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Förderung auf dem Weg zu marktfähigen, funktionellen Kohlenstofffasern

Das Ausgründungsprojekt „inca-fiber“ erhält eine Förderung durch den „EXIST Forschungstransfer“, um neuartigen Werkstoff auf den Markt zu bringen

  • Das Team von „inca-fiber“ – von links: Prof. Dr. Uwe Götze, Sarah Zönnchen, Dr. Falko Böttger-Hiller, Toni Böttger, Thomas Lindner und Prof. Dr. Thomas Lampke. Foto: Steve Conrad

Kohlenstofffasern weisen eine elektrische Leitfähigkeit auf, die sehr gering ist und gerade zur Nutzung als Widerstandsheizung und für Wirbelstrommessungen genügt, aber bei Weitem nicht zur elektromagnetischen Schirmung, zum Blitzschutz oder zur Stromversorgung von Aktoren, Sensoren oder Beleuchtungselementen ausreicht. Genau hier setzt die Idee von „inca-fiber“ an. Das Forschungstransfer-Projekt basiert auf der Nachwuchsforschergruppe TranS-Ver (Transfer neuartiger Smart Fiber Verbunde in die Sächsische Industrie), die von 2011 bis 2014 an der Technischen Universität Chemnitz vom Europäischen Sozialfonds sowie durch den Freistaat Sachsen gefördert wurde. Um in erster Linie die elektrische und die thermische Leitfähigkeit, aber auch die Fügefähigkeit sowie die haftvermittelnde Wirkung von Kohlenstofffasern zu erhöhen – und dadurch oben gennannte Anwendungen zu ermöglichen – haben die Wissenschaftler diese vor allem galvanisch metallisiert. „Das heißt – vereinfacht gesagt – Kohlenstofffasern werden elektrochemisch mit Metallen überzogen. Dabei werden wir uns bei der wirtschaftlichen Umsetzung auf Kupfer konzentrieren“, erläutert Dr. Falko Böttger-Hiller vom inca-fiber-Team, in dem sich jetzt vier TU-Mitarbeiter zusammengefunden haben, um die Entwicklung durch eine Ausgründung auf den Markt bringen. Der Name „inca-fiber“ steht für „Innovative Carbon Fiber“; zum Team gehören zwei Ingenieure, ein Chemiker und eine kaufmännische Leitung. Den ausgründungswilligen Forschern stehen durch den vom Europäischen Sozialfonds und dem Bundeswirtschaftsministerium geförderten „EXIST-Forschungstransfer“ rund 700.000 Euro zur Verfügung, um die Forschungsergebnisse in ein Start-Up-Unternehmen zu überführen.

„Die verkupferten Fasern eröffnen einen breiten Horizont an Anwendungen und ermöglichen dadurch echte Werkstoffinnovationen“, ordnet Böttger-Hiller ein. Weiter führt er aus, dass für die Realisierung des Vorhabens – insbesondere für die Platzierung der beschichteten Fasern am Markt – bereits relevante Kunden und Partner identifiziert und erste Kontakte aufgebaut werden konnten. Insbesondere Firmen aus den Bereichen technische Textilien und Leichtbau bekunden ihr Interesse an derartigen Materiallösungen. „Die Beantwortung von Anfragen aus der Industrie scheitert bisher allein daran, dass nicht genügend Material zur Bemusterung bereitgestellt werden kann“, erklärt Böttger-Hiller die Herausforderung, der die Wissenschaftler durch die Ausgründung nun begegnen wollen. Dennoch ist das Team auch in der Anfangsphase stets auf der Suche nach weiteren Partnern, um Projekte anzustoßen und eine optimale Auslegung des Prozesses sowie ein marktgerechtes Design der Kohlenstofffasern zu gewährleisten.

Bislang ist der Prozess im Labormaßstab sowie auf einer kontinuierlichen Versuchsanlage erprobt worden. Eine semi-industrielle Pilotanlage befindet sich gerade im Beschaffungsprozess. „Auf dieser Anlage soll der im Kleinen bereits stabil laufende Prozess skaliert werden, um so Outputmengen zu erzeugen, die den vom Markt ausgehenden Bedarf besser befriedigen können“, sagt die kaufmännische Leiterin, Sarah Zönnchen, und ergänzt: „Jener Bedarf nach hochleistungsfähigen Kohlenstoffasern wird – diversen Studien entsprechend – in den nächsten Jahrzehnten stetig zunehmen. Derzeit werden derartige Fasern hauptsächlich im Space- und Defense-Bereich und in Nischenmärkten nachgefragt. In Zukunft werden aber auch andere Branchen zunehmend einen Bedarf sehen, was auf den steigenden Einsatz an Kohlenstofffasern auch in Massenmärkten zurückzuführen ist.“. Neben der Überführung des Prozesses auf eine kontinuierlich laufende Anlage würden Demonstratoren gefertigt und ein Business-Plan erstellt, der die Grundlage für die Gewinnung benötigter Investoren bilde. Wenn alle technologischen und finanziellen Hürden überwunden seien, sollten die vier Mitglieder des Teams auch Gründer eines Unternehmens sein.

Begleitet wurde das Team in der Antragsphase und auch in den Jahren zuvor an der TU Chemnitz in besonderem Maße durch Prof. Dr. Thomas Lampke von der Professur Werkstoff- und Oberflächentechnik, Prof. Dr. Bernhard Wielage vom Institut für Werkstoffwissenschaft und Werkstofftechnik sowie Prof. Dr. Uwe Götze von der Professur Unternehmensrechnung und Controlling. Weitere Unterstützung boten das Gründernetzwerk SAXEED und das Team der ideentransfer GmbH. Auch in Zukunft werden sich Prof. Lampke sowie Prof. Götze als Mentoren in das Gründungsvorhaben einbringen und es durch ihr jeweiliges Fachwissen auf dem Gebiet der Oberflächentechnik bzw. wirtschaftlichen Gestaltung marktfähiger Produkte unterstützend vorantreiben. Die beiden Professoren freuen sich, das interdisziplinäre Team mit dieser zukunftsweisenden Idee auch weiter wissenschaftlich zu begleiten. Ihr Dank gilt insbesondere den Förderern beim Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und dem Europäischen Sozialfonds.

Weitere Informationen: http://www.inca-fiber.de

Kontakt: Dr. Falko Böttger-Hiller, Telefon 0371 531-37581, E-Mail Boettger-Hiller@inca-fiber.de

Katharina Thehos
11.12.2015

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