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China will selber hochwertige Autos bauen

Mitarbeiter der Professur Maschinenelemente vermitteln Grundlagen im Fachbereich Fahrzeugantriebe an der Beihang Universität in Peking

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Bild oben: Prof. Prof. Dr. Xiangyiang Xu (Beihang University of Beijing), Student Qu Wei, Prof. Dr. Peter Tenberge, Christian Meißner, Dr. Wenyong Li (TU Chemnitz, v.l.n.r.) auf dem Gelände der Beihang Universität Bild unten: Blick in einen Vortrag der Reihe "Fahrzeugantriebe", den die Chemnitzer Wissenschaftler für PhD-Studenten der Beihang Universität hielten. Fotos: privat

Der Automarkt in China boomt nach wie vor. Waren es 2002 dort nur 15 Millionen Haushalte, die sich ein Fahrzeug leisten konnten, sind es nach Angaben des Vereins Deutscher Ingenieure im Jahr 2006 bereits 70 Millionen, und für 2010 werden sogar 100 Millionen Haushalte prognostiziert. Damit zählt China dann zum drittgrößten Automarkt der Welt. Viele der in China produzierten Fahrzeuge stammen aus Joint-Venture-Unternehmen, wie z.B. die 1985 gegründete "Shanghai-Volkswagen Automotive Company, Ltd.", an der die Volkswagen AG die Hälfte der Anteile hält. Nach dem starken Rückgang des Absatzes im vergangenen Jahr, verzeichnete VW mit seinen beiden Joint Ventures in Shanghai und Changchun im ersten Quartal nun wieder eine Umsatzsteigerung von fast 40 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dennoch konnte VW (164.000 Fahrzeuge im ersten Quartal 2006) seinen Abstand zu General Motors (232.491 Fahrzeuge) nicht vollständig aufholen. Andere deutsche Automobilhersteller wie BMW (7.586 Fahrzeuge) oder Daimler-Chrysler (5.856 Fahrzeuge) leiden noch an den Schwierigkeiten der vergangenen Jahre im China-Geschäft.

Während bis vor einigen Jahren der chinesische Fahrzeugmarkt von ausländischen Herstellern beherrscht war, drängen immer mehr einheimische Fahrzeugproduzenten auf den Markt, darunter das staatliche Unternehmen FAW und Hersteller wie Zhejiang Jeely, Tianjin Xiali und SAIC-Chery. Häufig werden Fahrzeuge ausländischer Unternehmen einfach kopiert, was nicht selten zu langen Rechtsstreits führt, aus denen oft die Kläger den Kürzeren ziehen.

Die guten Manager der chinesischen Industrie haben aber bereits erkannt, dass sie anhaltenden Erfolg nur durch eine wesentlich bessere Produkt- und Produktionsqualität erreichen. Dafür brauchen sie ein besseres Produktwissen und Verständnis der Abläufe in der gesamten Prozesskette. Einige Hersteller sind nun schon auf dem Weg vom "Kopierer" hin zum Entwickler einer eigene Marke und das mit einem hohen Engagement der Mitarbeiter. Um diese Mitarbeiter zu schulen und die eigene Kompetenz zu stärken, suchen diese Firmen Kontakt zu in- und ausländischen Experten. So wurden auch Mitarbeiter der Professur Maschinenelemente der TU Chemnitz eingeladen, in Shanghai für Entwicklungsingenieure eines Fahrzeugherstellers und Hochschulkollegen der Tongji-Universität über bestimmte Sonderthemen zu Zylinderabschaltung von Verbrennungsmotoren, Doppelkupplungsgetrieben und Hybridantrieben vorzutragen. Das Seminar, an dem 60 Mitarbeiter teilnahmen, fand an einem Sonntag statt. Dies ist im aufstrebenden China nichts besonderes, denn dort arbeiten viele junge Ingenieure an sieben Tagen 60 bis 70 Wochenstunden. Wer diese Dynamik und den Ehrgeiz dieser jungen Leute gesehen hat, erkennt, dass auch unsere Zukunft davon abhängt, mit China, seinen Universitäten und Industrien im Sinne dauerhaft guter Beziehungen zu kooperieren.

Natürlich bieten auch zahlreiche chinesische Hochschulen Studiengänge zur "Fahrzeugtechnik" an, darunter auch die "Beihang University for Aeronautics and Astronautics (BUAA)" in Peking (Beijing), welche mit ihren etwa 25.000 Studenten zu den 15 besten Universitäten Chinas zählt. Zwischen der TU Chemnitz und der BUAA gibt es seit 2004 einen Kooperationsvertrag auf Universitätsebene, welcher die Verbesserung der Lehrsituation an der Beihang Universität auf der einen Seite und die bessere internationale Ausbildung der eigenen Studenten und Mitarbeiter auf der anderen Seite ermöglicht. In 2005 vertieften die Professoren Xu (BUAA) und Tenberge (TU Chemnitz) diese Kooperation. Bei dem in diesem Jahr in der Zeit vom 03. bis 15. April durchgeführten "Fahrzeugantriebe-Seminar" stand eine Weiterbildung der PhD-Studenten und Mitarbeiter von Kooperationspartnern der Beihang Universität auf dem Gebiet der Fahrzeugantriebe im Vordergrund. Dabei wurden grundlegende Zusammenhänge über Getriebekonzepte, Marktbedürfnisse, Kraftstoffverbräuche, Umlaufräder- und Doppelkupplungsgetriebe durch Prof. Dr. Peter Tenberge vermittelt und von seinen Mitarbeitern Dr. Wenyong Li und Christian Meißner vertieft. Weiterführende Vorträge zu Themen aus den Bereichen Hybridantriebskonzepte, elektrisch und mechanisch leistungsverzweigte Getriebe, stufenlose Getriebe und Fahrzeugdynamik trafen bei den Zuhörern auf großes Interesse. Den Abschluss dieses fast zwei Wochen umfassenden Kurses bildete eine Prüfung, die nahezu alle Teilnehmer erfolgreich absolvierten. Angesichts der anfänglichen Sprachbarrieren, stellt dies ein erstaunlich gutes Ergebnis dar. Aufgrund des nach wie vor großen Interesses sollen im Rahmen dieses Austauschprojektes weitere Lehrveranstaltungen in den kommenden Jahren folgen.

(Autoren: Peter Tenberge und Christian Meißner)

Mario Steinebach
11.05.2006

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