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Pressemitteilungen

Pressemitteilung vom 31.03.1998

Roboter machen Kickern Konkurrenz

Roboter machen Kickern Konkurrenz
Chemnitzer Studenten wollen zu den Weltmeisterschaften im Computerfußball

"Er ist doch keine Maschine", entschuldigt der Fußballkommentator den Stürmer, der aus zehn Metern das Tor nicht getroffen hat. Dieses Argument ist schon heute in bestimmten Fällen wertlos, wenn tatsächlich kleine Roboter dem Golf- oder Tennisball auf speziellen Feldern nachjagen. Unter dem Begriff "Computerfußball" hat sich eine ganz eigene Forschungsrichtung herausgebildet, die allerdings mit dem guten, alten Telespiel nichts gemeinsam hat. Statt mit Joystick werden die Spieler - reell auf dem Feld oder auf dem Monitor - per Software gesteuert. Immer mehr erkennt speziell die Disziplin Künstliche Intelligenz, daß hier ein gutes Anwendungsfeld für die eigenen Forschungen existiert. Bereiche wie Multiagentensysteme, Robotik, Bilderkennen und -verstehen, Kognition sowie Maschinelles Lernenkönnen beim Computerfußball eingesetzt werden.

Das Anwendungsgebiet, das auch manchmal mit "Virtuelles Soccer" betitelt wird, teilt sich in drei Bereiche. Zum einen kann das Match durch eine Simulationsumgebung am Bildschirm durchgeführt werden. Auch reale Roboter - allerdings ohne das wichtigste Körperteil Fuß - schieben sich bereits die Bälle zu und treten auf dem Spielfeld gegeneinander an. Im dritten Teilgebiet sind Personen anzutreffen, die Wettbewerbe im Computerfußball austragen. Ein solcher "Robocup" fand im August auf der International Joint Conference on Artificial Intelligence im japanischen Nagoya statt. Es siegte ein Team der Humboldt-Uni Berlin.

Einen der nächsten Wettbewerbe auf dem Sektor haben Chemnitzer Informatikstudenten im Auge. Parallel zur Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich wollen sie, angeführt von den Initiatoren Holger Langner und Oliver Langer, mit einer Mannschaft antreten. "Die beste Lösung ist, international aufzutreten", sagte Langer. Die Chemnitzer Gruppe bat kürzlich bei der Präsentation der eigenen Erfahrungen vor wissenschaftlichen Mitarbeitern und Studenten sogar um Unterstützung im eigenen Haus. Auf jeden Fall wird das Gebiet schon im Sommersemester mit einem Praktikum in die Ausbildung einfließen.

Die beiden in der Professur Künstliche Intelligenz um Prof. Dr. Werner Dilger verwurzelten Informatiker haben es sich in den Kopf gesetzt, die Spieler zu programmieren und sogar so etwas wie eine Mannschaftstaktik und Gefühl für die Spielsituation in die virtuellen Kicker zu bringen. Großen Einfluß hat auch ein Trainer, der die Spiel-Aktionen bewertet und so ihre Fähigkeiten beeinflußt und außerdem vom Spielfeldrand ständig dirigiert. Die Simulationsumgebung ist recht "menschlich" gestaltet. So sind Worte innerhalb einer bestimmten Entfernung von allen zu hören sind. Je weiter ein Gegenstand oder Kicker vom Spieler weg ist, desto unschärfer wirkt er. Auch simulierte Fußballer werden müde. Ein Sprint kann nicht beliebig ausgedehnt werden. Große Bedeutung hat der menschliche Schiedsrichter, der zum Beispiel bei Fouls ins Match eingreift. Ein Nachteil der Simulation sind derzeit die nur zwei Dimensionen. Kopfbälle oder ein Überflanken von Abwehrspielern sind so unmöglich.

Für Interessenten haben die Studenten eine Internetseite eingerichtet. Diese ist unter http://www.tu-chemnitz.de/~hla/soccer/test/index.html zu finden. Hier sind auch die E-Mail-Adressen der Computerfußballspezialisten zu finden.

Weitere Informationen erteilt Dr. Johannes Steinmüller, Tel. (03 71) 5 31-13 92.