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Sporttherapie auf Britisch

Drei aktuelle und ehemalige TU-Studentinnen berichten von ihren Auslandsaufenthalten in Großbritannien mit der WRIGHT-Foundation

  • Masterstudentin Judith Ranft passt im Rahmen einer Pilotstudie die NIRSport-Kappe, mit der die Hirndurchblutung erfasst wird, einem Probanden an. Foto: privat

Die Zusammenarbeit der Professur Sportmedizin/-biologie mit der schottischen WRIGHT-Foundation eröffnet Sportstudierenden der TU Chemnitz die Möglichkeit, sich beruflich zu qualifizieren und voranzubringen – und das im Ausland. WRIGHT, ausgeschrieben „Worldwide Research Into General Health Therapy“, deckt in Großbritannien 90 Prozent der Weiterbildung und Berufsqualifikationen auf dem Gebiet der Sporttherapie ab und widmet sich in der Forschung den Möglichkeiten der Krankheitsprävention und -therapie. Die Kooperation mit der TU Chemnitz bietet Studierenden die Aussicht auf ein mehrmonatiges Praktikum in Großbritannien sowie auf einen einwöchigen Lehrgang, bei dem eine Sporttherapie-Lizenz für Großbritannien und weitere Commonwealth-Länder erworben werden kann.

Judith Ranft, Masterstudentin an der TU Chemnitz im Studiengang Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport, steckt zurzeit mittendrin in ihrem sechsmonatigen Praktikum in Großbritannien. „Schon länger hatte ich den Wunsch, für ein paar Monate ins Ausland zu gehen. Während eines Gesprächs mit dem Betreuer meiner Masterarbeit, Dr. Peter Wright, entstand die Idee, ein Praktikum in Großbritannien durchzuführen. Das klang ideal für mich, denn es reizte mich, andere Kulturen und Menschen kennen zu lernen, mein Englisch zu verbessern, und zu erfahren, wie das Gesundheitssystem und speziell die Sporttherapie in Großbritannien im Vergleich zu Deutschland funktioniert“, begründet Ranft ihre Entscheidung nach Großbritannien zu gehen. Den Oktober 2015 verbrachte die 24-Jährige bei der WRIGHT Foundation in Dundee, Schottland, wo sie einen Einblick in die Organisation sowie die Vor- und Nachbereitung der Sporttherapie-Lizenz Seminare bekam und den „Exercise Referral Course“, in dem die besagte Sporttherapie-Lizenz erworben wird, absolvieren konnte. Von November 2015 bis März 2016 ist Ranft nun in ein Projekt an der Oxford Brookes University integriert. „Ziel des Projektes ist es, die Hirnaktivität bei Kindern mit koordinativen Entwicklungsstörungen beim Erlernen neuer Bewegungsmuster zu erfassen“, erklärt die Masterstudentin. „Meine Aufgabe umfasst die Anwendung und Auswertung des NIRS – Near Infrared Spectroscopy, das die Sauerstoff- und. Kohlenstoffdioxid-Sättigung im Gehirn mittels Infrarotlicht erfasst. Das wiederum lässt Rückschlüsse über die Aktivität in den jeweiligen Hirnarealen zu – eine ziemlich spannende Sache!“ Neben der Arbeit im Projekt assistiert die Masterstudentin bei den Reha-Einheiten für Kinder und Erwachsene mit neurologischen Erkrankungen und hilft dabei, Motorik-Screenings an Schulen in Oxford und Umgebung durchzuführen. Doch was hat die 24-Jährige für die Zeit nach ihrem Praktikum geplant? „Ich habe ein Angebot für ein PhD Studentship von Oxford erhalten, also eine Promotionsstelle“, berichtet Ranft. „Momentan denke ich noch darüber nach, ob ich diese annehmen möchte, doch das Angebot ist natürlich eine große Ehre und Chance für mich und meine künftige Karriere.“

Friederike Klinghammer hat ihr sechsmonatiges Praktikum in Großbritannien bereits im August 2014 abgeschlossen und profitiert heute beruflich davon: Momentan hat sie eine Stelle als „Exercise Referral Instructor“ in Stirling inne. „Mein jetziger Arbeitgeber hat die WRIGHT-Foundation gebeten, das Stellenangebot auf ihrer Internetseite zu veröffentlichen. Auf die besagte Stelle habe ich mich beworben – und das mit Erfolg!“ Was kann man sich unter einer „Exercise Referral Instructor“ vorstellen? „Wenn ein Patient an medizinischen Problemen, wie zum Beispiel Arthrose, Rückenproblemen, psychischen Erkrankungen oder Diabetes leidet und der jeweilige Arzt eine Sporttherapie als sinnvoll erachtet, überweist er den Patienten an uns“, gibt die 30-Jährige einen Einblick in ihren Arbeitsbereich. „Als Exercise Referral Instructor erstellen wir gemeinsam mit dem Patienten einen Trainingsplan, in dem wir die Präferenzen, Vorstellungen und das Fitnesslevel des Patienten beachten, sowie seine körperliche Beschwerden. Desweitern führen wir physiologische Messungen, wie Blutdruck, Körpergewichte oder Lungenfunktion, durch und bitten den Patienten, ein paar Fragebögen zu Lebensqualität und Wohlbefinden auszufüllen. Das Exercise Referral Programm dauert dann zwölf Wochen an und wir treffen uns regelmäßig alle drei Woche mit dem Patienten, um seine Vorschritte, Erfahrungen und Probleme zu besprechen und das Training anzugleichen.“ Auf die Frage, ob Klinghammer das Praktikum bei der WRIGHT Foundation für ihren momentanen Beruf qualifiziert hat, antwortet die 30-Jährige entschieden mit ja: „Ohne mein damaliges Praktikum hätte ich meine jetzige Stelle nicht bekommen. Von den Qualifikationen und Erfahrungen, die ich dank der Foundation machen durfte, habe ich fachlich sehr profitiert.“

Auch TU-Absolventin Kerstin Reckmann, die momentan einen sportsoziologischen Master in Oldenburg macht, konnte dank ihres Aufenthalts in Großbritannien mit der WRIGHT-Foundation Erfolge verzeichnen: Die 28-Jährige hat ihr Praktikum bei der Foundation mit ihrer Bachelorarbeit verknüpft und durfte dessen Ergebnisse über den Vergleich von englischen und deutschen Reha-Strukturen im Dezember auf der BASES Konferenz in England vorstellen. „Ich bin der Frage nachgegangen, wie kardiologische Patienten in Deutschland im Vergleich zu Patienten in Großbritannien therapiert werden. Mein Praktikum habe ich unter anderem dafür genutzt, um Erhebungen im Rahmen von Experten- und Patienteninterviews vorzunehmen“, berichtet die 28-Jährige. „Neben der Vorstellung meiner Arbeit auf der Konferenz wurden meine Ergebnisse zudem in einem Fachjournal publiziert.“ Doch auch fernab von ihrer Bachelorarbeit interessiert sich die Masterstudentin für den Unterschied zwischen dem deutschen und dem englischen Gesundheitswesen. „In England läuft alles über einen nationalen Gesundheitsdienst, in Deutschland ist das ganz anders organisiert. Meiner Meinung nach kann man sehr gut von einem anderen Ansatz profitieren, indem man Vergleiche zieht und die Vorteile jedes Systems verbindet“, erklärt Reckmann.

Sowohl Kerstin Reckmann als auch Judith Ranft und Friderike Klinghammer würden ihren Aufenthalt in Großbritannien stets wiederholen. „Ich habe so viel dazu gelernt, beruflich wie auch privat – ohne den Aufenthalt wäre das gar nicht möglich gewesen“, erklärt Ranft. Weiterhin spricht sie sich generell für einen Auslandsaufenthalt während des Studiums aus: „Ich würde jedem empfehlen, für die berufliche und fachliche Weiterbildung ins Ausland zu gehen. Allein, einen Vergleich zwischen den Ländern ziehen zu können, ist nicht nur interessant, sondern lässt einen das eigene Land viel bewusster wahrnehmen. Ich bin Dr. Wright sehr dankbar dafür, dass ich meinen Horizont erweitern durfte.“

Weitere Informationen: https://www.tu-chemnitz.de/hsw/ab/studium/zusatzqualifikationen.php#wright

Kontakt: Dr. Peter Wright, Professur Sportmedizin/-biologie, Telefon 0371 531-35590, E-Mail peter.wright@hsw.tu-chemnitz.de

(Autorin: Sabrina Schäfer)

Katharina Thehos
02.02.2016

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