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Raachermannel reloaded!

Kulturhauptstadtprojekt „The Smoking Chemnitzer:in“ an der Professur Interkulturelle Kommunikation der TU Chemnitz erforscht die Repräsentation von Frauen und queeren Menschen in Chemnitz und entwickelt neue Räucherfiguren

Seit über 200 Jahren räuchern kleine Holzfiguren, vor allem in der Weihnachtszeit, in verschiedenen Duftnoten. Oft stellen sie Figuren des ländlichen, handwerklichen Alltags dar – ganz im Gegensatz zu den Nussknackern, die in der Regel die „Obrigkeiten“, wie Könige, Husaren oder Meister, verkörpern. Bisher wenig erforscht, verbergen sich hinter den traditionellen Räuchermännchen („Raachermanneln“) aus dem Erzgebirge zahlreiche offene Fragen: Welche Geschichten erzählen sie? Welche Perspektiven repräsentieren sie? Welche Geschichten und Perspektiven bleiben in dieser Volkskunst oft unbeachtet? Und wie können sie weiterentwickelt werden, um die Vielfalt unseres Alltags widerzuspiegeln? Diese Fragen bilden den Ausgangspunkt für ein Projektseminar des Masterstudiengangs „Interkulturelle Kommunikation – Interkulturelle Kompetenz“ an der Technischen Universität Chemnitz (TUC), in dem sich Studierende kritisch mit aktuellen transkulturellen und globalisierten Gesellschaftsstrukturen auseinandersetzen. Das im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas 2025 geförderte Projekt „The Smoking Chemnitzer:in“ erforscht unter der Leitung von Dr. Melanie Hühn, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur Interkulturelle Kommunikation (Leitung: Prof. Dr. Heidrun Friese), die Tradition von Räuchermännchen aus dem Erzgebirge und rückt gleichzeitig – mit dem Entwurf neuer Räucherfiguren – Frauen und andere marginalisierte Gruppen aus Chemnitz in den Fokus.

Seit April 2023 setzen sich die Studierenden theoretisch mit den Themen „Tradition“, „Gender“, „Stereotype“ und „Repräsentationen“ auseinander. Parallel besuchten sie Museen und Chemnitzer „Frauenorte“, sahen Filme über Frauen in Chemnitz und besuchten Werkstätten für Volkskunst. Nach und nach entstanden so bei den Studierenden Ideen, welche marginalisierte Gruppen unserer Gesellschaft untersucht werden könnten, die bisher nur wenig im Licht der Öffentlichkeit stehen. Mithilfe von Interviews mit Chemnitzerinnen, der Analyse von Dokumenten von und über Chemnitzer Frauen und queere Personen, der Recherche im Archiv der Universitätsbibliothek oder der teilnehmenden Beobachtung im Stadtraum werden aktuell vier Teilprojekte bearbeitet, die später in Form von vier Räucherfiguren sichtbar gemacht werden: „Frauen in der Wissenschaft“, „Queer sein in Chemnitz“, „Frauen in der Musikbranche“ und „Migrantinnen in der Altenpflege“.

„Unser Ziel ist es, marginalisierte Gruppen sichtbar zu machen und das Bewusstsein für Themen der Repräsentation und Stereotypen im regionalen Kunsthandwerk zu stärken“, erklärt Martin Liebau, einer der Studenten der Projektgruppe. „Zudem sollen die Studierenden in dem Forschungsprojekt Theorie und Praxis weiter verbinden und einen Beitrag zum Praxistransfer ihrer Erkenntnisse leisten. Des Weiteren werden die Studierenden in das Projektmanagement, die Projektdokumentation und die Öffentlichkeitsarbeit aktiv eingebunden und können hier viele Erfahrungen für spätere berufliche Tätigkeiten sammeln“, fügt Hühn hinzu.

Vom 12. bis 14. April 2024 präsentieren die Studierenden die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes im Rahmen einer dreitägigen Ausstellung im Projekthaus Brühl 71 einer breiten Öffentlichkeit. Hier werden die selbst entworfenen und vom Schneeberger Holzgestalter Markus Weber angefertigten Räucherfiguren zu sehen sein. Zudem soll die Ausstellung als öffentlicher Raum dienen, der den Dialog über Traditionen, Volkskunst, Repräsentationen und marginalisierte Gruppen anregt.

„Das Seminarprojekt zeigt, wie neue Diskurse der interkulturellen Kommunikation in kreativen Kunstformen umgesetzt werden können. Es bietet Raum für Reflexion und Dialog und verknüpft regionale Traditionen mit der Sensibilisierung für Leerstellen in der gesellschaftlichen Repräsentation und damit für soziale Ungerechtigkeiten“, sagt Hühn. Mit ihrem Engagement verfolgen die Studierenden das Ziel, die Kulturhauptstadt Europas 2025 mitzugestalten. Die Forschungsexkursionen ins Spielzeugdorf Seiffen und nach Dresden, die Produktion der selbst designten Räucherfiguren sowie die Kosten für die Ausstellung werden durch den Kulturhauptstadt-Fonds der TU Chemnitz (TUCculture 2025) gefördert.

Weitere Informationen erteilt Dr. Melanie Hühn, 0371 531-35975, E-Mail melanie.huehn@phil.tu-chemnitz.de.

Projekt-Homepage:   https://www.tu-chemnitz.de/phil/ifgk/ikk/forschung/projekte.html

Instagram:                  https://www.instagram.com/the_smoking_chemnitzer.in

(Autorinnen: Henrike Tietz und Dr. Melanie Hühn)

Mario Steinebach
07.12.2023

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