MADRID MONUMENTAL

 

JUNIORPROFESSUR KULTURELLER UND SOZIALER WANDEL

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Die nationale und internationale Rezeption setzte unverzüglich nach der ersten Auflage des Don Quijote ein. Selbstverständlich unterscheiden sich die Interpretationen des Romans von Jahrhundert zu Jahrhundert, von Kultur zu Kultur. In Spanien wurden Cervantes und sein Roman im Laufe der Geschichte fortdauern umgedeutet.

Im 19. Jahrhundert trug der Quijote zum spanischen Nation-Building bei. Cervantes wurde zum wichtigsten Vertreter einer spanischen Nationalkultur, die Abenteuer des Junkers wurden zur Schulpflichtlektüre und somit zum kollektiven Gedächtnis des spanischen Volkes. Er wurde sogar zum Prototyp eines Wesenszuges des spanischen Charakters – der Quijotismus.

Im 20. Jahrhundert diente der edle Ritter als Integrationsfigur für den spanischen Nationalismus, der mit dem Verlust der letzten Überseeprovinzen einer Erneuerung bedurfte.

Aber auch im 21. Jahrhundert bleiben Cervantes und Don Quijote zentrale Erinnerungsfiguren der spanischen Nationalidentität, wie die Erinnerungstafel an der Calle de Atocha zeigen. Nicht mehr als Abbild eines spanischen kollektiven Charakters und auch nicht mehr unter dem Einfluss der nationalistischen Ideologie des Franco-Regimes erhält der Roman von Miguel de Cervantes die Würdigung, die er verdient: als ein Meisterwerk der spanischen und der Weltliteratur.

Cervantes war immer ein zentraler Bezugspunkt für das Selbstverständnis der spanischen Kultur und Gesellschaft. Gerade die ideologischen Auseinandersetzungen im Verlauf des 20. Jahrhunderts haben gezeigt, dass auch die Konstruktion einer modernen nationalen Identität einhergeht mit je unterschiedlichen Interpretationen des „Goldenen Zeitalters“, welches offenbar ein unverzichtbarer traditioneller Referenzrahmen bleibt.

Therese Vogel, Terez Mlinsczek

 


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