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Sein Weg zum Rektor war ungewöhnlich

Vor 50 Jahren starb Prof. August Heinrich Karl Schläfer, der Gründungsrektor der Hochschule für Maschinenbau Karl-Marx-Stadt

August Heinrich Karl Schläfer wurde als Sohn des Schlossermeisters August Schläfer in Iserlohn geboren. Von 1908 bis 1916 besuchte er in seiner Heimatstadt die Volksschule und absolvierte danach bei den Nickelwerken Iserlohn eine Schlosserlehre. Nach dem Abschluss als Geselle im Jahr 1919 arbeitete er hier für drei Jahre als Schlosser. 1922 begann er ein Studium am Technikum Hildburghausen, welches er 1925 mit dem Maschineningenieur und Elektroingenieur abschloss. Nach seinem Studium arbeitete er drei Jahre bei der Maschinenfabrik und Eisengießerei K. und Th. Müller in Brackwede bei Bielefeld. Hier übernahm er überwiegend betriebsorganisatorische und fertigungstechnische Aufgaben sowie Aufgaben der Arbeitszeitermittlung.

Zum 1. Januar 1929 wechselte er nach Chemnitz und begann seine 17-jährige Tätigkeit als Ingenieur und dann als Oberingenieur in der Maschinenfabrik Germania Chemnitz. Ab 1946 war er dann bei der Industrieverwaltung 10 in Chemnitz und der Industrieverwaltung in Dresden als technischer Direktor tätig. In letzterer Funktion hatte er die Aufsicht über sämtliche maschinenbauenden Betriebe Sachsens und war für deren Neuorganisation und Produktionsanlauf verantwortlich. Vom 1. Juli 1948 bis 1. September 1952 war er als Hauptdirektor der VVB WMW Chemnitz für die Spezialisierung und Rationalisierung sämtlicher maschinen- und werkzeugmaschinenbauenden Betriebe in der DDR zuständig.

Im September 1952 wurde Schläfer mit Sonderaufträgen des Ministeriums für Maschinenbau bzw. des Ministeriums für Außen- und innerdeutschen Handels in die Volksrepublik China entsandt. Dort wirkte er u.  als technischer Berater der Industrieausstellung der DDR in Shanghai und hielt mehrere Vorträge. Anfang August wurde im Ministerrat der DDR der Beschluss gefasst u. a. in Karl-Marx-Stadt eine Spezialhochschule zu gründen. Vom Ministerium für Schwermaschinenbau wurde für die Stelle des Leiters dieser Hochschule August Schläfer vorgeschlagen, der zu diesem Zeitpunkt aber noch in China weilte. Die zum 1. September 1953 gegründete Hochschule für Maschinenbau erhielt schließlich mit dem 15. September 1953 Schläfer als kommissarischen Leiter. Eine Bestätigung des neuen Leiters durch das Staatssekretariat für Hochschulfragen erfolgte zunächst jedoch nicht, da Schläfer keinen Hochschulabschluss und schon gar keine Promotion besaß. Erst eine Eingabe des Lehrkörpers der jungen Hochschule in Karl-Marx-Stadt im Herbst 1955 zur endgültigen Einsetzung Schläfers als Rektor unter gleichzeitiger Betrauung mit der Wahrnehmung einer Professur sowie das mehrfache Nachstoßen des Lehrkörpers wie auch des Ministeriums für Schwermaschinenbau führte schließlich im Dezember 1955 zu einer klärenden Aussprache im Staatssekretariat.

Zum 1. Februar 1956 wurde Schläfer zum Professor für Ökonomik der Industrie berufen und schließlich am 27. Mai durch den erstmalig gebildeten Senat zum Rektor gewählt und schließlich auch bestätigt. Er blieb bis 1959 im Amt und seine Leistungen für den Aufbau der Hochschule wurden vom Senat im Juni 1959 gewürdigt. Er hätte in seiner Funktion als kommissarischer, dann als gewählter Rektor maßgeblich den personellen und materiellen Aufbau der neuen Hochschule initiiert. Dazu gehörte auch die Entscheidung für und Inangriffnahme des neuen Campus an der Reichenhainer Straße. Er hatte es durch seine Erfahrung und seine Netzwerke geschafft, die Beziehungen zwischen Hochschule und Industrie auf ein stabiles Fundament zu stellen, gleichzeitig ausgezeichnete Spezialisten und junge qualifizierte Wissenschaftler als Professoren zu gewinnen. Es lehrten an der jungen Hochschule gestandene Männer aus der Praxis wie die Professoren Heinz Adler, Willy Nebel oder Herbert Neumann neben so jungen Wissenschaftlern wie Prof. Eugen Woschni und Harry Trumpold.

Nach seinem Rektorat widmete sich Schläfer intensiver seiner Tätigkeit als Direktor des Institutes für Betriebswissenschaften, dem er bereits seit dem 1. September 1956 vorstand. Von 1963 bis 1966 war er als Dekan der Fakultät für Technologie aktiv. Die Vorläufereinrichtung der heutigen Technischen Universität Chemnitz hatte 1963 den Status einer Technischen Hochschule erhalten.

Vor fünfzig Jahren am 8. März 1967 starb August Schläfer in Karl-Marx-Stadt und wurde unter großer Anteilnahme auf dem Friedhof St. Nikolai beigesetzt. Ihm zu Ehren wurde übrigens 1984 ein Preis für hervorragende Leistungen bei der Erziehung, Aus- und Weiterbildung in drei Stufen ins Leben gerufen und bis 1990 verliehen.

(Autor: Stephan Luther, Leiter des Universitätsarchivs)

Mario Steinebach
07.03.2017

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