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Auf der Suche nach der akustischen Dimension des Mittelalters

Interdisziplinäres Netzwerk von Forscherinnen und Forschern will das Mittelalter zum Klingen bringen und analysiert dafür historische Quellen, literarische Texte und Kunstwerke

Kann man die Geschichte des Mittelalters hören? Eigentlich nicht, denn Originaltöne konnten damals nicht aufgezeichnet werden. Es gibt nur wenige Klänge, die heute noch reproduzierbar sind. Denken wir beispielsweise an die aus dieser Zeit stammenden Kirchenglocken oder an historische Musikinstrumente. Ein von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertes Netzwerk an der Technischen Universität Chemnitz will in den kommenden drei Jahren die akustische Dimension der Kultur des Mittelalters weitaus umfassender untersuchen und dabei verschiedene Quellen nutzen.

„Gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Fächern Musikwissenschaft, Kunstgeschichte, Germanistik, Geschichtswissenschaft, Byzantinistik und Lateinische Philologie werden wir in Tagungen und Workshops Klängen und ihrer Bedeutung für und in der Kultur des Mittelalters nachgehen“, sagt Privatdozentin Dr. Gesine Mierke von der Professur Deutsche Literatur- und Sprachgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit der TU Chemnitz. Sie ist eine der Verantwortlichen des Netzwerks der Forscherinnen und Forscher. „Wie jede andere Epoche, so war auch das Mittelalter keineswegs stumm, sondern von zahlreichen akustischen Phänomenen geprägt – diese reichten von den Klängen der Musik zu den Geräuschen des Handwerkes, vom Lärm des Krieges zur Stille der Klöster“, so Mierke weiter.

„Die mediävistische Lautforschung steht dabei vor der grundlegenden methodischen Herausforderung, dass viele der zu untersuchenden Laute verklungen und nur noch als Ergebnis medialer Transformationen zugänglich sind“, erläutert Prof. Dr. Martin Clauss, Inhaber der Professur Europa im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit der TU Chemnitz. „Diese fanden ihren Niederschlag in umfassenden Quellengattungen, in unterschiedlichen literarischen Gattungen, in Kunstwerken sowie Notationen, was eine interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig macht“, ergänzt Clauss, der ebenfalls für das Netzwerk verantwortlich zeichnet. Insgesamt sind am Projekt 17 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland und der Schweiz beteiligt.

Besonders freut es Clauss, dass es auch eine eigene Tagung für Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler geben wird. Durch dieses interdisziplinäre Projekt bestehe aus Sicht der beiden Netzwerkverantwortlichen zudem die Chance, ein neues Forschungsfeld an der TU Chemnitz zu etablieren.

Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Martin Clauss, E-Mail martin.clauss@phil.tu-chemnitz.de, und PD Dr. Gesine Mierke, E-Mail gesine.mierke@phil.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
20.09.2020

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