CWG - Dialog

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Ausgabe 2/01, Juni 2001

Inhalt
  • Dr. Gert Blazejewski und Dr. Holger Großkreutz: Risikomanagement und Hedging - die softwaretechnische Umsetzung am Beispiel der Nichteisen-Metallindustrie
  • Sandy Peijan: CWG-Vortrag: Amerikanischer Dozent spricht über US-Wahlen
  • Maik Arnold: Eine neue Dimension des Fremdverstehens - oder was ein Auslandsstudium bringen kann
  • Veranstaltungstermine

  • Risikomanagement und Hedging - die softwaretechnische Umsetzung am Beispiel der Nichteisen-Metallindustrie
    von Dr. Gert Blazejewski und Dr. Holger Großkreutz
    1. Ursachen der Anwendung von Hedging und Warentermingeschäften

    Moderne Industrieunternehmen könnten ihr Kerngeschäft gar nicht erfolgreich durchführen, wenn sie nicht über Warentermingeschäfte die Möglichkeit hätten, sich gegen Kursschwankungen abzusichern. Während beispielsweise Ölkonzerne Preisschwankungen am Spottmarkt noch direkt an ihre Kunden weitergeben, können private Autofahrer sich kaum gegen schwankende Benzinpreise absichern. Aber auch viele große Ölverbraucher können steigende Rohstoffkosten nicht direkt auf die Preise ihrer Produkte weitergeben (z. B. in der chemischen Industrie). Sie "hedgen" deshalb ihre aus den physischen Geschäften resultierenden Positionen, d.h. sie sichern sich über Warentermingeschäfte gegen Kursschwankungen ab.

    2. Kursschwankungen an den NE-Metallbörsen

    Genauso handeln Unternehmen, die sogenannte NE-Metalle herstellen oder verarbeiten. Nicht-Eisen Metalle, wie z. B. Aluminium, Kupfer, Nickel, Zinn, Zink, oder Edelmetalle werden in Europa überwiegend an der London Metal Exchange gehandelt (1). Und auch bei Kupfer können die Kurschwankungen enorm sein. Selbst in einem ruhigen Jahr wie 2000 betrugen sie über das Jahr verteilt immerhin über 25% (siehe Bild 1).
    Die Kurse können aber durchaus innerhalb eines Monats um bis zu 40% fallen. So geschehen im mittlerweile legendären Juni 1996. Damals platzte eine große Spekulationsblase. Yasuo Hamanaka von Sumitomo Inc. kaufte große Mengen von Kupfer. Er hatte versucht, den Markt zu "cornern" und so die Kurse zu manipulieren. Allerdings wurde er später für seine illegalen Spekulationen mit Gefängnis bestraft. Sowohl für das operative Geschäft und das Hedging ist dabei nicht nur die absolute Höhe der Kurse relevant, sondern auch das Zusammenspiel von Cash- und 3-Monats-Notierungen. Während in normalen Zeiten die 3-Monats-Notierungen etwas höher sind als die Cash-Notierung (Contango), schlägt dieses Verhältnis in Zeiten (künstlicher) Verknappung um (Backwardation).
    Metallhersteller, die Metalle auch selber recyceln oder umarbeiten, sehen sich also in dem Zwang, auf die Kursschwankungen der Metallkurse an den Metallbörsen reagieren zu müssen, insbesondere dann, wenn Metalle länger als einen sehr kurzen Zeitraum im Unternehmen gehalten werden. Es entsteht dann das Risiko, daß die eingekauften Metalle zwischenzeitlich so stark an Kurs verlieren, daß der Wertzuwachs durch die Umarbeitung oder Veredelung durch den Kursverlust an der Börse wieder ausgeglichen wird.

    3. Hedging im Detail - ein imaginäres Beispiel

    3.1 Ausgangssituation:
    Hedgegeschäfte vermindern dieses Kursrisiko. Bevor wir das Thema Hedging ins Spiel bringen, betrachten wir uns den Zustand, wie er vorher bestand: Die - von uns so genannte - Metallverarbeitungsgesellschaft Deutsche Feinmetall AG handelt mit Kupfer an der Londoner Metallbörse (London Metal Exchange, LME). Hierbei sei angemerkt, daß Metalle auch an anderen Börsen gehandelt werden, etwa an der COMEX (Commodity Exchange) in New York oder der Metallbörse in Singapur. Im Regelfall erfolgt der Handel nicht direkt durch den Metallverarbeiter, sondern durch zwischengeschaltete Broker, die im Auftrag tätig werden. Dies sorgt für eine Aggregation der gehandelten Mengen und somit für eine Vereinfachung des Handels. Die Deutsche Feinmetall AG kauft also unter Order Nr. 624 016 am 1. Juni 500 to. Kupferschrott zu 2000 USD pro Tonne (der Börsenpreis liegt bei 2500 USD, für die mindere Schrottqualität wurde ein Preisabzug vorgenommen), den sie binnen drei Wochen zu Kupferkathoden (eine gebräuchliche Handelsform für Kupfer) umarbeitet und am 22. Juni wieder an der Börse verkauft. Zwischenzeitlich ist der Kurs für Kupfer an der Börse jedoch auf 1800 USD gefallen. Das Umarbeitungsgeschäft brächte ohne Kurssicherungsmaßnahmen somit einen erheblichen Verlust.

    3.2 Ermittlung des Hedgebedarfs:
    Hedging bedeutet "the establishment of an opposite position on a futures market or by means of options from that held and priced in the physical commodity".(2) Im konkreten Fall sieht das jetzt so aus, daß der Metallhändler nicht mehr ein einzelnes Geschäft betrachtet, sondern Tagesabschlüsse tätigt. Das heißt, er macht ein Konto auf, in dem tagesweise die beim Broker eingekauften und verkauften Metalle summiert gegenübergestellt werden: Sehen wir das Beispiel für Kupferkathoden (eine gebräuchliche Handelsform für Kupfer):

    Abbildungen 1+2



    Ziel des Hedgings ist es nun, die täglichen Konten auszugleichen ("the establishment of an opposite position...", siehe oben). Sind die Konten täglich ausgeglichen, so können Tagesabschlüsse getätigt werden und zukünftige Metallkursschwankungen sind für einen Umarbeitungsprozeß nicht mehr relevant.

    3.3 Anlegen des Hedgegeschäfts:
    Im Abbildung 1 wurde mehr verkauft als eingekauft, d.h. es besteht eine sogenannte Short-Position (der Händler ist mit seinen Einkäufen zu "kurz"). In der zweiten Abbildung besteht dementsprechend eine Long-Position. Um das Konto auszugleichen - in der Fachsprache sagt man dazu "glattzustellen" - muß nun am 1.6. ein Einkaufsgeschäft über 1000 to Kupfer (vereinfacht nehmen wir den Börsenkurs von 2500 USD an, Order Nr. 624 025) getätigt werden, am 22.6. ein Verkaufsgeschäft über 3000 to Kupfer (zum Börsenkurs von 1800 USD, Order Nr. 624 512). Wir sehen, durch eine Glattstellung der beiden Konten sind die Kursschwankungen nicht mehr relevant, bezogen auf den Auftrag mit der Order Nr. 624 016 können wir gleich am 1.6. einen Recycling-Ertrag von 300 USD pro to verbuchen.
    Handelte es sich bei den oben abgebildeten Kupfermengen, inklusive der Order Nr. 624 016, noch um Mengen, die - zur Vereinfachung sofort angenommen, aber auf jeden Fall irgendwann - tatsächlich geliefert werden, so brauchen die Materialien aus den weiter unten angelegten Hedgegeschäften nicht unbedingt zur Lieferung zu kommen, denn diese dienen ja nur zur Verminderung des Kursrisikos, nicht aber zum Zweck, irgendwo weiterverwendet zu werden.
    Um die eigentlich nicht notwendige Lieferung zu umgehen, bedienen wir uns hier eines einfachen Tricks. Wir setzen die Lieferfälligkeit beider Hedgegeschäfte in die weiter entfernte Zukunft, z. B. auf den 1. September. Das heißt, die Hedgegeschäfte sind jetzt sogenannte Warentermingeschäfte, auch als "Futures" bezeichnet, mit Lieferfälligkeit zum 1.September. An der London Metal Exchange werden auch täglich neue Kurse (sogenannte Settlement-Notierungen) für Warentermingeschäfte festgeschrieben, die bis zu 27 Monate im voraus gelten. Zur Vereinfachung nehmen wir an, daß diese Kurse den Tageskursen entsprechen. (3)

    3.4 Ausgleichen des Hedgekontos:
    Wir haben auf einem gesondert einzurichtenden Hedgekonto nun zwei Geschäfte, ein Einkaufsgeschäft, Order Nr. 624 024, über 1000 to Kupfer und ein Verkaufsgeschäft, Order Nr. 624 512, über 3000 to Kupfer, welche am 1.9. zur Lieferung fällig werden. Um die Wandlung in ein zwangsläufig lieferbares Geschäft (warrant) zu umgehen, schauen wir uns noch weitere Tageskonten aus dem physischen Geschäft an. Und wie es der - zur Vereinfachung angenommene Zufall - will, haben wir, ähnlich wie in Abbildung 1 dargestellt, dort am 14. Juli noch eine weitere Short-Position über 2000 to, zu der wir das Hedge-Gegengeschäft, einen Einkauf über 2000 to, lieferbar zum 1.9. anlegen (OrderNr. 624 813).(4) Damit haben wir jetzt zwei Einkäufe über insgesamt 3000 to und einen Verkauf über 3000 to, alle lieferbar zum 1.9. Der Broker stellt nun dieses Konto glatt und verrechnet die drei Geschäfte gegenseitig, dementsprechend müssen diese nicht mehr zur Lieferung kommen.

    3.5 Abrechnung der Hedgegeschäfte:
    Um die Hedgegeschäfte richtig zu verbuchen, muß folgendes geschehen: Die Finanzbuchhaltung verrechnet die beim Broker eingekauften Mengen über 3000 to mit den an ihn verkauften Mengen über 3000 to. Da die Börsenkurse für Futures mit Fälligkeitstermin zum 1.9. am 1.6., 22.6. und 14.7. unterschiedlich waren, müssen die Gesamtbeträge mit diesen Kursen kalkuliert und anschließend saldiert werden, es kann hierbei für den Metallhändler ein Verlust, aber auch ein Gewinn entstehen. Für seine Dienste schlägt der Broker im Regelfall noch eine Kommission auf den Ein- bzw. Verkaufspreis auf. Nach Saldierung der Ein- und Verkäufe zum Fälligkeitstermin entsteht gegenüber dem Broker beim Metallhändler, der Deutschen Feinmetall AG entweder eine Verbindlichkeit, so bezahlt sie diese dem Broker, entsteht eine Forderung, so stellt der Metallhändler diese dem Broker in Rechnung. Buchhalterisch werden die Hedgeaufwände als Verbindlichkeiten im Sonderhauptbuch Kreditoren verbucht, Hedgeerträge demenstprechend als Forderungen im Sonderhauptbuch Debitoren. Im GuV-Konto erscheinen sie im Regelfall als Erhöhungen oder Verminderungen des Materialaufwands.
    Da es sich um Auslandsgeschäfte handelt, muß in Deutschland keine Vorsteuer gezahlt werden. Allerdings sind die Auslandszahlungstransaktionen an die zuständige Landeszentralbank zu melden. Organisatorisch macht es Sinn, die Abwicklung der Hedgeprozesse einer Abteilung des Unternehmens zuzuordnen, also entweder komplett durch den Einkauf oder komplett durch den Verkauf abwickeln zu lassen.

    4. Besonderheiten beim Tätigen von Hedgegeschäften:

    Hedging kann nicht nur zu Sicherungsgeschäften, sondern auch spekulativ durchgeführt werden. Hierbei wird zwischen unterschiedlichen Hedgearten unterschieden. Reichling zum Beispiel unterscheidet Routine-Hedging, selektives Hedging, Carrying-Charge-Hedging, Normal, Reversed und Texas-Hedging.(5)
    Bei größerem Umfang des Hedgevolumens kann die Hedgepolitik in Abhängigkeit der Marktsituation optimiert werden.(6) Der Hedgeprozeß von Metallen ist zum Beispiel bereits in der - vom Softwarekonzept guten, da auf der Standardsoftwarelösung SAP R/3 aufbauenden (7)- Softwarelösung It metal (8) dargestellt, vgl. Kapitel 5.
    Unterhält eine Metallhandelsgesellschaft gleichzeitig Geschäftsbeziehungen zu mehreren Brokern, z. B. Broker A und Broker B, so kann es passieren, daß zu einer Lieferfälligkeit die Ein- und Verkäufe der Metallgesellschaft zwar insgesamt glatt sind, zu den einzelnen Brokern aber unterschiedliche Verpflichtungen bestehen, z. B. Einkaufsverpflichtung mit 3750 to bei Broker A, Verkaufsverpflichtung mit 3750 to bei Broker B.(9) Die Deutsche Feinmetall AG würde in so einem Fall ihre beiden Broker beauftragen, diese beiden Positionen untereinander zu verrechnen. Dieser Prozeß wird auch als Clearing bezeichnet, an jeder Börse gibt es hierfür spezielle Clearingstellen.
    Beim Handel mit Metallen, der an ausländischen Börsen stattfindet, muß berücksichtigt werden, daß es nicht nur Metallkursschwankungen gibt. Die Metallkurse werden im Regelfall in US-Dollar ermittelt. Bei einem größeren gehandelten Mengenvolumen kann deshalb neben dem Metallkursrisiko noch ein erhebliches Devisenkursrisiko entstehen. Diesem kann dann durch ein gesondertes Devisenhedging entgegengesteuert werden.(10)

    5. Die technische Umsetzung von Risikosicherungsgeschäften mit SAP R/3

    Aufgrund seiner bekannten Vorteile hat sich heute R/3 in vielen Bereichen der Metallindustrie als Standard etabliert. Aber bereits in 1996 wurde von der Wirtschaftsvereinigung Metalle e.V. eine Liste mit unverzichtbaren Anforderungen zusammengestellt, die z.T. bis heute nicht von R/3 abgedeckt werden. So können z. B. Preisabsprachen für E-metallhaltige Materialien im R/3 nicht hinterlegt werden. Ohne die strukturierte Ablage von Verträgen können aber die Metall- und Devisenrisiken nicht transparent gemacht werden. Da in der Halbzeugindustrie für NE Metalle der Metallanteil bis zu 80% der Gesamtkosten beträgt, ist ein effektives Risk Management für diese Unternehmen überlebenswichtig.
    An dieser Stelle setzt die auf SAP R/3-basierende Branchensoftwarelösung it.metal an. Entstanden aus den Erfahrungen der R/3 Einführung bei der Hüttenwerke Kayser AG (HK), liefert das Paket die notwendigen Funktionen, um diese spezifischen, für die NE-Metallindustrie aber standardisierten Prozesse effizient durchführen zu können. Als Add-On zum R/3 unterstützt it.metal die automatisierte Vertragsabwicklung von der Vertragserfassung bis zur Abrechnung - sowohl im Einkauf als auch im Verkauf. Diese Informationen werden für das Risk Management in einer ständig aktuellen Metallposition dargestellt. Natürlich können mit it.metal auch die Börsenverträge im R/3 verwaltet werden. Die Prozesse der operativen Abteilung können also zusammen mit den Hedging Operationen in einem System dargestellt werden. Aufwendige Schnittstellen entfallen (siehe Bild 1).

    Bild 1


    Bild 1

    Mit it.metal wird ein vorkonfiguriertes R/3 System ausgeliefert, das an die Bedürfnisse der NE-Industrie angepaßt ist. Die Metal Solution kann kombiniert werden mit den Best Practice Szenarien der SAP Mill Solution. Ergebnis ist ein schnelles Prototyping auch für die komplexen Ein- und Verkaufsprozesse in der NE-Metallindustrie. Dies trägt entscheidend zur Sicherung des Projekterfolgs bei. Gleichzeitig führt es zu einer deutlich reduzierten Projektlaufzeit und damit zu erheblich reduzierten externen und internen Aufwänden. (Während bei HK die R/3-Einführung noch 18 Monate betrug, wird heute für vergleichbare Projekte mit 10 Monaten Projektlaufzeit gerechnet!).
    Mit it.metal verfügt itelligence (11) über ein Programmpaket und Beratungs-Knowhow, zu dem es im Moment keine Konkurrenz gibt. Weder auf Basis R/3 noch auf irgend einer anderen Plattform. Dabei ist der Adressatenkreis nicht auf die NE-Metallindustrie beschränkt. Es liegen bereits Anfragen aus anderen Bereichen vor - Handel von Kohlen oder Verarbeitung von Kakao. Nach einer Marktanalyse und ersten Kundenkontakten wurde im Februar 2000 mit viel Energie mit der Entwicklung von it.metal begonnen. Seit Juni 2000 wurde it.metal mittlerweile mehrmals an namhafte Unternehmen ausgeliefert.
    Von der programmiertechnischen Seite sind besonders die guten Erfahrungen bei der Anlage von Hedgegeschäften über vereinfachte Erfassungsmasken wie auch die ausgewählten Reportingwerkzeuge von Vorteil. Die Software basiert auf den Standard-Marketing-Instrumenten von SAP R/3, etwa die bekannten Programme zur Anlage, Bearbeitung und Auswertung von Aufträgen und Fakturen (z. B. Transaktion vf01). Die vereinfachten Erfassungsmasken wurden durch Einbindung der modernen BAPI-Technologie (Business Application Programming Interface) in Zusammenhang mit Call Transactions erzeugt.

    6. Fazit

    Vergleichen wir die Risiken, die beim Metallhandel entstehen, so wird durch Hedging das Kursrisiko deutlich gemindert: Zum einen wird durch die Einführung von Tagesabschlüssen das Risiko von der gesamten gehandelten Menge zurückgeführt auf ein Risiko für die zu hedgende Differenzmenge, ausgedrückt in den oben besprochenen short-/long-Positionen. Darüberhinaus ist - bei länger dauernden physischen Umarbeitungsprozessen - das Risiko der Metallkursschwankungen wahrscheinlich höher als das der Terminkursschwankungen bei Hedgegeschäften, die mit einer möglichst kurzen Lieferfälligkeit abgeschlossen werden. Durch Hedging kann das Kursrisiko also nicht nur mengenbezogen, sondern auch zeitbezogen verringert werden.

    7. Literatur

    Czichos, Horst (Hrsg.): "Hütte - die Grundlagen der Ingenieurwissenschaften", Springer, 30. Aufl. 1996.
    Itelligence AG: Software-Dokumentation It metal, Bielefeld 2000 (erhältlich auf Anfrage).
    Reichling, Peter: Hedging mit Warenterminkontrakten, Haupt, Stuttgart 1991.
    Rudolff Wolff & Co Ltd: Wolff´s Guide to the London Metal Exchange, Metal Bulletin Books, Surry, New York, Singapore, 1999.

    Anmerkungen

    1) Vgl. www.lme.co.uk. Eine physikalische Beschreibung der Nichteisenmetalle liefert etwa das Standard-Ingenieurwerk „Hütte - die Grundlagen der Ingenieurwissenschaften“, hrsg. von Horst Czichos, Springer, 30. Aufl. 1996, S. D 15 bis D 19.
    2) Wolff 1999, page S-9.
    3) Im tatsächlichen Börsenhandel ist dies nicht der Fall. Der Preis für eine zukünftige Lieferung ist i.d.R. höher als der Preis für heutige Lieferung, wenn mehr Metall auf dem Terminmarkt angeboten wird (sogenannte Contango-Situation) und revers niedriger, wenn mehr Metall nachgefragt wird (sogenannte Backwardation-Situation). Eine grundsätzliche Marktunterscheidung liefert Reichling 1991, vgl. S. 9-18.
    4) Kommt uns der Zufall nicht zu Hilfe, haben wir beispielsweise am 22. Juli eine Short-Position über 8000 to, so könnten wir am 14.7.2000 to. mit Lieferfälligkeit zum 1.9., die restlichen 6000 to. aber mit späterer Lieferfälligkeit, z. B. zum 1.11. beim Broker einkaufen. Dann wäre allerdings irgendwann vor Fälligkeit wieder das (Liefer-)Fälligkeitskonto zum 1.11. auszugleichen.
    5) Vgl. Reichling 1991, S. 19-48.
    6) Dies geschieht unter anderem in Abhängigkeit der Contango-/Backwardation-Situation, siehe Fußnote 2 und Reichling 1991, S. 67-144.
    7) Die Entwicklung von Softwarelösungen geht zunehmend den Weg, betriebswirtschaftliche Standardsoftware als Basis zu verwenden. Dies hat den Vorteil, daß nicht nur standardisierte Datenübergabe-Schnittstellen genutzt werden, sondern bereits in der Entwicklung auf vorhandene Standards, z. B. ABAP/4-Funktionsbausteine, zurückgegriffen wird.
    8) It metal wird vertrieben von der itelligence AG, Frankfurt und Bielefeld.
    9) Die Adressen von Brokern, die tatsächlich an der Börse zugelassen sind, sind z. B. dem Anhang des Standardwerks von Wolff zu entnehmen.

    10) Die Kursermittlung von Kursen im physischen Metallhandel, die als Basis für die Preisermittlungen im Hedgegeschäft benötigt werden, kann grundsätzlich unterschiedlich erfolgen, es gibt hier unterschiedliche Fixierungsansätze, z. B. Fixierung zur bekannten Börse, Fixierung zur unbekannten Börse, Fixierung zu Durchschnittspreisen usw. Aber dies wäre dann wieder ein Kapitel für sich...
    11) Neben dem Thema Risk Management werden von der itelligence AG auch die Themen E-Commerce und Supply Chain Management für die Metallindustrie besetzt. Mit Copper-Online hat die itelligence für die NA und HK im vergangenen Jahr den ersten Marktplatz für die Kupferindustrie aufgebaut (siehe www.copper-online.com). Unter der E-mail Adresse metal@itelligence beantwortet der LME-Experte Anfragen nach erfolgreichen Anlagestrategien in Warentermingeschäften. Auch alle sonstigen Firmenanfragen zum Thema Metall können an diese Adresse gerichtet werden.
     

    CWG-Vortrag: Amerikanischer Dozent spricht über US-Wahlen
    von Sandy Peijan
    Die Chemnitzer Wirtschaftswissenschaftliche Gesellschaft lud am 21.05.2001 zu einem Vortrag von Prof. Heathcote W. Wales über die Präsidentschaftswahlen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Prof. Heathcote W. Wales vom Georgetown University Law Center ist zur Zeit Gastprofessor an der Universität Heidelberg.
    Am 7. November 2000 fand die Wahl des 43. Präsidenten der USA statt. Einen Tag später riefen mehrere Fernsehstationen den Kandidaten der Republikaner, George W. Bush, zum Sieger aus. Der Demokrat Al Gore gratulierte Bush, zog das Eingeständnis seiner Niederlage jedoch wieder zurück, da das Wahlergebnis in Florida so knapp war, dass die Stimmen noch einmal ausgezählt werden mussten.
    Damit begann ein wochenlanger Kampf um noch fehlende, nicht gezählte Stimmen.
    Das Ende der Auseinandersetzung wurde erst am 12.12.2000 durch eine Entscheidung des Obersten Gerichts der USA herbeigeführt.
    Dabei ging es um die Wertung von ca. 40.000 Stimmzetteln, die aufgrund von Ungenauigkeiten maschinell nicht erkannt werden konnten. Das Team Gore’s forderte eine Handauszählung, da schon die vorherigen manuellen Zählungen gezeigt hatten, dass Bush's Vorsprung immer weiter schrumpfte.
    Neben diesem noch ausstehenden Urteil liefen vor dem Obersten Gericht in Florida zwei weitere Verfahren, bei denen der Ausschluss von 25.000 Stimmzetteln aus den Counties Martin und Seminole geprüft werden musste. In diesen Counties soll es zu besonderen Unregelmäßigkeiten gekommen sein, u. a. sollen republikanische Wahlhelfer etliche tausend Wahlzettel eigenhändig 'vervollständigt' haben.
    Der Oberste Gerichtshof setzt sich aus 9 Richtern zusammen, von denen 5 dafür plädierten, die Entscheidung über eine nochmalige Handauszählung an das Oberste Gericht in Florida zu verweisen und erklärten zugleich, für eine weitere Auszählung fehle die Zeit.
    Daraufhin räumte Al Gore am 13.12.2000 seine Niederlage ein und George W. Bush entschied die Präsidentschaftswahlen letztendlich doch für sich.
    Diese Ereignisse lösten eine Kontroverse über die Funktionsfähigkeit des U.S.- amerikanischen Wahlsystems aus. Viele Rechtsexperten stellen die Rechtmäßigkeit der Entscheidung des Obersten Gerichts in Frage. Sie sind der Ansicht, das Ergebnis hätte von Floridas Gerichten in erster Instanz und später endgültig bei Zählung der Wahlmännerstimmen durch den Kongress im Januar beschlossen werden sollen.
    Überraschenderweise zeigen Umfragen, so Prof. Heathcote W. Wales, dass die meisten Amerikaner die offensichtlich rein politische Entscheidung akzeptieren.
    Möglicherweise sei dies auf die allgemeine Anerkennung Bushs als Präsidenten der Vereinigten Staaten, aber sicherlich auch auf den Wunsch einer schnellen unkomplizierten Lösung des Konfliktes ohne weitere politische Diskussionen zurückzuführen.
     

    Eine neue Dimension des Fremdverstehens - oder was ein Auslandsstudium bringen kann
    von Maik Arnold
    Es gibt sicherlich verschiedene Motivationen für einen Auslandsaufenthalt während des Studiums. Für meine eigene Entscheidung, im Studienjahr 1999/2000 zwei Semester in Glasgow an der University of Strathclyde zu verbringen, waren das Interesse, ein neues Umfeld kennen und verstehen zu lernen und die Hoffnung, damit meine zukünftigen Berufschancen zu verbessern, ausschlaggebend.
    Der Wunsch, ein oder zwei Semester im Ausland zu studieren, stand schon zu Beginn meines Studiums in Chemnitz fest. Daher begann ich schon eineinhalb Jahre vor dem geplanten Aufenthalt mit den Vorbereitungen. Verschiedene Dinge mussten recherchiert und aufeinander abgestimmt werden: die Auswahl des Studienorts und der Universität, Informationen über die Anerkennung im Ausland erbrachter Leistungen, Bewerbungsformalitäten, die Finanzierung und Unterkunftssuche. Neben vielen Büchern und Zeitschriftenartikeln erhielt ich besonders im Akademischen Auslandsamt hilfreiche Informationen. Ratschläge von den Dozenten und Professoren der Technischen Universität Chemnitz waren ebenfalls sehr nützlich.
    Die Wahl des Gastlandes fiel ganz nach meinen Sprachkenntnissen aus. Es sollte ins englischsprachige Ausland gehen, um die in der Pflichtausbildung Wirtschaftsenglisch erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten praktisch anzuwenden. Entscheidend war auch, dass Studienleistungen, die innerhalb der Europäischen Union erbracht werden, leichter von der Heimatuniversität anerkannt werden können. Da in Großbritannien meiner Einschätzung nach Schottland die besten Studienbedingungen bot, fielen die beiden Universitäten in Edinburgh und Glasgow in die engere Auswahl.
    Um mich als European Student zu immatrikulieren, war eine ausführliche Bewerbung, inklusive zweier Gutachten von den Hochschuldozenten meiner Hauptfächer sowie ein Sprachzertifikat notwendig. Fortgeschrittene Kenntnisse der englischen Sprache konnte ich durch die an der TU Chemnitz abgelegten Prüfungen im Fach Wirtschaftsenglisch nachweisen. Zwei Professoren der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften schrieben die Gutachten, und ich komplettierte die restlichen Bewerbungsunterlagen. Ungefähr drei Monate nach Einreichung der Unterlagen erhielt ich sowohl für Glasgow als auch für Edinburgh Zusagen. Da mir Edinburgh, die Hauptstadt des Landes, eher traditionsbewusst und reserviert erschien, entschied ich mich für das weltoffenere und größere Glasgow mit seinen drei Universitäten. Nach erfolgreicher Einschreibung an der Universität in Glasgow konnte ich mich auf die Auslandsförderung nach dem BAföG bewerben, die mir kurz vor der Abreise für den gesamten Aufenthalt bewilligt wurde. Wenig später erhielt ich einen Platz im Wohnheim, um den ich mich im Vorfeld direkt an der Universität beworben hatte.
    Im September 1999 konnte ich mich endlich in die neue Wahlheimat aufmachen. Die Eindrücke aus den ersten Tagen sind mir noch heute im Gedächtnis verankert. Es war eine großartige Erfahrung, sich von einem Tag auf den anderen an eine neue Umgebung, eine andere Sprache und andere Lebensgewohnheiten zu gewöhnen. Entgegen meiner Erwartungen fiel mir die Eingewöhnung sehr leicht. Bereits nach kurzer Zeit konnte ich mich sprachlich recht gut verständigen und hatte neue Freunde gefunden. Gelegenheiten dazu boten sich im Wohnheim, in Vorlesungen oder auf Ausflügen. Ein besonderes Kompliment gilt hier aber den sehr kontakt- und gastfreundlichen Schotten.
    Der Studienalltag in Glasgow bestand, ähnlich wie an der TU Chemnitz, aus der Teilnahme an Vorlesungen, Übungen und Seminaren. Zusätzlich musste jedoch in jedem Studienfach semesterbegleitend ein Assessment absolviert werden. Dieses bestand darin, zu einem vorgegebenen Thema aus dem Bereich der Vorlesung entweder ein Essay zu verfassen, eine Gruppendiskussion zu leiten oder im Seminar die erarbeiteten Ergebnisse zu präsentieren. In einzelnen Fächern wurde auch eine Kombination dieser drei Alternativen gefordert. Der Aufbau und Inhalt der Vorlesungen entsprach weitgehend denen an der TU Chemnitz. Während das Studium in der Bundesrepublik Deutschland jedoch etwas allgemeiner und universaler angelegt ist, sind die Inhalte im anglosächsischen Raum stärker auf Praxisorientierung und Spezialisierung in einem oder zwei Kernfächern ausgerichtet. Die Bachelorstudiengänge ermöglichen z. B. eine sich durch das ganze Studium hindurchziehende Vertiefung und kürzere Ausbildungszeiten.
    Im Unterschied zu den deutschen Universitäten fanden Vorlesungen nur zwischen 9.00 Uhr und 17.00 Uhr statt, wobei die Lehreinheiten lediglich eine Zeitstunde betrugen, was ich als sehr angenehm empfand. Auf Dozenten und Professoren konnte man jederzeit, selbstverständlich auch außerhalb der Sprechstundenzeiten, zugehen. Ausländische Studenten konnten sich darüber hinaus an einen Tutor wenden, mit dessen Hilfe alle studentischen Formalitäten geklärt werden konnten.
    In Glasgow studierten zum Zeitpunkt meines Aufenthalts ungefähr 35.000 Studenten, von denen ca. 8.000 aus dem Ausland kamen. Innerhalb dieser Gemeinschaft organisierten diverse Studentengemeinschaften und universitäre Einrichtungen all das, was zum studentischen Wohl gehört. Auf dem Campus befand sich z. B. ein Freizeit- und Sportcenter, es gab einen Rund-um-die-Uhr-Service im Studentenwohnheim, zahlreiche Computerpools mit ausreichend Sitzplätzen und eine Bibliothek, die montags bis sonntags geöffnet war. Für ausländische Studenten wurden neben regelmäßigen Treffs zudem Ausflüge in die Highlands und andere Städte, Konzert- und Museumsbesuche angeboten.
    Für mein eigenes Studium konnte ich während meines Aufenthaltes Einblicke in verschiedene, oftmals über mein Hauptfach Betriebswirtschaftslehre hinausgehende Fächer gewinnen. Neben Kursen in Unternehmensrechnung, Wirtschaftsprüfung und Finanzen belegte ich auch Vorlesungen im Human Resource Management, in der Volkswirtschaftslehre sowie in den Politik- und Rechtswissenschaften. Einige der erworbenen Leistungsnachweise konnte ich nach meiner Rückkehr von der TU Chemnitz für mein hiesiges Studium anerkennen lassen. Dies ist innerhalb Europas durch das europäische Anerkennungssystem ECTS gesichert.
    Neben diesen Erfahrungen aus dem Auslandsstudium hat mir der Aufenthalt auch in persönlicher Hinsicht viel Neues gebracht: Es ist wichtig, sich selbst vor Augen zu halten, dass Menschen Dinge auf verschiedene Art und Weise tun. Ich habe gelernt, mit kulturellen Verschiedenheiten umzugehen und auszukommen. Mein Erfahrungshorizont wurde erweitert und das eigene Verständnis von Fremdartigkeit gefördert.
    Ich kann jedem, dem der Gedanke Auslandsaufenthalt im Kopfe herumschwirrt, empfehlen, diesen Wunsch in die Tat umzusetzen. Dabei ist es gleichgültig, ob man als Studierende(r), Praktikant(in) oder Berufseinsteiger(in) ins Ausland geht. Fest steht für mich, dass man neben dem vorab Erwarteten auch völlig neue und unerwartete Erfahrungen und Erlebnisse sammelt, die zu Hause so sicherlich kaum denkbar gewesen wären. Sicherlich lässt sich der Trennungsschmerz von der Heimat und der Familie kaum verhindern. Dies sollte jedoch kein Vorwand sein, sich gegen den Auslandsaufenthalt zu entscheiden. Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Trennung durch die Fülle der neuen Erlebnisse mehr als aufgewogen wird.
    Für Fragen und weitere Informationen stehe ich gern zur Verfügung:
    Maik Arnold
    Fakultät der Wirtschaftswissenschaften, Technische Universität Chemnitz
    Maik.Arnold@wirtschaft.tu-chemnitz.de
    Tel.: (0 371) 260 13 82
    eMail an den Autor

    Veranstaltungstermine
    Absolvententreffen in Chemnitz: 21. - 23. Sept. 2001

    Tagung: Experimentelle Wirtschaftsforschung
    11. - 13. Okt. 2001
    Call for Papers bis zum 15.08.2001 (Abstract)
    Anmeldung zur Tagung bis zum 15.09.2001

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. J. Weimann von der O.-v.-Guericke-Universität Magdeburg sowie Prof. Dr. Dr. M. Ahlert von der Universität Halle-Wittenberg