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Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
Pressemitteilungen

Pressemitteilung vom 10.06.1999

Feierliche Enthüllung des "Halbleiters von Chemnitz"


"Der Halbleiter von Chemnitz" - Person, Maschine und Signal zugleich

Skulptur des Künstlers Stephan von Huene wird am Sonnabend feierlich enthüllt

Er war schon auf den wichtigsten Kunstausstellungen der Welt vertreten, auf der "documenta" in Kassel und, sogar zweimal, auf der Biennale in Venedig. Seine Skulpturen stehen in zahlreichen amerikanischen und europäischen Museen, von Los Angeles, Washington und New York über Berlin, Karlsruhe, Köln, Hamburg und Duisburg. Er lehrte an mehreren Kunstakademien beiderseits des Atlantiks, war Professor am California Institute of the Arts in Los Angeles, betreute angehende Künstler bei der Internationalen Sommerakademie in Salzburg und war zuletzt Professor für Medienkunst an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Daneben gewann er zahlreiche internationale Preise: Der in Hamburg lebende amerikanische Künstler Stephan von Huene ist kein Unbekannter in der internationalen Kunstszene.

Jetzt kann man ein Werk Stephan von Huenes auch in Chemnitz besichtigen: Das Staatshochbauamt hat für das Neue Hörsaalgebäude der Universität in der Reichenhainer Straße 70 eine Skulptur mit dem Titel "Der Halbleiter von Chemnitz" erworben. Die Figur wird am Sonnabend, dem 12. Juni 1999, um 10.10 Uhr vom Künstler selbst feierlich enthüllt.

Die Enthüllung der Skulptur von Huenes fällt mit dem Tag der offenen Tür zusammen. Wer immer sich über Deutschlands beliebteste technische Uni (so unisono die Magazine Spiegel und Focus) informieren will, ob Abiturient, Student oder nur "Neugieriger", kommt dort bei zahlreichen Vorführungen, in Vorträgen, im Internet-Café oder bei der Veranstaltung "Maschinenbau live" auf seine Kosten.

Von Huene, aus einer baltendeutschen Familie stammend, wurde im kalifornischen Los Angeles geboren. Dorthin, an das renommierte California Institute of Technolgy, hatte es seinen Vater, einen Geologen, verschlagen. Das er sich oft im Labor seines Vaters aufhielt, wichtige Anregungen aus den Natur- und Technikwissenschaften erhielt, hat seine Kunst stark geprägt. Auf dem Umweg über ein Stipendium des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes kam er 1976 nach Berlin, lernte dort seine Frau, eine Journalistin, kennen. 1981 zog er ganz nach Deutschland um.

Stephan von Huene war gemeinsam mit dem Dresdner Künstler Stefan Nestler als Sieger aus einem Ideenwettbewerb hervorgegangen. Nestlers Installation aus 188 unterschiedlich langen, am oberen Ende in allen Farben des Regenbogens lackierten Stahlstäben und einer Glaswand mit einem Ausspruch des Philosophen Ludwig Wittgenstein wurde schon zur Eröffnung des Gebäudes im vergangenen November aufgestellt. Von Huene brauchte für seine komplizierte bewegliche Figur etwas länger. Beide Werke stellen eine Verbindung zwischen Wissenschaft, Technik und Kunst her. Der "Halbleiter" von Huenes ist eine übermannshohe Figur, die auf einem Treppenabsatz im Foyer des neuen Gebäudes aufgestellt ist. Sie ist nur "halb", vom Rumpf bis zum Kopf, ausgebildet und thront auf einem Sockel. Der Rumpf ähnelt einer Schaufensterpuppe, wie Schneider sie benutzen, der Kopf nimmt Motive der griechischen Kunst auf. Kopf und Rumpf sind verkleidet, die Arme dagegen "nackt", man kann ihre Mechanik, ihre metallenen Gelenke, ihre strenge Geometrie unverhüllt sehen. Zusammen führt dies dazu, daß sich viele verschiedene Stilebenen in der Figur mischen.

Besonders ausdrucksstark sind die Hände - nicht ohne Grund: Studenten, Professoren und andere Gäste, die sich dem "Halbleiter" nähern, werden vom ihm begrüßt, die Hände gestikulieren, Kopf und Rumpf drehen sich. Es wirkt, als trete der Mensch mit der Figur in einen rätselhaften Dialog, als kommuniziere er mit einer Maschine. Mensch und Kunstwerk scheinen so aufeinander angewiesen zu sein, jeder braucht den jeweils anderen. Das Geheimnis liegt in einem Sensor, der im Sockel verborgen und zudem noch mit einer Zeitschaltuhr gekoppelt ist. Er reagiert auf vorbeigehende Personen und ist zudem noch mit einer Zeitschaltuhr gekoppelt. Erst der Mensch löst so auf dem Umweg über den Sensor die Bewegungen aus - das Kunstwerk als Person, Maschine und Signal zugleich. Etwa alle 15 Minuten tritt die Skulptur in Aktion. Neun verschiedene Tänze hat der Künstler einprogrammiert. Um sie alle zu sehen, sind etwa zwei Stunden nötig.

Nicht umsonst wirkt die Figur des "Halbleiters" geschlechts- und zeitlos, gefangen zwischen Stillstand und Bewegung, Statik und Dynamik, Dauer und Veränderung. Den Studenten soll so deutlich werden, daß es Fragen hinter dem Lehrstoff gibt, Fragen, die nicht endgültig und für alle Zeiten beantwortet werden können. Die Figur wirkt so als Denkanstoß für die Studenten der Chemnitzer Uni und ihre künftige Arbeit. Sie sollen sich Gedanken darüber machen, daß die moderne Technologie unser Leben von Grund auf verändert hat, daß sie aber sowohl positiv wie negativ wirken kann. Sie kann unsere Arbeit beschleunigen und erleichtern und uns gefährliche Arbeiten abnehmen, sie kann uns aber auch arbeitslos machen.

In einzigartiger Weise veranschaulicht von Huenes Figur zudem die Möglichkeiten der modernen Mikroelektronik, für die die Chemnitzer Uni ja über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt ist, und nimmt gleichzeitig Elemente von mechanischen Figuren aus früheren Zeiten auf, weist damit auch auf die lange Tradition des Chemnitzer Maschinenbaus hin. Ein besseres Symbol für die Chemnitzer Universität hätte sich wohl schwerlich finden lassen.

Hinweis für die Medien: Sie haben Gelegenheit, den "Halbleiter" am Sonnabend im Beisein des Künstlers zu fotografieren und zu filmen. Sie können auch ein Foto in der Pressestelle anfordern. Wenn Sie ein Gespräch mit Herrn von Huene führen möchten, sind wir Ihnen ebenfalls gern behilflich - rufen Sie uns einfach an.