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Von der universitären Forschung in die Selbstständigkeit

Dr. Jörg Nestler schaffte nach seiner Promotion den nahtlosen Übergang in den eigenen Chefsessel - Unterstützt wurde die Ausgründung der BiFlow Systems GmbH auch vom Gründernetzwerk SAXEED

Nach dem Abitur musste Jörg Nestler zunächst den richtigen Studiengang und die richtige Universität für die akademische Ausbildung auswählen. Schon vor Beginn des Studiums zählte unter anderem das Programmieren zu seinen großen Hobbys. Was lag also näher, als ein Informatik­studium anzutreten? „Da ich allerdings schon privat einen Großteil meiner Freizeit vor dem Computer saß, empfand ich die Vorstellung, dies auch noch beruflich zu tun, als eher beunruhigend“, so Nestler. Stattdessen entschied er sich für ein Studium der Elektrotechnik. Dieses Fach habe zwar ebenfalls entfernt mit Computern zu tun, sei allerdings physisch noch eher greifbar. „Da die Technische Universität Chemnitz in diesem Bereich einen sehr guten Ruf genießt, sah ich auch keine Veranlassung, die Stadt zu verlassen“, begründet der inzwischen promovierte Diplom-Elektro­techniker die Wahl seiner bevorzugten Ausbildungsstätte. Diese Entscheidung habe er nie bereut, denn sowohl die theoretische Lehre als auch der Praxisbezug seien an der Fakultät für Elektrotechnik und Informations­technik der TU Chemnitz stets vorbildlich gewesen. Außerdem biete die Stadt Chemnitz auch abseits der Universität eine reiche Auswahl an Freizeit­beschäftigungen – ein weiterer Grund, warum Nestler keine Veranlassung sah, seiner Heimatstadt den Rücken zuzukehren. „Dennoch hielt ich es für wichtig, auch international neue Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Deshalb verbrachte ich während meines Hauptstudiums zehn Monate in China“, so der inzwischen selbstständige Elektrotechniker, der sich auch in seiner Freizeit gern strategisch fordert. Bei einer Partie des Brettspiels „Go“ kommt es auf die richtige Balance zwischen langfristigem Planen und kurzfristigem Problemlösen an – eine Mischung, der auch im realen Leben eine große Bedeutung beigemessen wird.

Die Idee, nach Studien­abschluss zunächst noch eine Promotion anzuschließen, kristallisierte sich erst während der Bearbeitung seiner Diplomarbeit heraus, in der sich Nestler mit dem Themengebiet der Mikrofluidik auseinandersetzte: „Die Tatsache, dass dieses Anwendungs­gebiet sehr interdisziplinär ist und einen engen Bezug zur Medizintechnik aufweist, hat mich von Beginn an sehr gereizt. Als ich am Zentrum für Mikrotechnologien der TU Chemnitz schließlich die Möglichkeit erhielt, auf dem Gebiet weiterzuarbeiten und eine eigene Forschungs­gruppe aufzubauen, habe ich diese gern genutzt. Die eigentliche Promotion war schließlich ein Teil dieser Forschung und entstand im Rahmen verschiedener, praktisch orientierter Projekte in diesem Bereich.“ Auch der Gedanke einer etwaigen Selbst­ständigkeit keimte dann erstmals während dieser Forschungsprojekte auf. Konkret wurde dieses Vorhaben allerdings erst gegen Ende der Promotion, als langsam die Frage nach der beruflichen Zukunft in den Vordergrund rückte. „Eine rein akademische Karriere kam für mich nicht in Frage, da ich schon immer lieber anwendungsorientiert gearbeitet habe. Zudem wurde ich oft gefragt, ob man die von uns entwickelten Systeme denn kaufen könne – was ich leider stets verneinen musste. Auch das hat mich schließlich darin bestärkt, auf Grundlage unserer Technologie ein eigenes Unternehmen zu gründen“, ergänzt Nestler. Diese Kernkompetenz besteht unter anderem in der Entwicklung und Produktion von Kartuschen in der Größe einer Chipkarte oder eines Mikroskop-Objektträgers, in denen beispielsweise Proben auf biochemische Parameter analysiert werden können. Das Besondere dabei: Kleinste Flüssigkeits­mengen können ohne externe Pumpen innerhalb der Kartuschen bewegt werden. Da die Ursprünge dieser Technologie am Zentrum für Mikro­technologien sowie am Fraunhofer-Institut für Elektronische Nanosysteme ENAS liegen, kooperiert das 2010 von Dr. Nestler gegründete Unternehmen BiFlow Systems GmbH nach wie vor eng mit diesen forschenden Einrichtungen.

Begleitet wurde die Ausgründung der Firma auch von SAXEED, das zu den deutschland­weit erfolgreichsten universitären Gründernetzwerken zählt und jüngst im Rahmen des Gründungsradars des Stifter­verbandes das Prädikat „Vorbildcharakter“ verliehen bekam. „Ohne die Unterstützung von SAXEED und die Tatsache, dort immer Ansprechpartner für unsere Probleme - gerade in der Anfangsphase - gehabt zu haben, wären wir wohl nicht dort, wo wir heute sind“, gibt der junge Geschäftsführer zu. Auch daher empfiehlt Nestler jedem Studierenden, der mit einer eigenen Existenz­gründung liebäugelt, frühzeitig Kontakt mit diesem Gründer­netzwerk am Zentrum für Wissens- und Technologietransfer der TU Chemnitz aufzunehmen. Zudem schade es nicht, bereits während des Studiums einige Wirtschafts­vorlesungen zu besuchen. Lobend erwähnt der heutige Unternehmens­führer außerdem das Technologie Centrum Chemnitz TCC, das mit seinem „Start Up-Gründerzentrum“ am Technologie­campus eine ideale Infrastruktur für die Firmengründung schuf.

Die Ziele für die Zukunft formuliert Nestler abschließend kurz und bündig: „Die Firma BiFlow Systems weiterhin solide auf- und ausbauen sowie unsere Technologien effizient weiter­entwickeln. Aus rein persönlicher Sicht natürlich auch, das Privatleben damit vereinbar zu halten und mit meiner Freundin eine Familie zu gründen.“

(Autor: Martin Blaschka)

Katharina Thehos
12.02.2015

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