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Elektromobilität zum Anfassen

Wissenschaftler der TU Chemnitz lockten mit ihrem "Spätschicht"-Programm rund um das Thema Elektromobilität zahlreiche Besucher auf den Smart Systems Campus

Anlässlich der 2. Tage der Industriekultur luden mehr als 20 Chemnitzer Unternehmen und Einrichtungen am Abend des 2. September 2011 zur "Spätschicht" ein und öffneten ihre Werkhallen und Labore für Besucher. Auch Wissenschaftler mehrerer Fakultäten beteiligten sich im Institut für Physik der TU Chemnitz an der Veranstaltung. Über 300 Gäste lockte das Thema Elektromobilität auf den Smart Systems Campus - unter ihnen Dagmar Wagner, die von einer Bekannten vom Event erfahren hatte: "Wir machen immer gemeinsame Ausflüge und es war mal wieder an der Zeit. Heute war schönes Wetter und es hat uns hierher gezogen, weil wir uns auch noch eine Kunstausstellung von Steffen Volmer im Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ansehen wollen." Auf dem Testparcours neben dem Physikgebäude drehte die Thalheimerin eine Runde mit dem Elektroauto "Mini E" und stellte einige Unterschiede zu ihrem heimischen Fahrzeug fest: "Der Mini E ist kompakter, kleiner, knuffiger, lässt sich leicht bedienen und macht das, was ich sage. Man fühlt sich ganz gut darin. Es ist aber eben nur ein Kleinwagen für den Stadtverkehr, ein kleiner Flitzer zum Promenieren."

Auch Pablo Siles aus Costa Rica kam zur Spätschicht auf den Campus, um mehr über den Elektro-Mini zu erfahren. "Mein Kollege hat mir von der Veranstaltung erzählt. Daher war ich neugierig und bin hergekommen, um mir das anzusehen. Leider darf ich den Mini E nicht fahren, weil mein brasilianischer Führerschein abgelaufen ist. Aber ich wüsste gern, wie es ist, ein Elektroauto zu steuern", so der Postdoc. Sein Kollege Wolfgang Borchardt kam dagegen in den Genuss, Beschleunigung und Bremsverhalten des Mini E zu testen: "Ich bin ja erfahrener Automatikfahrer, daher ist es für mich fast kein Unterschied - nur das Bremsen ist anders. Das Auto hier fährt ja nur mit Batterie. Das heißt, durch das Bremsen wird auch wieder elektrische Energie zurückgewonnen und damit die Batterie gleichzeitig wieder aufgeladen. Wenn man auf die Bremse geht oder einfach vom Gas runter, bremst es von sich aus ab, und dadurch, dass es gleichzeitig Energie zurückgewinnt, bremst es stärker als ein normales Auto." Gern hätte der Physik-Doktorand auch einmal die Fahreigenschaften bei der Höchstgeschwindigkeit von 160 Kilometern pro Stunde überprüft. "Das geht hier nicht, weil der Testparcours dafür zu klein ist", bedauerte er und fügte lachend hinzu: "Ich habe als Uni-Mitarbeiter zwar eine Karte zum Verlassen des Testgeländes, aber leider hat man hier ja einen Beifahrer, der das verhindert."

Neben den Besuchern im fahrberechtigten Alter gab es auch für die kleinen Physikbegeisterten allerhand zu entdecken. Kathrin Henkelmann kam mit ihrem elfjährigen Sohn zur Spätschicht: "Wir waren im vergangenen Jahr schon hier bei Fraunhofer ENAS und nehmen mit unserem Sohn jedes Jahr an einer anderen Veranstaltung teil. Er besucht jetzt die siebte Klasse des Gymnasiums und soll sich langsam orientieren, was es so alles gibt, damit er später eine Vorstellung hat, was er werden will. Er bastelt jetzt gerade einen Sonnenstundenzähler und wollte sich dann noch die restlichen Abteilungen angucken. Davor haben wir uns auch schon einen interessanten Vortrag angehört." Auch die Chemnitzer Schülerinnen Frances Böttger und Jule Claus werkelten mit Begeisterung im Schülerlabor "Wunderland Physik": "Wir haben eine Uhr gebaut, die zählt, wie lange die Sonne scheint, und einen kleinen Elektromotor gebastelt. Das war eigentlich ganz einfach. Der besteht aus einer Batterie, einer Schraube, einem kleinen Magneten und einem Kabel. Wenn man die Batterie und den Magnet mit dem Kabel verbindet, dreht sich die Schraube dazwischen." Demnächst wollen die beiden ihre ganze Klasse zu einem Besuch im Labor anmelden.

Die Bautznerin Anita Koch hat bereits ihren Bachelor in Europastudien an der TU Chemnitz absolviert. Nach einem Masterstudium in Jena ist sie zum Arbeiten nun wieder nach Chemnitz zurückgekehrt. Da die Absolventin die Tage der Industriekultur 2010 mitorganisiert hatte, diese aber nicht besuchen konnte, freute sie sich besonders, in diesem Jahr dabei zu sein: "Wir sind hier angekommen und erst einmal in eine Führung rein gesprungen. Ich habe gelesen, dass es noch ein bisschen mehr über Elektrofahrzeuge gibt. Das wollen wir uns noch anschauen und auch gucken, was im ENAS los ist. Die Führung durch das Gebäude war sehr informativ. Ich bin ja nicht aus dem technischen Bereich, aber ich finde das total spannend."

Die angebotenen Testfahren mit den E-Bikes wurden ebenfalls gut angenommen. Ein E-Radler war Arne Wendler. Der Schüler aus Grüna war mit seinem Freund vorbeigekommen, um sich über Elektromobilität zu informieren und stieg nach Besuch einer Vorlesung sowie des Schülerlabors selbst aufs Rad: "Es hat Spaß gemacht. Durch die Elektronik hat man noch einen kleinen Antrieb dazu und muss selbst nicht so stark in die Pedale treten."

André Weiß und Ralf Gröger vereint ihr großes Interesse an E-Mobilität. Als Fahrzeugentwickler und -bauer arbeiten sie an einem gemeinsamen Projekt, das sich unter anderem den Aufgaben stellt, die Effizienz von Elektroautos zu erhöhen, Kosten zu senken und gleichzeitig allen Sicherheitsbestimmungen gerecht zu werden. Zur Spätschicht auf dem Smart Systems Campus kamen sie spontan, um auch einmal eine theoretische Sicht auf das Thema zu erfahren und zu sehen, wie E-Mobilität in der Lehre behandelt wird. Dazu reisten sie gleich mit ihren eigenen E-Fahrzeugen - einem E-Motorrad und einem E-Auto - an, die sie den Besuchern zusätzlich als Exponate bereitstellten. Weiß und Gröger kritisieren, dass der Verbrennungsmotor in der deutschen Automobilindustrie noch einen so hohen Stellenwert hat und Elektrofahrzeuge zu stark vernachlässigt werden, obwohl es aus Gründen wie Rohstoffknappheit und Umweltbelastung dringend nötig ist, sich mit derartigen Alternativen auseinanderzusetzen. Für Ralf Gröger ist es vor allem der Reiz der Einfachheit, der ihn zum begeisterten E-Autofahrer macht: "Das Fahrzeug lässt sich nicht nur sehr leicht bedienen, sondern hat auch viel weniger bewegliche Teile als ein normales Auto. Daher gibt es auch deutlich weniger, was kaputtgehen kann."

(Autorin: Anett Michael)

Katharina Thehos
03.09.2011

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