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Adventskalender der TU Chemnitz 2006

Heit is der Heilge Ohmd, ihr Maad, ...


Schwibbogen

"Heit is der Heilge Ohmd, ihr Maad,
kummt rei, mer gießen Blei.
Gung laaf geschwind zer Hannelies,
se soll beizeiten rei."

...

"Lott, dorten of der Hühnersteig,
do liegt menn Lob sei Blei,
... "

Schwibbogen

Tatsächlich, nun ist schon der Heilige Abend da. Viel zu schnell ist die - in diesem Jahr besonders kurze - Adventszeit wieder vergangen und der - aus den verschiedensten Gründen - langersehnte Tag ist da.

Der Beitrag von gestern über das Gießen von Zinnfiguren hat mich an einen der ältesten und wichtigsten Bräuche am Heiligabend im Erzgebirge erinnert: das "Bleigießen". Gleich in der oben zitierten ersten Strophe des "Heiligohmd-Lied"s - des vielleicht bekanntesten erzgebirgischen Weihnachtsliedes - wird das Bleigießen erwähnt. Im Gegensatz zum kunstvollen und gezielten Gießen der Zinnfiguren geht es bei diesem Brauch aber um die zufällig beim Gießen entstehenden Figuren. In einer alten erzgebirgischen Weihnachtsgeschichte wird das so beschrieben:

Spieldose aus Grünhainichen
Spieldose aus Grünhainichen

Erzgebirgischer Adventskranz
Erzgebirgischer Adventskranz

" ... Das Blei wurde schon am Heiligabend vormittags fertig gemacht. Das war eine ernste Angelegenheit. Wenn es am Heiligabend Mitternacht geschlagen hatte, ging die Sache los. Das Blei wurde in die Kohlenschaufel gelegt und in den Ofen gehalten. Auf dem Fußboden stand schon eine Schüssel voll Wasser. Man konnte zusehen, wie das Blei langsam zerläuft und wie blankes Silber aussieht. In der linken Hand hatte der Vater einen großen Schlüssel. Aber das musste ein "Erbschlüssel" sein! Wenn das Blei ganz geschmolzen war, nahm er die Schaufel aus dem Ofen, hielt den Schlüssel über die Schüssel und ließ das glühende Blei durch den Schlüsselring laufen (nicht zur Nachahmung empfohlen! Verletzungsgefahr!) . Das musste aber fix gehen, damit es kein "Gesprößel" wird. Das heiße Blei zischte im Wasser ..."

Entscheidend war dann die Form des gegossenen Bleistücks. Das Stück in der Geschichte sah aus wie der Kopf eines Löwen, was für das kommende Jahr Macht und Ehre bringen sollte. Besonders beliebt war das Bleigießen bei unverheirateten Frauen - goss man sich ein Stück, das nur annähernd wie ein Mann aussah, stellte sich im Neuen Jahr ein Freier ein ... Naja, "När dran glaabn muss mer!" (man muss eben daran glauben) sagt man da im Erzgebirge.

Kurrende
Kurrende

Im "Heiligohmd-Lied" werden aber noch viele andere Sitten und Bräuche der erzgebirgischen Weihnachtstage beschrieben: dass zum Abendessen 18.00 Uhr "Neinarlaa" (Neunerlei) auf den Tisch kommt, dass man nach dem Genuss von 16 Butterstollen krank werden kann und dass es früher für "zwaaezwanzig Pfeng" (22 Pfennige) so große Lichter gab, dass diese nicht in die Leuchter passten ...

Überliefert hat uns dieses gut beobachtete Abbild der Sitten und Bräuche der erzgebirgischen Weihnacht Johanne Amalie von Elterlein (1784-1865). Ihr werden 16 Strophen zugeschrieben, die sie vermutlich 1830 im Rittergut von Drebach zu Papier gebracht hat. Da das Lied schnell zum Volkslied wurde, kamen ständig neue Strophen hinzu und auch die ursprünglichen findet man in verschiedenen Varianten.
Aber ganz egal mit welchem Text, heute zum Heiligen Abend wird es bestimmt oft gesungen, von der vogtländischen "Grenze" bis zur äußersten östlichen Ecke des Erzgebirges. Blei gegossen wird vermutlich heute eher seltener, aber die Lichter dürfen nicht fehlen und die Butterstollen, und auch Neunerlei kommt noch oft auf den Tisch.

Auch wir Wichtel freuen uns auf die gemütlichen Stunden und wir hoffen - und wissen aus den netten Zuschriften und den Zurufen im eigenen Haus, dass es Vielen wieder ein bisschen Spaß gemacht hat, durch das "Weihnachtsland Erzgebirge" zu reisen.
Und wer in der Adventszeit keine Zeit hatte zum Lesen der Beiträge oder in den nächsten Tagen bzw. im nächsten Jahr sich mal "auf die Spuren der Wichtel" begeben möchte, dem sei an dieser Stelle verraten:
Die Adventskalender sind IMMER online   -   www.tu-chemnitz.de/advent/   -   und in unserer Übersicht (z.Zt. bis 2005, durch den letzten muss man sich noch durchklicken) findet sich das Gesuchte schneller. Für alle Rätselfans noch ein Tipp für die Feiertage: in der Übersicht sind alle bisherigen Rätsel aufgelistet. Man kann die Lösungen zwar nicht mehr einschicken, aber in der Nummer 24 des entsprechenden Jahres nach der richtigen Lösung sehen.

Fachwerkhaus in Waldidylle
Fachwerkhaus in Waldidylle/Osterzgebirge


Und hier sind sie endlich:

Die Rätsellösungen und die Gewinner.


Bastelspaß

An dieser Stelle möchten wir uns auch wieder für die Beiträge bedanken, die Verwandte, Kollegen, Freunde und Bekannte beigesteuert haben und natürlich auch für die vielen Tipps und Hinweise. Insbesondere hat uns das Fehlerteufelchen diese Jahr geärgert und unsere knappe Zeit ausgenutzt. Da (aber nicht nur da) fehlte uns unser Wichtel Marion. Danke für die Hinweise, durch die wir immer schnell korrigieren konnten.
Und wie immer haben wir uns über die netten Zuschriften gefreut. Das Bild mit den nach der Bastelanleitung dieses Jahres gefalteten Papier-Tannenbäumen schickte uns Carol aus den USA. Ihre Schüler haben sie im Deutschunterricht gebastelt. Spitze!

Die Wichtel der TU Chemnitz wünschen allen ein wunderschönes Weihnachtsfest
sowie ein erfolgreiches und erlebnisreiches Jahr 2007,
vielleicht mit einem Ausflug ins Erzgebirge!?




Version zum Ausdrucken


Das Weihnachtswort des Tages, erklärt von der Sprachberatung der TU Chemnitz


© Fotos: W. Riedel (2), B. Fritzsche (3), C. Cozad (1)
Ursula Riedel, Die TU-Wichtel

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