Springe zum Hauptinhalt
Pressestelle und Crossmedia-Redaktion
TUCaktuell
TUCaktuell Campus

Ein ertragreiches Erntejahr

Im Gespräch: Sebastian Ködel vom Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit des Studentenrates zieht Bilanz über die diesjährige Ernte des Permakulturgartens auf dem TU-Campus

  • 1. März 2014: Endlich geht das neue Gartenjahr los. Corinna Schönfeld und Sebastian Ködel beginnen mit der Radieschen- und Spinataussaat und erfreuen sich an neuen Nistkästen und gespendeten Gartengeräten. Foto: privat
  • 22. Juni 2014: Die neu aufgebaute Kräuterspirale ist bepflanzt und wird von Valentina Binder, Falco Leuschel, Frank Schmidt und Juliane Hädrich (v.l.) begutachtet. Foto: Sebastian Ködel
  • 26. Juni 2014: Gartenfestimpression: Die ersten größeren Ernten standen im Juni 2014 an. Das wurde ausgiebig mit geernteten und zugekauften Lebensmitteln aus der Region gefeiert. Foto: Sebastian Ködel
  • 13. Juli 2014: Viele Früchte und Gemüsesorten finden sich im Juli 2014 auf der 250 Quadratmeter großen Fläche des Permakulturgartens auf dem Campus. Foto: Falco Leuschel
  • Seit Juli 2014 ist eine Mitnehmkiste am Garten zu finden, in der übergebliebene Ernte gesammelt wird. Jeder, der vorbeikommt, kann sich daraus etwas wegnehmen und kosten. Foto: Sebastian Ködel
  • 18. September 2014: Thomas Fleischer sorgt für das Aussetzen der Winterernte: Postelein, ein feines Salatkraut. Foto: Sebastian Ködel

Die Erntesaison ist vorüber, das Beet wurde winterfest gemacht und Pläne für die kommende Saison gibt es bereits zur Genüge. Der Permakulturgarten auf dem Campus der TU Chemnitz ist ein Projekt der NATUC – Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit, das im Jahr 2012 sein Debüt hatte. Physik-Absolvent Sebastian Ködel war einer der ersten, der damals Samen in das Beet gesät hat und nun zufrieden auf ein weiteres, erfolgreiches Erntejahr zurückblickt. Im Gespräch mit Katharina Preuß erzählt er von den Erfolgen und Zielen des Projektes.

Permakultur bedeutet so viel wie dauerhafte Landwirtschaft. Doch was genau hat es damit eigentlich auf sich?

Sebastian Ködel: Bei dem Aufbau von Permakulturgärten orientiert man sich an den Prinzipien der Natur und versucht diese auf den Garten zu übertragen. So schaffen wir langfristige, widerstandsfähige und naturnahe Kreisläufe. Wir gärtnern sehr ökologisch, verwenden samenfeste Sorten, beachten Fruchtfolgen und verzichten komplett auf Chemie. Ein Anwendungsbeispiel von Permakulturprinzipien sind in unserem Garten sogenannte Mikroklimen. Unsere Kräuterspirale ist so aufgebaut, dass auf dieser unterschiedliche Klimazonen vorherrschen und daher jede Pflanze gut wachsen kann, obwohl sie in der Natur eigentlich eher an verschiedenen Standorten vorkommen. Ebenso verwenden wir Mischkulturen, denn verschiedene Pflanzen können sich im Wachstum befördern und gegenseitig schützen, indem sie die Schädlinge der anderen Pflanze zurückhalten. Ein klassisches Beispiel hierfür sind Knoblauch und Erdbeeren.

Wie kam es zu dem Projekt und welche Intention steckt dahinter?

Es ist sehr wichtig, dass wir uns wieder bewusster ernähren und ein besseres Gefühl dafür bekommen, was bei uns auf dem Teller liegt. Im Jahr 2011 hatte das Referat NATUC die Idee für die Implementierung eines Gartens auf dem Campus der TU Chemnitz. Zu dieser Zeit war ein amerikanischer Gaststudent aus Philadelphia zu Besuch, der von einem erfolgreich betriebenen Permakulturgarten in seiner Heimuniversität berichtete. Mit dieser Idee im Gepäck sind wir anschließend zum Studentenwerk gegangen, die uns die Fläche vor dem Wohnheim in der Vettersstraße 52 zur Verfügung gestellt haben. Im Frühjahr 2012 konnten wir das Projekt Permakulturgarten in Angriff nehmen. Zuerst war es nur ein kleines Kartoffelbeet, im Jahr darauf schütteten wir Erde auf und machten den Rasen zur Beetfläche. Unser Garten wuchs auf 60 Quadratmeter. Ende 2013 vergrößerten wir das Beet nochmals um das Vierfache und dieses Jahr war dann unser erstes, komplettes Gärtnerjahr. Wir konnten somit vielfältiger anbauen und hatten von Frühjahr bis vor einigen Wochen durchgehend Ernte.

Bei 250 Quadratmeter Anbaufläche sind die Erträge sicherlich reichlich ausgefallen. Was hat in dieser Saison besonders gut funktioniert?

Dieses Erntejahr war tatsächlich sehr zufriedenstellend, auch wenn es uns in erster Linie gar nicht um hohe Erträge geht – das war bei dem guten Gartenwetter in diesem Jahr eher ein sehr schöner Nebeneffekt. Am besten liefen Kürbis, Zucchini, Salat. Aber auch Mangold hatten wir richtig viel, man kann ihn immer noch ernten. Daher kann ich Mangold und auch Rote Bete zum Anbau all denjenigen empfehlen, die meinen, sie hätten keinen grünen Daumen. Auch der Anbau von Erdbeeren und Johannisbeeren war ein guter Selbstläufer. Jedoch gab es auch Dinge, die dieses Jahr nicht funktioniert haben. Unsere Tomaten pflanzten wir als Experiment ohne Dach und teilweise ohne Stabanbindung an. Anschließend wurden sie von einem Pilz befallen, sodass wir keine Tomaten ernten konnten. Doch man lernt aus diesen Versuchen gut, was in unseren Breiten – speziell im Chemnitzer Klima – möglich ist oder eben auch nicht möglich ist. Auch das macht das Projekt Permakulturgarten aus. Doch viel wichtiger als hohe Erträge ist uns der schonende Umgang mit der Natur, vor allem mit dem Boden und Tieren wie bspw. Bienen, Regenwürmern, anderen Insekten und heimischen Vogelarten. Genau wie unter Menschen ist es auf Dauer sehr förderlich, wenn man nicht nur nimmt, sondern ebenso auch gibt.

Der Garten besitzt keinen Zaun. Kommt es zu Verwüstungen und Gemüsediebstahl?

Ab und an erntet man eine leere Bierflasche und findet etwas Müll, aber tatsächlich verwüstet wurde der Garten bisher noch nicht. Manchmal wird etwas abgeerntet. Das ist im Prinzip okay, aber nicht immer optimal, weil wir oft absichtlich Pflanzen stehen lassen, damit diese in die Blüte gehen. Sie setzen dann Samen an, die wir zur Weitervermehrung verwenden. Wir haben daraufhin eine Kiste am Garten angebracht, in der wir übergebliebene Ernten sammeln. Jeder, der vorbeikommt, kann sich daraus gerne etwas wegnehmen, kosten und hoffentlich weiteren Gefallen an unserem Projekt finden.

Im Oktober fand im Club der Kulturen ein Kartoffelabend statt. Wie wird die Ernte sonst noch verwertet?

Der Kartoffelabend war eine schöne Veranstaltung, denn wir verwendeten die Kartoffeln aus unserer eigenen Ernte. Insgesamt drei verschiedene Kartoffelsorten bereiteten wir zu einem leckeren Abendessen für eine Filmvorführung zu. Es schloss sich eine offene Diskussion mit Vertretern des Studentenwerkes über das aktuelle Mensaangebot und dessen zukünftige Entwicklung an. Es ist toll, dass das Studentenwerk immer ein offenes, ehrliches und bemühtes Ohr für unsere Anliegen hat. Hin und wieder gibt es bei uns gemeinsame Kochabende oder wir bereiten die Ernte beim Gartenfest zu. Die Reste nehmen wir mit nach Hause.

Inzwischen pendelt die Temperatur um den Gefrierpunkt und der Winter bricht herein. Was passiert nun mit dem Garten?

Im Herbst säen wir eine Gründüngung wie Roggen aus. Dieser wächst bis zum Frösteln hoch, somit liegt das Beet nicht brach und der Boden ist bedeckt. Weiterhin zieht der Roggen durch seine Wurzeln die Nährstoffe nach oben. Wenn man dann im Frühjahr nach dessen Eingrabung in den Boden eine neue Kultur anbaut, hat die Pflanze mehr Nährstoffe zur Verfügung und kann besser gedeihen. Doch genau genommen haben wir keine große Pause bis zur nächsten Saison. Im Januar findet wieder unser Auftakttreffen statt, bei dem wir uns zusammensetzen, Saatgutkataloge durchblättern und uns überlegen, was wir anbauen werden.

Gibt es denn schon Pläne für das kommende Jahr?

Wir haben vor kurzem viel Holz für ein Insektenhotel und für Hochbeete gekauft. Das werden wir den Winter über zusammenbauen, um es im Frühjahr nutzen zu können. Ebenso möchten wir uns an einem Frühbeet ausprobieren und Jungpflanzen dort anzüchten. Vielleicht probieren wir uns auch an einem Hügelbeet – so wie es in der Permakultur üblich ist. Generell wäre es toll, wenn das Projekt so groß werden würde, dass wir sagen könnten: Heute stammen die Kartoffeln bei Essen 1 in der Mensa komplett aus unserem Garten. Das ist zwar noch etwas fern, aber keinesfalls unrealistisch. Es hängt eher von der Menge und dem Engagement aller Mitgärtner ab.

Das klingt spannend. Wie kann ich bei dem Projekt mitwirken?

In diesem Jahr gab es einen harten Kern von etwa sechs Leuten. Jeder, der mitmachen möchte, ist sehr gerne willkommen. Es ist ein praktisches Projekt, bei dem man viel lernen und sich ausprobieren kann. Was wächst zu welcher Jahreszeit und was wächst hier überhaupt nicht? Für viele ist es überraschend zu erkennen, dass eine Möhre ganze vier Monate oder länger zum Reifen braucht, nachdem man den Samen eingesetzt hat. Die Möglichkeiten sind jedoch sehr vielfältig. So kann man sich beispielsweise auch handwerklich betätigen und ein Hochbeet aus Holz bauen. Besonders schön ist, dass man die Erfolge deutlich sieht und auch etwas davon hat: Man hält etwas in den Händen und behält etwas im Herzen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Weitere Informationen: http://permakultur-tuc.de

Kontakt: sebastian.koedel@s2007.tu-chemnitz.de oder permakultur.tuc@gmail.com

Katharina Thehos
04.12.2014

Mehr Artikel zu:

Alle „TUCaktuell“-Meldungen
Hinweis: Die TU Chemnitz ist in vielen Medien präsent. Einen Eindruck, wie diese über die Universität berichten, gibt der Medienspiegel.