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Die sprachliche Seite universitärer Lehre - Deutschland und Italien im Vergleich

Prof. Dr. Winfried Thielmann ist Mitherausgeber eines Buches, das Ergebnisse der ersten vergleichenden Untersuchung der deutschen und italienischen Hochschulkommunikation vorlegt

Die Professur Deutsch als Fremd- und Zweitsprache der Technischen Universität Chemnitz war unter Leitung von Prof. Dr. Winfried Thielmann an dem - von der VW-Stiftung finanzierten - Verbundprojekt "euroWiss - Linguistische Profilierung einer europäischen Wissenschaftsbildung" beteiligt. Ziel des Projektes war es in den vergangenen drei Jahren, die wissensvermittelnde Hochschulkommunikation in verschiedenen Ländern zu vergleichen, um daraus hochschulpolitische Empfehlungen für eine europäische Wissenschaftsbildung abzuleiten. Mit dem Buch "Eristische Strukturen in Vorlesungen und Seminaren deutscher und italienischer Universitäten" ist nun die erste Untersuchung entstanden, die sich vergleichend mit der Kommunikation an europäischen Hochschulen beschäftigt - hier Deutschland und Italien. Einzigartig an dem Band sind auch die sehr ausführlichen und präzisen Transkriptionen von Vorlesungs- und Seminardiskursen.

Drei detaillierte Analysen deutscher und italienischer Universitätskommunikation zeigen, "wie sich der Umgang mit der Vorläufigkeit und Strittigkeit wissenschaftlichen Wissens in universitären Lehr-Lern-Diskursen in verschiedenen Wissenschaftskulturen gestaltet", wie es die Herausgeber im Vorwort schreiben. Vor allem die Unterschiede im Umgang mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen sind markant: "Wer im deutschen Zusammenhang neues, strittiges Wissen einbringt, unterliegt einer Begründungsverpflichtung. Er muss also hinsichtlich des neuen Wissens beim Hörer oder Leser Verstehen herstellen. Im italienischen und angelsächsischen Sprachraum geht es eher um das Überzeugen, hier ist nach wie vor eine starke rhetorische Tradition maßgebend", so Prof. Thielmann.

Entstanden ist der Band vor dem Hintergrund, dass der Bologna-Prozess zu einer Fokussierung auf die reine Wissensvermittlung geführt hat, bei der Wissenschaft und Innovation auf der Strecke bleiben: "Wissenschaft ist aber ein eristisches Geschäft, ein Streitgeschäft, bei dem um neues Wissen und seine Bestätigung gerungen wird. Es muss daher nach wie vor das Anliegen der europäischen Universitäten sein, Pluralität der Perspektiven auf Wissen und Wissenschaft sowie das wissenschaftliche Streitgeschäft auch in die Lehre mit einzubringen", führt Thielmann aus.

Die Erkenntnisse, die aus den Untersuchungen von Prof. Dr. Angelika Redder (Hamburg), Prof. Dr. Dorothee Heller (Bergamo), Prof. Dr. Antonie Hornung (Modena) und Prof. Dr. Winfried Thielmann stammen, sind auch in einem Memorandum zu finden, in dem konkrete hochschulpolitische Empfehlungen ausgesprochen werden: http://www1.slm.uni-hamburg.de/de/forschen/projekte/eurowiss/memorandum.html

Bibliographische Angaben: Angelika Redder / Dorothee Heller / Winfried Thielmann (Hrsg.): Eristische Strukturen in Vorlesungen und Seminaren deutscher und italienischer Universitäten - Analysen und Transkripte. 165 Seiten. Heidelberg: Synchron Wissenschaftsverlag der Autoren Synchron Publisher GmbH 2014. ISBN 978-3-939381-71-6

(Autorin: Anne Lüftner)

Katharina Thehos
20.05.2014

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