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Ein Jahr Unterstützung ukrainischer Forschender und Studierender

Seit Kriegsbeginn in der Ukraine wurden knapp eine Million Euro Drittmittel für Kooperationen der TU Chemnitz in Forschung und Lehre sowie für die Unterstützung geflüchteter Studierender in der Ukraine bewilligt – Projekte laufen bis Ende 2024

Unmittelbar nach Beginn des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 hatte sich die Technische Universität Chemnitz mit einer Solidaritätsbekundung und Unterstützungsangeboten an ihre ukrainischen Partneruniversitäten gewandt. Seitdem wurden knapp eine Million Euro Drittmittel zur Unterstützung ukrainischer Partnerinnen und Partner sowie Studierender bewilligt. Dazu zählen zwei Projekte im Programm „Ukraine Digital“ des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, die zunächst bis Ende 2022 gefördert wurden und nun erfolgreich bis Ende 2023 verlängert werden konnten. In diesen Projekten konnten insbesondere Stipendien für 180 binnengeflüchtete ukrainische Studierende vergeben werden, die aufgrund des Krieges ihr Studium vorübergehend von einem anderen Ort aus weiterführen müssen – weitere Stipendien sind für 2023 vorgesehen. Weiterhin konnte erfolgreich ein Projekt im Langzeit-Stipendienprogramm „Zukunft Ukraine“ des DAAD aus Mitteln des Auswärtigen Amtes für ukrainische Studierende an der TU Chemnitz eingeworben werden. Auch individuelle Stipendien für geflüchtete Forschende über die Philipp Schwartz-Initiative der Alexander von Humboldt-Stiftung, die Volkswagenstiftung sowie das europäische Marie Sklodowska-Curie-Programm konnten erfolgreich eingeworben werden.

„Die Beantragung und Umsetzung dieser Projekte hat uns aufgrund der Besonderheit der Situation vor zahlreiche neue Herausforderungen gestellt, die wir aber dank der großartigen Unterstützung aller involvierten Bereiche der Universität bewältigen konnten. Mit Freude blicke ich nun auf das Erreichte des vergangenen Jahres zurück – gleichzeitig wissen wir aber auch, dass es weitergehen muss und wird“, so Dr. Benny Liebold, Leiter des Internationalen Universitätszentrums (IUZ) der TU Chemnitz, das in alle Antragsverfahren involviert war und drei der bewilligten Projekte selbst koordiniert.

Zwei Kooperationsprojekte mit Partnereinrichtungen zur Aufrechterhaltung der Lehr- und Forschungskapazitäten

Zwei Projekte im DAAD-Programm „Ukraine Digital“ mit einer Laufzeit bis Ende 2023 wird die Umsetzung seiner Maßnahmen langfristig zur Aufrechterhaltung der Lehr- und Forschungsinfrastruktur einer der führenden Universitäten der Ukraine beitragen. Sie sollen helfen, die volle Kapazität schneller wiederherzustellen und die Integration in die europäische Bildungs- und Forschungsumgebung zu beschleunigen. Gleichzeitig steht die Sicherung des Studienerfolgs ukrainischer Studierender im Vordergrund, die ihr Studium in der gegenwärtigen Situation nicht regulär fortsetzen können, da sie etwa den Studienort aufgrund aktiver Kriegshandlungen verlassen mussten.

Im Projekt „Lernbrücke Chemnitz-Lwiw“, das federführend am IUZ angesiedelt ist, kooperiert die TU Chemnitz mit der Ivan Franco National University of Lviv, die seit 2022 auch assoziiertes Mitglied der Europäischen Hochschulallianz Across ist. Ziel ist eine breite Unterstützung von Lehrenden, Forschenden und Studierenden mit dem Ziel, die Lehrkapazitäten der ukrainischen Partnereinrichtung in der schwierigen Situation zu unterstützen. Dazu werden die Gastvorlesungen an der ukrainischen Partnereinrichtung, Aufenthalte für Forschende und Master-Studierende, Online-Stipendien für binnengeflüchtete ukrainische Studierende und Leihgeräte für ukrainische Studierende gefördert. Prof. Serhiy Riznyk, Prorektor für wissenschaftliche Arbeit und internationale Zusammenarbeit der Ivan Franko National University of Lviv begrüßt das Kooperationsprojekt: „Die Universität Lwiw schätzt die solidarische Unterstützung der Technischen Universität Chemnitz und die Bereitschaft, die Zusammenarbeit auszubauen. Das Projekt ‚Lernbrücke Chemnitz–Lwiw‘ eröffnet weitreichende Möglichkeiten für den interinstitutionellen Dialog auf allen strukturellen Ebenen und unter Einbeziehung aller am Bildungsprozess beteiligten Akteure. Besonders hervorzuheben ist das Stipendienprogramm für Studierende, die ihr Zuhause aufgrund von aktiven Kriegshandlungen verloren hatten oder dazu gezwungen wurden, sie zu verlassen, und die sich mit den schwierigen Herausforderungen der neuen Realität zurechtfinden müssen. Diese Initiative macht einmal mehr deutlich, dass die Aufgabe der Universitäten nicht nur darin besteht, gebildete Bürgerinnen und Bürger für den Staat auszubilden, sondern auch, menschenwürdige soziale Bedingungen für diejenigen zu schaffen, die die Zukunft dieses Landes sind. Wir sind unseren deutschen Partnern für ihr Verständnis der Bedürfnisse unserer Studierenden, der Bedürfnisse der Universitätsgemeinschaft und für ihre freundliche Schulter in schwierigen Zeiten eines großen Krieges für die Freiheit, den Willen und eine gute Zukunft der Ukraine sehr dankbar.“

Das Projekt „Support of Physics Teaching and Research in the Ukraine” wird in Zusammenarbeit zwischen der Arbeitsgruppe Halbleiterphysik der TU Chemnitz (Prof. Dietrich R.T. Zahn) und der Fakultät für Physik der Taras Shevchenko National University in Kyiv (Projektkoordinator Prof. Serhiy Kondratenko) durchgeführt. Es zielt darauf ab, die Bildungs- und Forschungsprozesse an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew zu unterstützen, die aufgrund der russischen Invasion im Februar 2022 negative Auswirkungen erfahren haben und wesentlich komplizierter geworden sind. Für die Studenten wird ein neues Bildungsprogramm "Physik neuer Halbleitermaterialien" (auf Ukrainisch und Englisch gehalten) angeboten. Das Programm umfasst Vorlesungen von Professoren beider Partnereinrichtungen sowie von Gastdozentinnen und -dozenten der Nationalen Akademie der Wissenschaften der Ukraine, ergänzt durch einen virtuellen praktischen Kurs unter Nutzung der Infrastruktur der TU Chemnitz. Bachelor- und Masterstudierende können sich für Online-Stipendien bewerben, Master-Studierende können sich für Stipendien bewerben, um experimentelle Forschung durchzuführen, die für die Fertigstellung ihrer Abschlussarbeit an der TU Chemnitz notwendig ist. Die Forschungsinfrastruktur an der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew wird durch die Aufrüstung der vorhandenen Ausrüstung unterstützt, um sie mit dem Online-Unterricht kompatibel zu machen. Auch werden Forschungsstipendien für Kurzaufenthalte an der TU Chemnitz für Lehrende und Forschende der Nationalen Taras-Schewtschenko-Universität Kiew vergeben.

Stipendienprogramm für Geflüchtete aus der Ukraine an der TU Chemnitz

Das Projekt „TU4Ukraine“ im DAAD-Programm „Zukunft Ukraine“ mit einer Laufzeit bis Ende 2024 zielt auf die Unterstützung vom Krieg betroffener ukrainischer Studierender an der TU Chemnitz ab. Dazu werden langfristige Stipendien für eine finanzielle Unterstützung zur Verfügung gestellt und die Integration der Stipendiatinnen und Stipendiaten in den Hochschulalltag durch fachliche, organisatorische und soziale Vorbereitung auf das Studium und Betreuung während des Studiums sichergestellt. Langfristig sollen die Stipendiatinnen und Stipendiaten als Botschafter für die zukünftige deutsch-ukrainische Zusammenarbeit agieren, um bei der Rückkehr als Multiplikatoren und Brückenbauer beim Wiederaufbau der Ukraine zu unterstützen. Bewerbungen für die Stipendien für voraussichtlich sechs Studierende und eine Promovierende bzw. einen Promovierenden sind noch bis 31. März 2023 über die Website des Internationalen Universitätszentrums möglich.

Projekte setzen langjährige Partnerschaft und Unterstützungsmaßnahmen der TU Chemnitz fort

Die TU Chemnitz ist ein langjähriger Partner der Ivan Franco National University of Lviv sowie der Taras Shevchenko National University in Kyiv. Nach der Invasion der Russischen Föderation in die Ukraine am 24. Februar 2022 hat die Zusammenarbeit mit beiden Universitäten zusätzliches Momentum aufgenommen. Die bewilligten Projekte stehen setzen dabei eine Reihe von Unterstützungsmaßnahmen für ukrainische Universitäten sowie Forschende, Lehrende und Studierende fort.

Die TU Chemnitz reagierte umgehend auf die Ereignisse in der Ukraine und färbte als Zeichen der Solidarität mit der Ukraine und den ukrainischen Universitäten am 25. Februar das Universitätslogo in Gelb und Blau. Darüber hinaus verurteilte Rektor Prof. Dr. Gerd Strohmeier in einem offenen Brief vom 3. März 2022 die russische Aggression und sprach den ukrainischen Partneruniversitäten und den Vertretern des akademischen Umfelds, die aufgrund des Krieges ihre Heimat verlassen mussten, unter Ankündigung von Soforthilfemaßnahmen seine volle Unterstützung aus. Zudem wurden bestehende Kooperationen mit russischen und belarussischen Partnereinrichtungen ausgesetzt bzw. Kooperationen mit Partnereinrichtungen, die den russischen Krieg in einer Erklärung der russischen Rektorenkonferenz befürworteten, aufgekündigt.

Bei Fragen zu den Projekten können sich Interessierte an Dr. Benny Liebold, E-Mail benny.liebold@iuz.tu-chemnitz.de, im Internationalen Universitätszentrum der TU Chemnitz wenden.

(Autor: Dr. Benny Liebold)

Mario Steinebach
22.02.2023

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