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Adventskalender 2017 der TU Chemnitz

Das Esche-Museum in Limbach-Oberfrohna

Vom Wirken der Wirker

Das Museum befindet sich in einem interessanten ehemaligen Fabrikgebäude, ähnlich einem Kirchenschiff mit Empore.

Die heutige Stadt Limbach-Oberfrohna, kaum 20 km nordwestlich von Chemnitz gelegen, blickt auf eine lange Tradition in der Textilherstellung. Und so beschäftigt sich auch das hier ansässige Esche-Museum mit der Geschichte der Textilindustrie.

Wer beim Namen Esche an die Chemnitzer Villa Esche denkt, liegt schon mal richtig, denn Bauherr und Bewohner Herbert Eugen Esche, selbst Textilunternehmer, entstammt der „Esche-Dynastie“, die die Region über mehrere Generationen als Erfinder, Unternehmer, Kaufleute, Politiker und Kunstmäzene prägte.

Mit solchen Handkettenstühlen schuf man leichte und flexible Maschenstoffe.

Das Museum klärt erstmal ganz schnell die Grundlagen: Was ist der Unterschied zwischen Stricken, Weben und Wirken? Ich habe mir soviel gemerkt: Wirken ist ganz schnelles Stricken mit vielen Nadeln und erzeugt meist elastische Stoffe, sog. Gewirke. (Textilingenieure mögen mir bitte die laienhafte Verkürzung verzeihen.) Genau das Richtige für Strümpfe und Handschuhe – und mit diesen Produkten kam Limbach groß raus! Die Stadt sah sich mit Beginn des 20. Jahrhunderts als Welthauptstadt des Handschuhs, 60% der feinen Stoffhandschuhe gingen nach Amerika. Der erste Weltkrieg beendete leider auch dieses glorreiche Kapitel.

Parallel zur Industrialisierung erleben wir die eindrucksvolle Entwicklung Limbachs und der Region in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: Dampfmaschine, Eisenbahnanschluss, Kindergarten, Gas-Straßenbeleuchtung, 1883 schließlich Stadtrecht – Boomtown! Und immer war einer der Esches dabei.

Wir lernen Prof. Gustav Willkomm kennen, der weithin anerkannte Lehrbücher zur Technologie der Wirkerei herausbrachte und seit 1869 als Direktor der ersten Wirkschule in Limbach international gefragte Fachkräfte ausbildete.

Der Laie staunt, und der Fachmann strahlt: Mechanik wirkt!

Im Erdgeschoss kommt man ins große Staunen, insbesondere dann, wenn die Maschinen laufen (Termine auf der Museumswebseite): Zum Teil hundert Jahre alte Feinmechanikwunder erzeugen Strümpfe, mit Ferse und Fußspitze – und Muster. Größere Maschinen rattern, aus zig Spindeln laufen Fäden, ein Rad greift ins andre, Nadeln ziehen im richtigen Moment, und am Ende entsteht – feinste Trikotage! Zu DDR-Zeiten kamen 90% der Unter- und Nachtwäsche aus der Region Limbach-Oberfrohna.

Hier entsteht was für gehobenere Konfektionsgrößen, vermutete der Laie.
Auch bekanntere Textilmaschinen sind zu sehen.

Neuere Maschinen runden die Ausstellung ab.
Auch die Geschichte von Malimo und seinem hartnäckigen Erfinder Heinrich Mauersberger nimmt einen gebührenden Platz im Museum ein. Zwar erfreute sich dieses nähgewirkte Gewebe als Handtuch nicht der allergrößten Beliebtheit, doch bietet die Technologie für technische Textilien große Möglichkeiten und eine verheißungsvolle Zukunft.

Informationen zum Museum, zu Öffnungszeiten, Adresse und Sonderausstellungen lesen Sie unter www.esche-museum.de. Hier finden Sie auch 360°-Ansichten, die Lust auf einen lohnenswerten Museumsbesuch machen!