MADRID MONUMENTAL

 

JUNIORPROFESSUR KULTURELLER UND SOZIALER WANDEL

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Die spanische Akademie der Geschichte entstand aus einer Diskussionsrunde von wissenschaftlich begeisterten Freunden, die sich mit der historischen Forschung befassten. Es gab also keinerlei Beteiligung der Krone, um diese Akademie ins Leben zu rufen. Die intellektuellen Bürger des spanischen Reiches begannen, sich für die Geschichte ihres Landes zu interessieren und sich damit zu beschäftigten.[1]

König Philipp V. (sp. Felipe V), der sehr an der Förderung von Kunst und Kultur interessiert war, nahm an einem der Treffen teil und war so begeistert, dass er diese Diskussionsrunde unter seinen königlichen Schutz stellte. So gründete sich 1735 die Real Academia de la Historia in Madrid. Der Schwerpunkt bei der Forschungsarbeit der Akademie sollte vor allem auf der kritischen Geschichtsforschung liegen. Die wichtigsten Geschehnisse vergangener Zeiten sollten getreu nacherzählt werden und nicht zugunsten einer Partei manipuliert werden. Dafür mussten auch Mythen hinterfragt und erklärt werden. Trotzdem hatte man das Ziel, Spanien als besonders positive Nation im Spiegel der Weltgeschichte darzustellen und den nationalen Stolz der Spanier auf die Geschichte ihres Landes zu stärken. Hierzu schrieben die Autoren der Akademie der Geschichte eine umfassende Darstellung der spanischen Geschichte und druckte das Logo der Akademie auf sämtliche Publikationen.

Ab Ende der 1770er Jahre gab sich die Akademie eine neue Arbeitsphilosophie. Man wollte beständiger und konstanter arbeiten und der Forschungsarbeit eine wissenschaftliche Methodik zugrunde legen. Dadurch sollte die Akademie vor dem Zugriff fremder Einflüsse geschützt werden, um weiterhin eine freie Forschung zu gewähren. Auch wenn man sich nicht gänzlich vor dem Einfluss der Krone verschließen konnte, gelang es der Akademie relativ gut, eigenständig zu bleiben und nach eigenen Maßstäben zu forschen.[2]

Im Jahre 1837 beschloss die damalige Königin Isabella II. (sp. Isabel II) den Umzug der Akademie der Geschichte von der Bibliothek im königlichen Schloss in ein eigenes Haus an der Calle de León, die im bekannten Literatenviertel liegt.

Wegen umfassender Renovierungsarbeiten konnte der Umzug jedoch erst dreißig Jahre später verwirklicht werden. Auch heute noch befindet sich die Real Academia de la Historia an diesem Ort.[3] Jedenfalls erhielt die Akademie hierdurch die Selbständigkeit, die im Zeitalter des Nationalliberalismus passte: Vom Einfluss der Krone emanzipiert widmete sich die Akademie nunmehr der Geschichte der spanischen Nation.

Heutzutage wird die Akademie nicht nur vom Ministerium für Bildung und Kultur unterstützt, sondern genießt auch die Förderung vieler privater Unterstützer. Die besondere Bedeutung der Akademie liegt vor allem in ihrer großen Bibliothek, die einmalige Dokumente von unschätzbarem Wert birgt.[4] Diese Bibliothek wird nicht nur von Besuchern bewundert, sondern vor allem von Forschern aus aller Welt genutzt. Das macht deutlich, dass die Akademie der Geschichte in Spanien noch heute eine wichtige Rolle für die wissenschaftliche Forschung weltweit darstellt.

Mattea Heinrich


[1] Real Academia de la Historia 2011.
[2] Real Academia de la Historia 2011.
[3] Real Academia de la Historia 2011.
[4] Real Academia de la Historia 2011.

 

Bibliografie:

  • Real Academia de la Historia (2011): La Historia. URL: http://www.rah.es (zuletzt aufgerufen am 09.01.2011)
  • Anderson, Benedict (1983): Imagined Communities. Reflections on the origin and spread of nationalism. London: Verso.
  • Fries, Dagmar (1984): Sprachenpflege in der Real Academia  Española. Diss., Essen.
  • Greule, Albrecht / Lebsanft, Franz (1998): Europäische Sprachkultur und Sprachpflege. Tübingen: Gunter Narr Verlag.
  • Hobsbawm, Eric (2005 [1990]): Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780. Frankfurt a.M.; New York: Campus.
  • Lebsanft, Franz (2002): „Spanisch“ in: Janich, Nina / Albrecht Greule (Hg.): Sprachkulturen in Europa. Tübingen: Gunter Narr Verlag ,S. 295-301.
  • Vierhaus, Rudolf (1992): „Historisches Interesse im 18. Jahrhundert“, in: Bödeker, Hans Erich / Iggers, Georg G. / Knudsen, Jonathan B. / Reill, Peter H. (Hg): Aufklärung und Geschichte. Studien zur deutschen Geschichtswissenschaft im 18. Jahrhundert. Göttingen:Vandenhoeck und Ruprecht, S.264-275.
  • Völkel, Markus (2006): Geschichtsschreibung. Eine Einführung in globale Perspektive. Köln: Böhlan.