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Unabhängig von der Herkunft studieren

Die gemeinnützige Initiative "ArbeiterKind.de" bekommt eine neue Ortsgruppe in Chemnitz - Psychologiestudentin Lena Güngör legte dafür den Grundstein

  • Lena Güngör kam durch ihr Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung mit der Initiative "ArbeiterKind.de" in Kontakt und baut nun eine Chemnitzer Ortsgruppe auf. Foto: Russel-Dwayne Bush

Trotz Bildungsreformen lässt sich in Deutschland nach wie vor durch den Bildungsstand der Eltern vorhersagen, ob ein Kind später studieren wird. Laut der aktuellen 20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) nehmen von 100 Akademikerkindern 77 ein Studium auf, wohingegen von 100 Nicht-Akademikerkindern lediglich nur 23 studieren, obwohl doppelt so viele die allgemeine Hochschulreife erreichen. Dabei spielen oft nicht nur finanzielle Aspekte eine entscheidende Rolle, ob Schüler aus nicht-akademischen Familien ein Studium aufnehmen oder nicht.

Deshalb startete im Mai 2008 die Internetplattform "ArbeiterKind.de". Dahinter steht eine gemeinnützige Initiative, die mittlerweile bundesweit über 5.000 ehrenamtlicher Mentoren in 70 lokalen Gruppen beschäftigt und unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Ihr Ziel ist es, Schüler, aus deren Familie noch niemand oder kaum jemand studiert hat, zur Aufnahme eines Studiums zu ermutigen und auf dem Weg dorthin zu unterstützen.

Diese Idee fand an der TU Chemnitz die Psychologiestudentin Lena Güngör so faszinierend, dass sie beschloss, selbst eine Ortsgruppe der Initiative in Chemnitz zu gründen. "Mit der Arbeiterkind-Initiative selbst kam ich durch mein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung in Kontakt, als ich mich bei einem Seminar mit einer anderen Stipendiatin unterhalten habe", erzählt Lena Güngör und fügt hinzu: "Als ich dann erfuhr, dass es lediglich in Leipzig und Dresden, nicht aber in Chemnitz, Ortsgruppen gibt, rief ich bei ArbeiterKind.de an. Zunächst ging es mir eigentlich nur um Informationen über die Initiative und eventuelle Planungen für eine Ortsgruppe in Chemnitz. Nach einem langen Gespräch fragte mich die Mitarbeiterin, ob ich denn nicht selber Lust und Zeit hätte, hier eine Ortsgruppe zu eröffnen." Daraufhin fragte Lena Güngör in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis nach, "die positive Resonanz überraschten mich und so sagte ich nach kurzer Überlegung zu, die Arbeiterkind-Ortsgruppe in Chemnitz zu gründen."

Mittlerweile besteht die Gruppe aus sechs ehrenamtlichen Mitstreitern und für Mitte Oktober ist bereits ein erster Stammtisch geplant. Über die offizielle E-Mail-Adresse chemnitz@arbeiterkind.de gab es bereits erste Anfragen. "Im Vordergrund steht jetzt erst mal Werbung für die Initiative, um die Leute darauf aufmerksam zu machen und auch, um weitere engagierte Studenten als Mentoren zu gewinnen", sagt Lena Güngör zu den ersten Plänen der Ortsgruppe: "Wir wollen in der O-Phase der neuen Studierenden präsent sein und später auch Informationsrunden in den Oberstufen der Gymnasien und Mittelschulen veranstalten. Uns ist wichtig, dass wir die Berufsausbildung als Weg in die berufliche Zukunft nicht abwerten. Wir wollen Jugendlichen Optionen aufzeigen, die ein Studium für sie bietet. Denn es ist immer noch so, dass er sehr gute, auch arbeitsmarkrelevante Gründe gibt zum Studieren. Die Arbeitslosenquote unter Akademikern mit Hochschul- oder Fachhochschullabschluss liegt immer noch unter 2,4 Prozent." Gern möchte sich die Chemnitzer Ortsgruppe mit Beratungsstellen an der Universität vernetzen.

Die ehrenamtlichen Mentoren sollen in erster Linie als Anlaufstelle bei Überlegungen rund um das Thema "Studieren" zur Verfügung stehen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Fragen: Warum überhaupt studieren? Wie komme ich zu einem Studienplatz? Welche Finanzierungsmöglichkeiten gibt es? Aber die Initiative unterstützt die Fragenden auch bei vielen weiteren Themen während und nach dem Studium sowie Auslandsstudium, Praktika, Examen und Bewerbungen. "Den angehenden Studenten soll vor allem das Gefühl vermittelt werden: Du bist nicht alleine mit den Gedanken, die dich beschäftigen", erklärt Lena Güngör. "Das sollen auch Erfolgsgeschichten zeigen, die wir den Jugendlichen näher bringen wollen." Auch die Mentoren können viele Angebote der Initiative wahrnehmen. So bietet ArbeiterKind.de seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern kostenlose Schulungen und Seminare in Gesprächsführung und Mentoring an. Die Kosten für die Hin- und Rückfahrt sowie für die Unterkunft werden dabei von der Initiative übernommen.

"Für alle Interessierten gibt es am 16. Oktober 2013 um 19 Uhr die Möglichkeit, auf unserem ersten Stammtisch uns und die Initiative kennenzulernen und vielleicht im Anschluss selbst als ehrenamtlicher Mentor oder Kooperationspartner tätig zu werden. Als Veranstaltungsort haben wir uns das Studentencafé "KaffeeSatz" auf dem Sonnenberg an der Zietenstraße 40 ausgesucht. Wir freuen uns über jedes Gesicht, denn jeder hat die Möglichkeit etwas zur Bildungs- und Chancengleichheit beizutragen", sagt Lena Güngör abschließend.

Infos unter: http://www.arbeiterkind.de

Link zum ersten Stammtisch: https://www.facebook.com/events/218692394954612

(Autor: Antonin Fischer)

Katharina Thehos
27.08.2013

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