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Wissens- und Technologietransfer in die Kunststoffindustrie der Lausitz

Baubeginn für das Technikum des neuen »Fraunhofer-Kunststoffzentrum Oberlausitz« in Zittau - TU Chemnitz bringt Know-how mit ein und kooperiert in der Forschung

Am 11. Mai 2015 begannen in unmittelbarer Nachbarschaft der Hochschule Zittau/Görlitz die Bauarbeiten für das neue Technikum des »Fraunhofer-Kunststoffzentrum Oberlausitz«. Das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU, die Hochschule Zittau/Görlitz sowie die Technische Universität Chemnitz stärken damit in enger Abstimmung mit Partnern aus der Industrie ihr gemeinsames Engagement um den Wissens- und Technologietransfer in die Kunststoffindustrie der Region. Im Fokus des neuen Kompetenzzentrums stehen die Entwicklung und Erprobung innovativer Leichtbautechnologien. Bis August 2016 sollen die Bauarbeiten abgeschlossen sein.

Bereits seit Februar 2015 rollen auf dem Grundstück an der Theodor-Körner-Allee die Baufahrzeuge. Zu dieser nichtöffentlichen Erschließung auf dem Campus der Hochschule Zittau/Görlitz gehörten u. a. die Rodung, der Bau der Erschließungsstraße sowie die Einrichtung der notwendigen Medien-Anschlüsse. Nun beginnen die Arbeiten für den Rohbau des Gebäudes. Das neue Technikum wird mit einer Nutzfläche von 180 Quadratmeter Platz für Fertigungsanlagen, Versuchsstände und Laborarbeitsplätze bieten. Im Obergeschoss entstehen Büros für 20 Wissenschaftler. Das Fraunhofer IWU und die involvierten Partner setzen damit ein deutliches Zeichen für das Engagement um die Kunststoffindustrie. In der Oberlausitz existiert ein hochspezialisiertes Netz an kunststoffverarbeitenden Unternehmen und Zulieferern. Deren Erfolg ist nicht nur von technischem Know-how abhängig, sondern steht auch im engen Zusammenhang mit der Aus- und Weiterbildung sowie Gewinnung von Fachkräften.

"Um den Mittelstand mit nachhaltigen Innovationen und fachlichem Know-how zu stärken, müssen die Anstrengungen in Forschung und Entwicklung sowie die gezielte Aus- und Weiterbildung in enger Abstimmung mit der regionalen Industrie weiter intensiviert werden«, erklärt Prof. Welf-Guntram Drossel, Institutsleiter des Fraunhofer IWU und Inhaber der Professur Adaptronik und Funktionsleichtbau in der Produktion an der TU Chemnitz. Der Dreiklang aus Hochschule Zittau/Görlitz, der Technischen Universität Chemnitz und dem Fraunhofer IWU bündele im neuen Kunststoffzentrum die individuellen Kompetenzen der Partner und richtet sich auf diese gemeinsamen Ziele aus.

Fraunhofer bereits seit 2011 in der Region aktiv

Dabei beginnen diese Bemühungen nicht bei Null. Eine vom Freistaat Sachsen geförderte Fraunhofer-Projektgruppe arbeitet bereits seit 2011 an der Entwicklung von Leichtbautechnologien am Standort Zittau. Hierzu wurden zunächst Büroräume angemietet und eine erste Maschinenausstattung angeschafft. Zunächst konzentrierten sich die Wissenschaftler auf die generative Fertigung von Kunststoffbauteilen und führten erfolgreich erste Forschungs- und Entwicklungsprojekte durch. Gleichzeitig wurde gemeinsam mit Partnern der Auf- und Ausbau eines Kompetenznetzwerks forciert. Ein Beispiel ist das im März 2012 gestartete Netzwerk POYL_LAB.NET, das unter Führung des Fraunhofer IWU derzeit 17 Partner, davon 12 aus der Oberlausitz, vereint. Gemeinsam entwickelten und konstruierten die Netzwerkmitglieder den Technologiedemonstrator KULAN als Leichtbaunutzfahrzeug für die Landwirtschaft. Zudem wurden regelmäßig zusammen mit dem Aus- und Weiterbildungszentrum POLYSAX – Bildungszentrum Kunststoffe Bautzen e.V. Informationsveranstaltungen für die regionale Industrie durchgeführt.

Der zweite Arbeitsschwerpunkt der Fraunhofer-Projektgruppe wurde 2014 weiter ausgebaut und befasst sich thematisch mit Faser-Kunststoffverbundhalbzeugen. Diese kommen derzeit insbesondere im Automobil- und Flugzeugbau aufgrund aktueller Leichtbaubestrebungen verstärkt zum Einsatz. Erste Projekte mit der regionalen Industrie sind erfolgreich abgeschlossen, wie beispielsweise eine erstmals auf der Euroblech 2014 vorgestellte neue Technologie zur Umformung von Organoblechen. Mit dieser können Faserverbundbauteile zukünftig wesentlich energieeffizienter und schneller hergestellt werden.

Kooperation zwischen TU Chemnitz, Fraunhofer und Hochschule Zittau/Görlitz

Für die Gesamtleitung beider Arbeitsbereiche konnte das Fraunhofer IWU Prof. Dr. Lothar Kroll, gleichzeitig Inhaber der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung (SLK) an der TU Chemnitz, gewinnen. Damit wurde auch die TU Chemnitz als wichtiger Partner für das Fraunhofer-Kunststoffzentrum eingebunden. Neben der gemeinsamen Nutzung von Prüf- und Anlagentechnik werden auch gemeinsame Forschungsprojekte beantragt und durchgeführt.

Die enge Verzahnung mit der Hochschule Zittau/Görlitz fußt auf einer Kooperationsvereinbarung aus dem Jahr 2011. Fraunhofer, die Hochschule sowie regionale Ausbildungsträger hatten sich zum Aufbau eines Fraunhofer-Kunststoffzentrums als ein Leuchtturm der außeruniversitären Ausbildung auf dem Gebiet der Kunststoffverarbeitung bekannt. Die erfolgreiche Zusammenarbeit wurde durch die Einrichtung einer Professur "Funktionsintegrierende Kunststofftechnologien" an der Hochschule weiter ausgebaut. Diese wird ab August 2015 besetzt. Damit wird ein vollkommen neues Lehrgebiet aufgebaut, das an sächsischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften derzeit einzigartig ist. Die Fraunhofer-Projektgruppe stellt Teile seiner Maschinenausstattung für Lehr- und Ausbildungszwecke zur Verfügung. Gleichzeitig ist mit der Leitung der Professur auch die Leitung einer Arbeitsgruppe am neuen Kunststoffzentrum verbunden.

Die Gesamtkosten für die Baumaßnahme werden zu jeweils 50 Prozent vom Bund und dem Freistaat Sachsen finanziert. Darüber hinaus unterstützt das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Rahmen eines Fraunhofer-Fachhochschul-Programms den Aufbau des zweiten Arbeitsgebietes "Funktionsintegrierende Kunststofftechnologien" innerhalb der Projektgruppe.

(Autor: Hendrik Schneider, Fraunhofer IWU)

Mario Steinebach
11.05.2015

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