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Deutsch-chinesische Kooperation der Englischspezialisten

Institut für Anglistik/Amerikanistik kooperiert mit der Sun Yat-sen Universität im chinesischen Guangzhou - neben Studentenaustausch sind auch gemeinsame Publikationen geplant

"Überholen die Chinesen jetzt die Amerikaner auch in der Wissenschaft?" oder "Sollten die Anglisten nicht mit den Amerikanern, Engländern und notfalls den Schotten zusammenarbeiten anstatt jetzt auch in China einzusteigen?" - dies waren einige spontane Reaktionen, die Prof. Dr. Josef Schmied von der Professur Englische Sprachwissenschaft der TU Chemnitz erhielt, als er öffentlich diskutieren wollte, wie die Kooperation mit dem neuen Partner des Instituts für Anglistik/Amerikanistik - der Sun Yat-sen-Universität im südchinesischen Guangzhou - gestaltet werden könne.

Selbst wenn heute der Europäer in China manchmal meint, keiner spreche ausländische Sprachen, so will doch fast jeder in China Englisch lernen. Das zeigt sich auch daran, dass die Partneruniversität nur zehn Prozent der Bewerber für ihr Englischstudium aufnehmen kann. Eine Auswahl davon sitzt dieses Semester in Hörsälen der TU Chemnitz. Die neuen Austausch-Studierenden sind bei den Chemnitzer Dozenten höchst willkommen, weil sie oft eine ganz andere Sichtweise mitbringen und zur interkulturellen Zusammenarbeit beitragen. Mit dieser internationalen Perspektive ist die Chemnitzer Anglistik einmalig und die Studienpläne müssen neu abgestimmt werden. Neben den neun Master-Studierenden aus Südchina sollen im Oktober noch zehn Bachelor-Studierende für ein Jahr nach Chemnitz kommen. Im Austausch ist gerade eine Chemnitzer Anglistin nach fast vier Monaten aus China zurückgekehrt, wo sie nicht nur Englisch und Deutsch unterrichtet hat, sondern auch Material für mehrere Master-Arbeiten sammeln konnte. Im Sommer 2014 soll die Partnerschaft auch in gemeinsamen Veröffentlichungen zur Grammatik und in E-Learning-Seminaren ausgebaut werden.

Natürlich sind das Englischstudium und die Forschung zur englischen Sprachwissenschaft im 21. Jahrhundert nicht mehr wie vor 40 Jahren, als den Anglistik-Instituten bewusst wurde, dass sich neben dem britischen ein amerikanischer Standard etabliert hatte und dass die Iren oder Kanadier auch Wesentliches zur Weltliteratur beitragen konnten. Das Internet mit seinen vielfältigen Möglichkeiten und "seiner" Sprache Englisch hat die Kooperationsmöglichkeiten und auch die Perspektiven der Englischspezialisten, insbesondere der englischen Sprachwissenschaftler, nachhaltig verändert. Heute sind Muttersprachler nicht mehr die Mehrzahl der Englischsprecher und Deutsche und Chinesen verwenden Englisch nicht mehr als Mittel der Kommunikation mit Muttersprachlern, sondern untereinander als sogenannte Lingua franca. Mehr noch als Latein in der Antike oder im christlichen Mittelalter wird eine solche Verkehrssprache heute und vor allem in der Wissenschaft benötigt. Für die Anglisten in Deutschland und China ergibt sich hier nicht die Frage, wie man Englisch auf Kosten ihrer Muttersprachen an den Universitäten propagieren sollte, sondern wie Englisch zwischen Nichtmuttersprachlern verwendet werden kann, um in Forschung und Lehre zusammenzuarbeiten. Inwieweit sind die Lehrpläne (auch außerhalb des vor über 20 Jahren erarbeiteten europäischen Erasmus-Rahmens) vereinbar, so dass Studierende auf Bachelor- und Master-Level ausgetauscht werden können? Inwieweit können Standards für verschiedene Lernerniveaus bis zur Wissenschaftssprache festgelegt werden? In welchem Englisch sollten Sprecher der Deutschen Welle deutsche Kultur und Politik international erlebbar machen? Kann der chinesische Fernsehkanal CCTV9 und die englischsprachige Zeitung Daily News als Modell für chinesisches Englisch verwendet werden?

Um diese Fragen - im Kollegenkreis, aber auch mit der interessierten Öffentlichkeit - zu diskutieren, weilen vom 21. bis 26. Januar 2014 drei Professoren der Sun Yat-sen-Universität an der TU Chemnitz. Hier beteiligen sie sich auch am Programm der Festwoche zum 20-jährigen Jubiläum der Philosophischen Fakultät. Im Mittelpunkt steht eine Podiumsdiskussion mit Studierenden und Lehrenden von beiden Unis. Sie findet statt am Donnerstag, dem 23. Januar 2014 von 16.30 bis 18 Uhr im Alten Heizhaus im Universitätsteil Straße der Nationen 62 (Innenhof). Neben Mitarbeitern und Studierenden der TU Chemnitz sind auch Kooperationspartner der Anglistik, von Sprachschulen bis zu Übersetzungsbüros, ebenso eingeladen wie Lehrer und Schüler, die sich in der Oberstufe mit Englisch beschäftigen und hier eine Gelegenheit bekommen, nicht nur englisches oder schottisches, sondern auch chinesisches Englisch zu hören. Eine Anmeldung zu den Veranstaltungen ist nicht notwendig.

Weitere Informationen gibt es unter http://www.tu-chemnitz.de/phil/english/ling/SYSU_2013.php und bei Prof. Dr. Josef Schmied, Telefon 0371 531-34226, E-Mail josef.schmied@phil.tu-chemnitz.de.

(Autor: Prof. Dr. Josef Schmied)

Katharina Thehos
17.01.2014

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