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Vom Golffieber gepackt

Die Sportart Golf beendet ihren ersten Durchlauf als obligatorisches Wahlpflichtfach an der TU Chemnitz und etabliert sich in dieser Form als ein richtungsweisendes Projekt auf Bundesebene

  • Stolz präsentieren die Absolventen des Seminars „Theorie und Praxis des Golfsports“ ihre zum Seminarabschluss erlangten Urkunden, mit denen sie sich fortan als Golferfahrene ausweisen können. Foto: Frank Joachim Seidel

Mit Ende des Sommersemesters 2015 erlebte an der TU Chemnitz ein bisher in der deutschen Hochschullandschaft einzigartiges Lehrangebot seinen ersten Durchlauf. Mit der Verankerung des Seminars „Theorie und Praxis des Golfsports“ als obligatorisches Wahlpflichtfach im Bachelorstudiengang Präventions-, Rehabilitations- und Fitnesssport zu Beginn des Wintersemesters 2013/2014 sollte dem Golfsport nicht nur eine wissenschaftliche Perspektive eröffnet, sondern auch das sportliche Angebot des Standorts Chemnitz erweitert werden. Zuvor wurde das Seminar seit 2010 bereits fakultativ angeboten. Heute dürfen die jungen Sportwissenschaftler des ersten bis fünften Semesters aus einem Pool an Sportarten wählen, in denen sie sich sowohl physisch als auch wissenschaftlich ausprobieren wollen. Für das Fach Golf verzeichnete Frank Joachim Seidel im vergangenen Jahr bereits großes Interesse. Als Schul- und Hochschulsportbeauftragter des Golfverbandes Sachsen und Thüringen e.V. ist er für das Projekt verantwortlich. „Ich freue mich über die tolle Vernetzung, die in den vergangenen Jahren zwischen dem Deutschen Golfverband, dem Landesgolfverband, dem Golfclub Chemnitz sowie der Technischen Universität Chemnitz entstanden ist“, so der Dozent des Seminars. „Golf geht nach vorne und möchte sich für alle öffnen“, führt Seidel weiter an und hofft, dass dieses Projekt auch an anderen Universitäten umgesetzt werden kann. Aufgeteilt ist das Lehrangebot über zwei Semester. Während im Winter wichtige Grundlagen aus der Theorie hinreichend besprochen werden, geht es im Sommer auf den großen Golfplatz des Golfclub Chemnitz e.V. am Wasserschloss Klaffenbach. Hier erlernen die Golfneulinge ohne notwendige Vorkenntnisse oder Ausrüstung die ersten Schritte des Golfsports und können sukzessiv an ihrem Spiel arbeiten.

„Es war die beste Entscheidung in meinem bisherigen Studium, dieses Seminar gewählt zu haben“, sagt Florian Morlok, der sich zuvor schon längere Zeit im Golfsport versuchen wollte. Vor Einschreibung in das Fach hatte der 26-Jährige noch keine Berührungspunkte mit dem Golfen. Nach zwei Semestern intensiver Betätigung konnte der Niedersachse nun als Jahrgangsbester und mit bestandener Platzreife vom Golfrasen gehen. Er schwärmt von der vielseitigen Gestaltung des Seminars, das sich unter anderem durch eine angenehme Gruppengröße und interessante Referatsstruktur auszeichnete. Ging es in der ersten Hälfte darum, mehr über Regeln und Geschichte des Sports aber auch über Doping, Rehabilitationsoptionen und Platzkunde zu erfahren, traf man sich in der zweiten Hälfte wöchentlich auf dem Golfplatz, um sich mehr mit Materialkunde und Techniken des Spiels zu befassen. Eine besondere Einheit machte die Studierenden selbst zu Golflehrern. In didaktischer Vorbereitung mussten sie eine Golfstunde in Eigenregie planen und durchführen. Auch Vertreter des Deutschen Golfverbandes besuchten die Chemnitzer Universität, um von der Realität des Profisports zu berichten. Am Ende stehen neben der theoretischen Prüfung im ersten Halbjahr gleich zwei Technikprüfungen, die verschiedene Schläge von den Studierenden sowie aktive Spielfähigkeit fordern. Sind beide Prüfungen mit Auszeichnung bestanden, erhält der studentische Spieler die Platzreife und darf auch außerhalb des Seminars dem Golfspiel auf dem Klaffenbacher Gelände nachgehen.

Neben dem technischen Wissen bereicherte das Seminar die Studierenden auch in ihrer Persönlichkeitsentwicklung. „Das erste was man auf dem Golfplatz lernt, ist mit Demut umzugehen“, weiß Florian Morlok zu berichten. „Frustration ist am Anfang ein steter Begleiter. Jemand, der sich nicht so leicht ärgert, hat die besten Karten“, führt er weiter aus. Ihn faszinierte so besonders, dass man im komplexen Golfsport immer an sich und seinem Spiel arbeiten kann. Ein perfektes Spiel, so der Sportstudent, gibt es nicht. Diesen Eindruck teilt auch Anna Heldt, die als Jahrgangsbeste aus dem Golfseminar hervorgehen und ebenfalls die Platzreife erlangen konnte. Auch die 20-Jährige hatte zuvor keine Erfahrungen in diesem speziellen Sportbereich sammeln können. „Als ich das erste Mal einen Golfschläger in der Hand hielt, schlug ich noch zehn Zentimeter neben den Ball“, erklärt die Sportstudentin mit einem Lächeln. Durch die Möglichkeit neben den wöchentlichen Seminarstunden auch einen zusätzlichen Kurs zu besuchen, konnte die Berlinerin jedoch schnell Fortschritte verbuchen. „Im weiteren Verlauf wurde mein Abschlag immer präziser und weiter“, erzählt sie.

Für beide Golfschüler war überraschend wie kräftezehrend die Sportart in vielerlei Hinsicht sein kann. „Die verschiedenen Faktoren wie Platzbeschaffenheit und Spielart zu berücksichtigen, bedeutet vor allem auch mentale Anstrengung“, erklärt Florian Morlok. Anna Heldt erzählt indes davon, wie sie nach einem mehrstündigen Training auch die körperlichen Auswirkungen noch am nächsten Tag deutlich spüren konnte. Wenn es darum geht, was die beiden über die Außenwirkung des Sports gelernt haben, wollen sie das Golfen nicht als elitäre Betätigung verstanden wissen. „Auf dem Golfplatz werden sämtliche Vorurteile abgelegt“, teilt Florian Morlok seine Erfahrungen. Kommilitonin Anna Heldt rät daher den nachfolgenden Sportstudierenden: „Es ist eine einmalige Chance, kostenlos die Platzreife zu erlangen und Erfahrungen im Golfen zu sammeln“. Sie will auch nach erfolgreichem Absolvieren des Seminars im nächsten Semester am Erweiterungskurs teilnehmen. Florian Morlok ist nach seiner Platzreife dem Golfclub Chemnitz beigetreten, um auch weiterhin aktiv Golf spielen zu können. Er engagiert sich außerdem für das Mitte Oktober stattfindende Finale der Studentischen Golfmeisterschaften in der sächsischen Großstadt.

„Ich habe meine ganze Familie bereits damit angesteckt. Jetzt läuft auch im Fernsehen bei uns zu Hause ab und zu Golf“, berichtet Anna Heldt. „Jeder, der auf dem Golfplatz steht, wird vom Golffieber gepackt. Ich habe von der ersten Sekunde dafür gebrannt“, fasst Florian Morlok sein Golferlebnis zusammen. Von diesem Fieber können sich jetzt auch im neuen Wintersemester 2015/2016 wieder Sportstudenten packen lassen und damit Chemnitz als akademischen Standort des Golfsports weiter fördern.

Weitere Informationen zum Golfsport an der TU Chemnitz: http://ictus-academicus.de/

(Autor: Andy Schäfer)

Katharina Thehos
19.10.2015

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