllung der Gleichstellungsaufgaben weiter auszubauen", erklärt Kebsch. Hierfür realisierte ihr Team bereits einige Projekte an der Universität. Dazu zählten unter anderem die Auslobung des Eleonore-Dießner-Preises und des Marie-Pleissner-Preises für hervorragende Abschlussarbeiten von Studentinnen in Master- und Diplomstudiengängen. "Das besondere an diesen Preisen ist, dass nicht nur die Leistung der Absolventinnen Beachtung findet, sondern, dass auch die Leistungen der beiden Preisgeberinnen, hervorgehoben werden. Dr. Eleonore Dießner war eine der ersten Frauen, die an der 1953 neu gegründeten Hochschule für Maschinenbau studierte und auch erfolgreich promovierte. Marie Pleissner hat sich in Chemnitz als Lehrerin um die Ausbildung von Mädchen und Frauen verdient gemacht und vertrat in vielen Bereichen die Interessen von Frauen. So schaffen wir auch weibliche Rollenvorbilder in der Forschung und Wissenschaft", so Kebsch weiter.

Daneben realisierte das Zentrum für Chancengleichheit noch zahlreiche weitere Projekte, wie die Einrichtung einer Koordinationsstelle für Gleichstellungsmaßnahmen in den Forscherverbünden, einen Wissenschaftlerinnen-Stammtisch der MINT-Bereiche, der Anfang April das interdisziplinäre Symposium ISINA etabliert hat und das Projekt Girls` Tandem, bei dem Studentinnen MINT-interessierte Schülerinnen über ein Jahr hinweg begleiten und bestärken wollen, ein Studium im MINT-Bereich aufzunehmen. "Insgesamt hat die Förderung von Gleichstellungsprojekten durch den Bund, das Land und die Universitäten in den letzten Jahren zugenommen. Die Chemnitzer Universitätsleitung unterstützt die gleichstellungsfördernden Maßnahmen mit der Bereitstellung eines Gleichstellungsfonds. Damit ist es uns möglich, zahlreiche innovative Projekte voranzutreiben und die Fakultäten in ihren Bemühungen um die Herstellung von Chancengleichheit zu unterstützen. Mittlerweile hat sich mein Arbeitsfeld als Gleichstellungsbeauftragte stark verändert, heute sehe ich mich viel mehr als Gleichstellungs-Managerin, - Netzwerkerin und -Impulsgeberin zwischen und für die verschiedenen Bereiche der Universität und als Beraterin der Universitätsleitung in Gleichstellungsfragen", stellt Kebsch fest.

Die Chancengleichheit auf einem guten Weg

"Es ist erfreulich, wie viele Partner wir im Bereich der Chancengleichheit in den vergangenen Jahren hinzugewonnen haben und wie unsere Arbeit wertgeschätzt wird. Außeruniversitäre Organisationen wie Fraunhofer, die Chemnitzer Fraunhofer-Institute ENAS und IWU, die Forscherverbünde sowie der Exzellenzcluster MERGE, der VDI und viele weitere Einrichtungen unterstützen unsere Projekte und Initiativen. Gleichstellung ist heute vor allem ein großes, koordiniertes Netzwerk von der Universitätsleitung bis hin zu den Fakultäten. Für die Zukunft wünsche ich mir noch eine stärkere Zusammenarbeit mit der Studierendenvertretung", resümiert Kebsch. "Am Ende ist es doch vor allem wichtig, dass die Universität ein Ort wird, an dem sich alle Studierenden und Mitarbeitenden wohl fühlen, an der die Vielfalt von Menschen und Ideen das akademische Leben bereichert und weiter voranbringt, dass alle die gleichen Chancen erhalten, ihre Lebens-, Berufs- und Karriereträume zu verwirklichen und das Tun aller wertgeschätzt wird."

(Autor: Antonin Fischer)

Katharina Thehos
09.05.2014

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