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Rektoratskommission "Neue Universitätsbibliothek" eingerichtet - Ellen Tise, ehemalige Präsidentin des internationalen Verbands der bibliothekarischen Vereine und Institutionen, bringt Expertise ein

  • Ellen Tise war von 2009 bis 2011 Präsidentin des internationalen Verbands der bibliothekarischen Vereine und Institutionen. Sie zeigte den Kommissionsmitgliedern Beispiele für die Ausgestaltung von Bibliotheken weltweit. Foto: Katharina Thehos
  • Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig betonte die Bedeutung, die das Projekt Zentralbibliothek für die Stadt Chemnitz hat. Foto: Katharina Thehos
  • TU-Rektor Prof. Dr. Arnold van Zyl (l.) bekräftigte den Impuls, den die neue Universitätsbibliothek für die Entwicklung der Stadtmitte geben kann. Foto: Katharina Thehos
  • Die Rektoratskommission "Neue Universitätsbibliothek" kam am 28. September 2012 erstmals zusammen. Beteiligt sind auch Vertreter aus den Fakultäten und der Studierendenschaft der TU. Foto: Katharina Thehos

Im Oktober 2011 wechselte die "Alte Aktienspinnerei" an der Straße der Nationen in Chemnitz ihren Eigentümer: Der Freistaat Sachsen erwarb sie für einen symbolischen Euro von der Stadt und wird das Gebäude in den nächsten Jahren sanieren und dabei eine Summe von etwa 40 Millionen Euro investieren. Künftig wird dann die Zentralbibliothek der TU Chemnitz dort ihren Platz haben. Mit der Ausgestaltung der neuen Zentralbibliothek beschäftigt sich an der TU Chemnitz nun die Rektoratskommission "Neue Universitätsbibliothek", die am 28. September 2012 erstmals tagte. Ihr gehören neben Prof. Dr. Arnold van Zyl (Rektor der TU Chemnitz), Barbara Ludwig (Oberbürgermeisterin der Stadt Chemnitz), Angela Malz (Direktorin der Universitätsbibliothek) sowie Ellen Tise (ehemalige Präsidentin der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA) und Direktorin der Bibliotheks- und Informationsdienste an der Universität von Stellenbosch (Südafrika)) unter anderem auch Vertreter der Fakultäten und der Studierendenschaft der TU Chemnitz an.

Oberbürgermeisterin Ludwig drückte ihre Freude aus, dass etwas, das am Anfang unmöglich geschienen habe, nun Realität werde. "Wir bauen eine Bibliothek für die Zukunft. Das Projekt hat durch den Standort in der Mitte der Stadt eine starke Bedeutung", betonte Ludwig. Seit Juli 2012 läuft ein Architektenwettbewerb, in dem Ideen generiert werden sowohl für die Ausgestaltung der Bibliothek ansich als auch für ihre Einbindung in das städtebauliche Ensemble. Die Bewerbungsphase ist im August ausgelaufen, Beiträge können nun bis zum 17. Dezember abgegeben werden. Eine Entscheidung soll im Januar 2013 getroffen werden. Die architektonische Gestaltung sei eine zentrale Herausforderung des Projektes Zentralbibliothek, so die Oberbürgermeisterin: "Einerseits haben wir ein Fabrikgebäude aus dem 19. Jahrhundert. Andererseits wollen wir eine Bibliothek bauen, die dem Zeitgeist und der Zukunft gerecht wird." Zentral sei es, die Philosophie der Nutzer einzubeziehen: "Wir müssen Geist und Funktionalität verbinden", so Ludwig, die klarstellte, dass nicht die Visionen der Architekten ausschlaggebend sein könnten, sondern die Bedürfnisse der Nutzer.

Auch TU-Rektor Prof. van Zyl bekräftigte, dass sich für die Entwicklung der Stadtmitte durch die Zentralbibliothek ein ganz neuer Impuls ergebe. Diese müsse zudem als "Leuchtturm für die Stadt" dienen und auch architektonisch so attraktiv gestaltet sein, dass sie schon äußerlich das Auge des Betrachters auf sich ziehe. Er betonte die Herausforderungen, die sich durch unterschiedliche Formen der Nutzung der Bibliothek ergeben. "Es muss gelingen, Gradienten zu schaffen - zwischen stillen Leseräumen einerseits und Begegnungsräumen andererseits, zwischen ruhigen Arbeitsplätzen und Orten für Lesungen und Konzerte." Die drei Hauptpunkte, die bei den bevorstehenden Entwicklungen beachtet werden müssten, seien die Schaffung kollaborativer Räume für Lehre und Forschung, die Integration aktueller Technologien und die Entstehung neuer Modelle für Serviceleistungen.

Verbindung von Universität und Stadt als weltweite Rarität

Höhepunkt der ersten Sitzung der Rektoratskommission war ein Vortrag von Ellen Tise. Die Direktorin der Bibliotheks- und Informationsdienste an der Universität von Stellenbosch war von 2009 bis 2011 Präsidentin der International Federation of Library Associations and Institutions (IFLA), dem internationalen Verband der bibliothekarischen Vereine und Institutionen. Dieser vertritt rund 1.600 Mitglieder aus 150 Ländern. Sie betonte die Bedeutung, die die Gestaltung der Bibliothek nicht nur für die Universität, sondern auch für die Stadt habe. Spekulationen, die noch vor wenigen Jahren gesagt hätten, dass Bibliotheken sterben, hätten sich inzwischen als falsch erwiesen. Aber: "Es ist sehr schwierig, die Entwicklungen in der Gestaltung von Bibliotheken vorherzusagen. Schließlich gestaltet man kein Angebot für den heutigen Tag, sondern für die Zukunft", so Tise. Dies betreffe vor allem die technologische Entwicklung hin zu immer mobileren Arbeitsweisen mit der Nutzung von W-LAN und Laptops. Daraus wiederum leite sich die räumliche Gestaltung ab, die entsprechend flexibel geplant werden müsse. "Bibliotheken werden heute nicht mehr nur im Gebäude ansich genutzt. Viele Nutzer greifen von außerhalb über das Internet auf die Bestände zu. Man muss heutzutage nicht mehr körperlich in einer Bibliothek anwesend sein, um auf Informationen zugreifen zu können." Dennoch müsse es gelingen, hier einen Raum der Kommunikation zu schaffen, der der Lernmentalität der heutigen Studierenden entspreche.

Eine Besonderheit der Chemnitzer Planung sei die Gestaltung der Zentralbibliothek als Bindeglied zwischen Universität und Stadt - hierfür gebe es weltweit nur wenige Beispiele. Das Gebäude der "Alten Aktienspinnerei" habe prinzipiell eine wunderbare Lage innerhalb der Stadt. Aber: "Es muss um das Bibliotheksgebäude herum eine Umgebung geschaffen werden, die Stadt und Bibliothek verbindet. Die Bürger müssen angezogen und zur Bibliothek hingeleitet werden", sagte Tise. Dies könne beispielsweise durch die Gestaltung des Schillerparkes und eine mögliche Umsiedlung des botanischen Gartens der Stadt oder eines Museums in diesem Umfeld geschehen. "Die Universitätsbibliothek muss ein Herz der Stadt werden", sagte Tise, die den Gedanken von Oberbürgermeisterin Ludwig bestätigte: "Die Bibliothek muss dem Nutzer dienen. Sie müssen sicherstellen, dass die Ausgestaltung funktionell ist", rief sie die Kommissionsmitglieder auf. Dazu sei es wichtig, bei der weiteren Planung mit allen potenziellen Nutzergruppen ins Gespräch und in die Diskussion zu kommen: mit Studierenden und Wissenschaftlern, mit Schulen und Bürgern, aber beispielsweise auch mit Jungunternehmen, denen die Universitätsbibliothek als Keimzelle für die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee werden könne.

Katharina Thehos
28.09.2012

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