MADRID MONUMENTAL

 

JUNIORPROFESSUR KULTURELLER UND SOZIALER WANDEL

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Die Geschehnisse des 2. Mai 1808 ereigneten sich im Kontext des spanischen Unabhängigkeitskriegs – auch napoleonischer Krieg genannt. Zu diesem Krieg auf der Iberischen Halbinsel kam es durch zwei Fehlentscheidungen der spanischen Herrscher. Zum einen gewährte der amtierende spanische König Karl IV., in einem Geheimabkommen 1807, Napoleon Bonaparte den Durchzug der französischen Truppen im Krieg gegen Portugal.[1]

Zum anderen gab es im Jahr 1808 Unstimmigkeiten in der spanischen Herrscherfamilie. Ferdinand VII., der Sohn Karl IV., wurde am 19.3.1808 zum neuen spanischen König gekrönt, behielt diese Krone aber nur für einen kurzen Zeitraum und gab sie seinem Vater zurück. Zu dieser Tat wurde er bei einem Treffen mit Napoleon veranlasst, der die Unruhen in den Reihen der spanischen Machthaber nutzte, um auf dem Rückweg aus Portugal das Festland Spaniens zu besetzen. Er verfolgte damit das Ziel das gesamte Reich in einen französischen Satellitenstaat umzuwandeln. Gleichzeitig setzte Napoleon seinen Bruder Joseph Bonaparte als König Spaniens ein und legitimierte damit die französische Macht nicht nur über das Festland sondern auch über die Kolonien des Reiches.

Genau diese Machtübernahme führte am 2. Mai 1808 zum Ausbruch des Volksaufstandes in Madrid, der sich wie ein Lauffeuer im ganzen Land ausbreitete. Zu Beginn versuchten die französischen Truppen, die Aufstände blutig niederzuschlagen und es kam zu zahlreichen Erschießungen von Zivilisten in Madrid. Diese grausamen Szenarien wurden von Goya in Gemälden festgehalten, welche heute im Prado besichtigt werden können.

Dennoch kämpfte die spanische Bevölkerung weiter gegen das übermächtige Heer. Diese Tatsache zwang Napoleon dazu, dauerhaft französische Truppen in Spanien einzusetzen und versetzte alle Landesteile in einen Kriegszustand, der bis 1814 andauerte.[2] Das ist auch der Grund, warum dieser Krieg aus spanischer Sicht als Unabhängigkeitskrieg bezeichnet wird: Die gesamte Bevölkerung kämpfte um die Befreiung von der französischen Fremdherrschaft. Joseph Bonaparte blieb fünf Jahre an der Macht, bis Napoleon im Vertrag von Valençay am 13. November 1813 dem zuvor erpressten und in Frankreich internierten Ferdinand VII. die Krone über Spanien zugestand.[3]

Innerhalb der Aufstände fand aber auch ein neuer politischer Prozess seinen Beginn, denn die spanische Bevölkerung entwickelte im Kriegszustand eigene Regierungsorgane (sp.: Juntas) und wehrte sich damit gegen die absolutistischen Autoritäten.[4] Aus den Anfängen dieser politischen Entwicklung setzte der Prozess des Nation-Building ein, aus dem ein moderner spanischer Staat hervorging.

Lesen Sie mehr:

[1] Bernecker / Pietschmann 1993: 20.
[2] Brinkmann 2005: 25.
[3] Bernecker / Ruhl / Jene 1998: 121.
[4] Brinkmann 2005: 25f.