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Zur Promotion aus Ostafrika nach Chemnitz

Natujwa Mvungi aus Tansania schrieb an der TU Chemnitz ihre Doktorarbeit über das East African Community Common Market Protocol

  • Natujwa Mvungi war zu Gast an der Chemnitzer Fakultät für Wirtschaftswissenschaften. Foto: privat

"Die TU Chemnitz ist eine der wenigen unbürokratischen Universitäten, die ich bisher kennengelernt habe", berichtet Natujwa Mvungi. Die 28-Jährige stammt aus dem ostafrikanischen Tansania. Nachdem sie 2006 ihren Bachelor of Laws an der University of Dar Es Salaam absolviert hatte, kam sie als Stipendiatin nach Hamburg und erlangte dort innerhalb eines knappen Jahres einen rechtswissenschaftlichen Mastergrad. In Hamburg hatte Mvungi bereits einen Teil ihrer Kindheit verbracht, während ihr Vater an der dortigen Universität promovierte. Die von Natujwa Mvungi innerhalb ihres Masterstudiums gezeigten Leistungen rechtfertigten eine erneute Förderung des anschließenden Promotionsvorhabens. "Durch Vermittlung des renommierten Völker- und Staatsrechtlers Ingo von Münch, der mehrere Jahre auch Wissenschaftssenator in der Hansestadt war und seinerzeit die Dissertation von Frau Mvungis Vater betreut hatte, kam sie dann nach Chemnitz", erklärt Prof. Dr. Ludwig Gramlich, Inhaber der Professur Öffentliches Recht an der Technischen Universität Chemnitz. "Ich habe die TU Chemnitz gewählt, da es mir der Studienplan hier erlaubte, als ausländische Studentin meine Promotionsstudien direkt zu betreiben", erläutert Natujwa Mvungi.

Das Thema der von Mvungi auf Englisch geschriebenen und verteidigten Dissertation entstammt dem internationalen Wirtschaftsrecht und lautet: "Challenges in the Implementation of the East African Community Common Market Protocol". Neben der Relevanz für ihr Heimatland Tansania, reizte Mvungi vor allem die Aktualität der Thematik sowie die Herausforderung, sich einer sowohl wirtschaftswissenschaftlichen als auch juristischen Problematik zu widmen. Das East African Community Common Market Protocol ist ein Abkommen zwischen den fünf Mitgliedsstaaten Tansania, Kenia, Uganda, Burundi und Ruanda, dessen aktuelle Version im Juli 2010 in Kraft trat. Das Protokoll umreißt die gesetzlichen Vorschriften bezüglich der wirtschaftlichen Aktivitäten auf dem gemeinsamen Markt im ostafrikanischen Raum. Zudem normiert es unter anderem die Rechte und Verantwortlichkeiten der Mitgliedsstaaten und ihrer Einwohner hinsichtlich des freien Personen-, Waren- und Kapitalverkehrs sowie der Dienstleistungsfreiheit.

In ihrer Doktorarbeit hat Natujwa Mvungi eine vergleichende Analyse des Protokolls und der (früheren) Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft vorgenommen, denn der aktuelle Stand der Ostafrikanischen Gemeinschaft ähnelt teilweise dem der Europäischen Gemeinschaft von vor 50 Jahren. "Ich habe festgestellt, dass wir bisher noch nicht die technologische und die institutionelle Kompetenz der EU erreicht haben", berichtet Mvungi und fügt hinzu: "Außerdem habe ich in meiner Arbeit die Entwicklungen diskutiert, die zur Wiederherstellung der Ostafrikanischen Gemeinschaft führten, nachdem diese 1977 zerbrach." Des Weiteren analysierte sie das East African Community Common Market Protocol hinsichtlich der Effektivität seiner Rechtsstruktur. Trotz verschiedener Schwächen des Abkommens erkennt sie einen positiven Verlauf seit Gründung der Gemeinschaft und macht zusätzlich Vorschläge für weitere Verbesserungen.

Betreut wurde Mvungis Dissertation von Prof. Dr. Ludwig Gramlich sowie Prof. Dr. Meinhard Hilf, der an der Bucerius Law School in Hamburg Internationales Wirtschaftsrecht lehrt. Zusätzliche Unterstützung bekam sie von Prof. Dr. Ingo von Münch als ihrem Mentor und Berater. "Ich wurde von diesen großartigen Professoren sehr gut unterstützt. Prof. Gramlich war ein exzellenter Doctor Father und ich bin ihm sehr dankbar", erzählt die Tansanierin und ergänzt: "Ich hatte viel Freude an den Seminaren, die Prof. Gramlich jährlich für Promotionsstudenten veranstaltete. Dort führten wir sehr anregende und lehrreiche Diskussionen zu verschiedenen Themen."

Inzwischen ist Natujwa Mvungi in ihre afrikanische Heimat zurückgekehrt. In Tansania wirkt sie gemeinsam mit dem Legal and Human Right Center am Aufbau der University of Bagamoyo (in der alten Hauptstadt von Deutsch-Ostafrika) mit. Prof. Gramlich ist eingeladen, dort ab 2011 als Visiting Professor für International Economic Law und Comparative Constitutional Law tätig zu werden.

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Ludwig Gramlich, Telefon 0371 531-26460, E-Mail l.gramlich@wirtschaft.tu-chemnitz.de.

(Autorin: Anett Michael)

Katharina Thehos
20.12.2010

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