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Vom Klimaschutz bis zum Cockpitdesign

Studenten der Sensorik und kognitiven Psychologie entwickeln eine Klimaschutzplattform für Braunsbedra – Ihr Studium behandelt viele Fragen an der Technik-Mensch-Schnittstelle

Praktika sind für die persönliche Entwicklung während des Studiums unentbehrlich. Hannes Günther und Sascha Feder haben eine Möglichkeit gefunden, zusätzlich etwas für die Umwelt zu leisten. Für das Pflichtpraktikum im Rahmen ihres Studiums Sensorik und kognitive Psychologie programmierten sie den Internetauftritt des Klimaschutzkonzeptes der Stadt Braunsbedra. Die 11.500-Einwohner-Stadt in Sachsen-Anhalt hat ein eigenständiges Klimakonzept entwickeln lassen, mit dem die Energienutzung bis 2020 optimiert werden soll. Ein wichtiger Teil davon ist die Öffentlichkeitsarbeit, die die beiden Studenten nun mit ihrem Projekt vorantreiben. „Die Stadt soll dadurch als Vorbild dienen – für die Bürger von Braunsbedra aber auch für andere Städte“, beschreibt Prof. Dr. Michael Schulz, Vertreter der Professur Experimentelle Sensorik, ein weiteres Ziel des Internetauftritts. Auf der Webseite (http://www.braunsbedra.de/de/kommunales-klimaschutzportal.html), die ab sofort online ist, können sich Bürger nun zum einen darüber informieren, was die Kommune bisher zum Klimaschutz beigetragen hat – so erfahren sie dort von den Klimaschutzprojekten zweier städtischer Unternehmen, weitere sollen folgen – zum anderen kann sich jeder erkundigen, welchen Beitrag er selbst leisten kann. Eigenheimbesitzer lernen von den Voraussetzungen, Vorteilen und möglichen Problemen von Solarthermieanlagen oder Wärmepumpen. Eine Besonderheit ist der von Sascha Feder entwickelte Klimarechner, der Anfang 2015 online gehen soll. Mit dessen Hilfe kann jeder seinen persönlichen „CO2-Fußabdruck“, also die Kohlenstoffdioxidmenge, die durch seinen Lebensstil verursacht wird, ermitteln. Der aus Frankfurt (Oder) stammende Student programmiert diesen im Rahmen seiner Bachelorarbeit und kann so einen weiteren Teil seines Studiums dem Klimaschutz widmen.

Auch wenn die Programmierung und Gestaltung einer Homepage nicht Hauptinhalt des Studiengangs Sensorik und kognitive Psychologie sind, konnten die beiden Studenten bei ihrem Praktikum dennoch auf etliche Kenntnisse bauen, die sie dort erworben haben. So platzierten sie beispielsweise wichtige Informationen unter Berücksichtigung der Stimulussalienz, die sie im Fach Kognition kennengelernt haben. Aber auch viele Fragen der Datenpräsentation lassen sich mittels Psychologie beantworten: Was kann ein Mensch aufnehmen? Wann ist er überfordert? In Informatik lernten sie zudem die Grundlagen zur Website-Gestaltung.

„Die Kombination des Studiengangs erstaunt viele auf den ersten Blick“, sagt Schulz. Auf der einen Seite die kognitive Psychologie, die vor allem Wahrnehmungen und Erkenntnisgewinne des Menschen untersucht, auf der anderen Seite die Sensorik, die sich der Messung von technischen und biologischen Systemen widmet. Wie passt das überhaupt zusammen? „Sehr gut!“, meint Prof. Schulz, Vertreter der Professur Experimentelle Sensorik. „Die Kombination erscheint als Risiko, die beiden Wissenschaften sind sich in ihrer Methodik artfremd. Genau das ist aber der Sinn des Studiengangs, denn die Praxis zeigt, dass sie sich nicht voneinander trennen lassen.“ Prominentestes Beispiel ist das Design eines Autocockpits. Wie ordnet man die Messgeräte unter Berücksichtigung der menschlichen Psyche und der Sicherheit optimal an? Wie gestaltet man zum Beispiel die Kontrollleuchten so, dass der Fahrer bei einem Motorschaden dazu veranlasst wird, in die nächste Werkstatt zu fahren, aber gleichzeitig nicht in Panik verfällt, wenn Spritzwasserknappheit angezeigt wird?

Auch bei der Entwicklung von Medizintechnik rückt, laut Schulz, die Notwendigkeit, den Patienten bei der Gestaltung der Geräte zu berücksichtigen, immer mehr ins Bewusstsein. „Der Besuch beim Arzt ist für viele Menschen mit Angst verbunden und das Instrumentarium soll diesen Zustand nicht noch weiter verstärken. So lassen sich viele Gefahren von Ergebnisverfälschungen oder dem Auftreten neuer pathologischer Zustände im Vorfeld verringern“, erläutert der Professor.

Viele weitere Fragen, die die Zukunft mitbestimmen werden, werden im Studiengang aufgeworfen: Die Technik ist dabei, künstliche Intelligenz zu schaffen, aber wie geht der Mensch damit um? Wie müssen die Schnittstellen gestaltet sein, um die künstliche Intelligenz dann auch optimal zu nutzen? Wie richtet man den modernen Haushalt ein? Wie kann die Technik die Sicherheit verbessern oder den Alltag erleichtern, ohne dass sich der Mensch dabei beobachtet oder belästigt fühlt?

Doch bevor sich derartige Fragen beantworten lassen, benötigt es neugierige und vorausblickende Menschen, die sie sich stellen. Prof. Schulz legt Abiturienten, die gerne Psychologie studieren und am Menschen arbeiten wollen, aber auch ein technisches Faible haben, diesen Studiengang ans Herz. Hannes Günther und Sascha Feder sind zufrieden mit ihrer Wahl. Nach dem Bachelor wollen sie auch den Master im gleichen Fach in Chemnitz absolvieren. Ihre Zukunft sehen die beiden dann in der Automobilindustrie, wo sie bei der Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen mitwirken wollen.

(Autor: Sebastian Muckelbauer)

Katharina Thehos
24.11.2014

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