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Die Chemnitzer „WM-Studenten“ jubeln mit

Daumendrücken vor dem Fernseher oder im Stadion: Insgesamt 164 Studierende aus 21 qualifizierten WM-Ländern studieren an der TU Chemnitz

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Auch sie fiebern der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland entgegen: Angela Houtzager, Violaine Lenkeit mit Sohn Johannes und Mahyar Boostandoost (von unten nach oben). Foto: Christine Kornack

Am 9. Juni 2006 beginnt in Deutschland die Fußball-Weltmeisterschaft. Und auch an der TU Chemnitz wird sie freudig erwartet. 32 Länder haben sich für eine Teilnahme qualifiziert - Studenten aus 21 dieser Nationen leben und studieren hier in Chemnitz. Für "Uni aktuell" hörte sich Nicole Leithold unter diesen Studierenden um.

Sollte die Fußballnation Tschechien Weltmeister werden, dürften wohl 58 Studenten gemeinsam mit der Mannschaft jubeln. So viele tschechische Nachwuchswissenschaftler lernen im Sommersemester 2006 an der hiesigen Universität. Auch der BWL-Student Daniel Kroc wünscht sich sein Heimatland als Sieger. „Tschechien soll natürlich Weltmeister werden, aber realistisch betrachtet wäre Brasilien mein Tipp zur WM“, gesteht er lachend. „Leider habe ich keine Karte für ein Spiel“ bedauert der Student, „aber dafür ich werde mir alle Spiele mit meinen Freunden vor dem Fernseher anschauen“. Besonders will er seinen Lieblingsspieler Tomas Rosicky die Daumen drücken. Dieser gehört in Krocs Augen zu den besten offensiven Mittelfeldspielern Europas. „Viele Tschechen werden die Spiele mit Spannung verfolgen, denn Fußball ist vor allem bei den jungen Leuten in meiner Heimat sehr beliebt“, schätzt der Student, der früher selbst in Tschechien gekickt hat, die Stimmung seiner Landsleute ein.

Aber auch anderenorts freut man sich auf die WM. So auch in den Niederlanden. „Wenn unsere Mannschaft spielt wird mein ganzes Land wieder orange gefärbt sein. Der Stellenwert des Fußballs ist in meiner Heimat sehr hoch und die Holländer freuen sich auf die Spiele“, fasst die niederländische Philosophie-Studentin Angela Houtzager die Lage in ihrem Land zusammen. Sie selbst ist fußballbegeistert und bringt in ihrer Freizeit den Kleinsten in der Kindersportschule Chemnitz das Thema Sport näher. Die junge Frau - die einzige niederländische Studentin der TU - will aber Deutschland genauso die Daumen drücken wie den Niederlanden. „Vielleicht wird Holland ja sogar Weltmeister“, sagt sie lachend. Das wichtigste aber sei, dass es für alle ein schönes Turnier ohne Streit und Polizeieinsatz wird.

Friedliche und faire Spiele wünscht sich auch der Iraner Mahyar Boostandoost, der in Chemnitz im vierten Semester Elektrotechnik studiert. „Ich hatte mich für ein Spiel meines Landes beworben, aber im Losverfahren leider keine Karte bekommen. Doch glücklicherweise konnte ich noch über die iranische Botschaft hier in Deutschland ein Ticket erhalten, um mir am 11. Juni die Begegnung zwischen Iran und Mexiko in Nürnberg anzuschauen“, freut er sich. Die anderen Spiele will der junge Iraner auf der Leinwand in der Mensa verfolgen, der Stimmung wegen. Gute Chancen auf den Titel gesteht er dabei der brasilianischen Mannschaft oder den Niederländern zu, da beide Teams sehr gut seien. Mit Blick auf seine Heimat schätzt er, dass vier Wochen lang Feiertagsstimmung herrscht, da Fußball ein beliebter Sport sei. „Für unsere Mannschaft wünsche ich mir, dass sie endlich mal in die nächste Runde, das Achtelfinale kommt. Schon zum dritten Mal nehmen wir an der WM teil, aber sind bisher immer gleich ausgeschieden. Das wäre ein wirklich schöner Erfolg“, hofft der Freizeitkicker, der regelmäßig auf dem Uni-Sportplatz mit persischen Freunden spielt.

Dejan Borisavljevic stammt aus Serbien/Montenegro und studiert an der Universität Sportwissenschaft und BWL. „Eigentlich bin ich ja Ausdauersportler, aber wenn mein eigenes Land bei der WM dabei ist, muss ich natürlich Fußball schauen. Am liebsten würde ich die Spiele mit meinen Freunden auf der Leinwand in einer Gartenkneipe verfolgen.“ Obwohl Fußball in Jugoslawien nicht die Paradesportart sei, würden sich die Leute dort auf die WM freuen. „Die Hauptsportart ist Wasserball und Basketball, die haben in meinem Heimatland ungefähr den gleichen Stellenwert wie der Fußball in Deutschland.“ Am liebsten würde der Ausdauersportler natürlich sein Heimatland auf dem Siegertreppchen stehen sehen, aber realistisch betrachtet würde nach seiner Einschätzung Brasilien wieder den Titel holen.

Wer den Kampf um den ersten Platz gewinnen wird, kann jetzt noch niemand ahnen, doch eins ist sicher, falls nach dem Endspiel am 9. Juli 2006 „Allons enfants de la Patrie“ im Berliner Stadion erklingt, dann hat wohl Frankreich die WM für sich entschieden, was sich auf die französische Studentin Violaine Lenkeit wünschen würde. „Aber – ehrlich gesagt –denke ich nicht, dass Frankreich Weltmeister wird“, meint die Französin, „doch auch Deutschland hat meiner Ansicht nach wenig Chancen auf den Titel. Ich würde es Spanien wünschen, denn die haben bisher noch nie gewonnen“. Die Studentin, die außerdem Vizepräsidentin der Deutsch-Französischen Gesellschaft in Chemnitz ist, will auch im Rahmen ihrer gemeinnützigen Arbeit gemeinschaftliche Fernsehabende organisieren. „Ich selbst kann wegen meiner beiden Kinder die Spiele nur auf dem Bildschirm verfolgen. Doch meine kleine siebenjährige Tochter ist schon Feuer und Flamme und ist sich auch durchaus bewusst, dass sie zwei Heimatländer und damit auch zwei Mannschaften zum Anfeuern hat.“ Im Prinzip freut sich die Studentin auf alle Spiele, vor allem aber auch darauf, ihren Lieblingsspieler Zinedine Zidane auf dem Spielfeld zu beobachten. „Die Vorfreude in meinem Heimatland auf die WM ist dabei aber eher sportlicher Natur. Man freut sich auf den Sport selbst, als auf das Event. Ich persönlich würde mir neben einer friedlichen WM vor allem mal wieder ein Spiel zwischen Deutschland und Frankreich wünschen, obwohl ich da ganz schön hin- und hergerissen wäre“, gibt die junge Mutter schmunzelnd zu.

Ob man so ein Spiel sehen wird, ist bis jetzt noch nicht klar. Eines ist jedoch sicher, das zweite Spiel zum WM-Auftakt am 9. Juni 2006 wird von den Mannschaften aus Polen und Ecuador in Gelsenkirchen bestritten. Dieses Spiel wird Dawid Marczewski, der zurzeit seine Doktorarbeit am Institut für Chemie verfasst, sicher nicht verpassen. „Wir haben eine international zusammengesetzte Arbeitsgruppe am Institut, mit der es sicher viel Spaß machen wird, die Spiele zu verfolgen“, freut sich der Doktorand. „Deutschland hat bestimmt eine große Chance auf den Titel, obwohl ich Polen natürlich ebenfalls gerne als Sieger sehen würde. Aber ich denke das ist unmöglich“, gesteht Marczewski. „So bleibt für mich nur zu hoffen, dass Polen so weit wie möglich kommt. Gutes Wetter zu den Spielen wäre zur Abwechslung aber auch mal nicht schlecht“, hofft der Chemiker.

Man sieht, an der Chemnitzer Universität geht es auch in Sachen Fußball international zu. Sicherlich werden sich auch die 8.831 deutschen Studenten der TU auf die WM freuen und mit ihren zahlreichen ausländischen Kommilitonen die Spiele schauen und genießen. Was bleibt da mehr zu sagen als: der Ball ist rund, ein Spiel hat 90 Minuten und Abseits ist meistens, wenn der Schiedsrichter pfeift – die Chemnitzer „WM-Studenten“ freuen sich auf die Fußballweltmeisterschaft und werden feiern, egal wer gewinnt.

Mario Steinebach
06.06.2006

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