Benedikt von Nursia  

Der als Urheber der Benediktusregel geltende Benedikt lebte 480/90-555/60. Als einzige Quelle für sein Leben gilt seine zu Ende des 6. Jahrhunderts, also dreissig Jahre nach seinem Tode, durch Papst Gregor den Großen aufgezeichnete Vita (Lebensbeschreibung).
Demnach wurde Benedikt um 480 in Nursia (dem heutigen Norcia, 100 km südöstlich von Perugia) als Sohn einer bürgerlichen Familie geboren. Er brach seine Studien in Rom vorzeitig ab, da sein Verlangen war, Gott in der Einsamkeit zu dienen. So zog er zunächst in die Sabiner Berge und lebte danach drei Jahre lang verborgen in einer Höhle bei Subiaco, bis eine in der Nähe ansässige Mönchsgemeinschaft ihn zu ihrem Vorsteher machte. Dort scheiterte er jedoch an seiner zu großen Strenge, woraufhin man versuchte, ihn zu vergiften.
Als er daraufhin in die Berge bei Subiaco zurückkehrte, folgten ihm dorthin zahlreiche Asketen, mit denen er zwölf Klöster gründete, von denen er eines selber leitete.
Später verließ er Subiaco und ließ sich mit einigen Mönchen auf dem Monte Cassino nieder, wo er eine heidnische Kultstätte zerstörte und ein Oratorium zu Ehren des Hl. Martin errichtete. Einem zweiten, autonomen Kloster auf dem Berggipfel soll er seine Regel gegeben haben. Dabei dachte er wohl nicht an eine Ordensgründung, durchaus aber an ihre Anwendbarkeit für andere Klöster in anderen Regionen.
Benedikts Wirkung war zu seinen Lebzeiten begrenzt, auch wenn ihm hochgestellte Personen ihre Kinder zur Erziehung überließen und viele Mönche in seinem Kloster aus gebildeten Familien entstammten. Sein Wirken lebt jedoch in der von ihm geschaffenen Regel fort. Diese wurde erst im 9. Jahrhundert verbindliche Grundlage aller Klosterregeln im Bereich der lateinischen Christenheit.

Lexikon der Heiligen


Einführende Literatur:
Ulrich Faust: Benediktiner, in: P. Dinzelbacher, J. L. Hogg: Kulturgeschichte der christlichen Orden in Einzeldarstellungen, Stuttgart 1997, S. 67-116.
Schwaiger, Georg (Hg.): Mönchtum, Orden Klöster. Von den Anfängen bis zu Gegenwart: ein Lexikon, München 1993.