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"Jeder freut sich, wenn draußen die Sonne scheint. Nur ich nicht"

TU-Absolvent Nico Mach ist heute erfolgreicher Geschäftsführer von zwei Textilunternehmen aus Flöha - an der TU Chemnitz erlebte er die Gründung der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften mit

  • Nico Mach studierte in Chemnitz Betriebswirtschaftslehre und ist heute Geschäftsführer von zwei Textilunternehmen im nahegelegenen Flöha: "Als ich sah, wie die Maschine mit 10.000 Fäden arbeitet und am Ende eine textile Fläche fabriziert, wollte ich mehr darüber wissen." Foto: Victoria Graul

"Jeder freut sich, wenn draußen die Sonne scheint. Nur ich nicht, weil dadurch Mehrkosten für die Kühlung entstehen", gibt Nico Mach mit einem lachenden Auge zu. Er ist Geschäftsführer von zwei innovativen Textilfirmen, die ihren gemeinsamen Sitz im sächsischen Flöha haben. In drei großen Produktionshallen rotieren dort monströse Wirkmaschinen. Jede davon hat etwa 10.000 Nadeln, die filigrane und transparente Mustervariationen an Textilrollen erzeugen und die hochsensibel auf Temperaturveränderungen reagieren. Den ersten Kontakt mit diesen gewaltigen Maschinen hatte Mach während seiner Studienzeit. Der Unternehmer studierte Betriebswirtschaftslehre an der TU Chemnitz. "Die Wirtschaftswissenschaften an der TU Chemnitz hatten sich damals gerade erst etabliert und ich bin dankbar, die Gründung miterlebt zu haben", so der TU-Absolvent.

Spiga GmbH, kurz für Spitzen und Gardinenfabrikation, spezialisiert sich seit seiner Gründung 1993 auf die Produktion von Spitzengewirken für Damen-Unterwäsche und beliefert mit ihren gewirkten Textilien weltweit über 100 Dessous-Modemarken, darunter Triumph und Victoria`s Secret. "Mit unserer Spitzenproduktion befinden wir uns in einer Nische, denn Spitze ist ein modisches Luxusprodukt. Wir sind sehr durch die Mode bestimmt. Mit dem Film Moulin Rouge erlebten wir einen richtigen Produktionsaufschwung. Ich hätte nichts dagegen, wenn die Filmproduzenten eine Fortsetzung drehen", sagt Mach mit einem Schmunzeln.

Um sich vom Modebereich unabhängiger zu machen, gründete Mach 2004 in Partnerschaft mit dem Matratzenstoff-Hersteller Bodet und Horst GmbH & Co. KG ein weiteres Unternehmen: Pressless GmbH. Dort werden technische Textilien - sogenannte Abstandsgewirke - entwickelt, hergestellt und verkauft. Abstandsgewirke sind dreidimensionale Textilien, bei denen zwei Oberflächen durch Abstandsfäden zusammengehalten werden. Die Produkte werden in Turnschuhen, Matratzen oder Autositzen eingesetzt. "Anfänglich mussten wir mit Pressless GmbH viel Geduld aufbringen. Es war ein neues Produkt, das keiner kannte. Unsere Abnehmer wussten nicht, wie es sich nach Langzeittests verhält und wie es verarbeitet werden konnte. Erst nach fünf Jahren Entwicklungsphase konnten wir einen Markterfolg erzielen", so Pressless-Geschäftsführer Mach. Mit seinen technischen Textilien schöpft Mach heute aus einem weltweiten Kundenpool von etwa 500 Abnehmern.

"Wir wohnten mit den Professoren zusammen in einem Studentenwohnheim"

Eigentlich wollte der gebürtige Vogtländer nach seinem Schulabschluss 1992 ein Studium der Betriebswirtschaftslehre im bayrischen Bayreuth beginnen. An der dortigen Universität wurde er allerdings nur auf die Warteliste gesetzt, sodass er sich schließlich für die TU Chemnitz entschied. Dort, wo sich die Fakultät für Wirtschaftswissenschaft gerade erst etabliert hatte. "Mein Studium an der TU Chemnitz bereue ich nicht. Gerade diese Aufbauphase des BWL-Studienganges 1992 hat den Charme für mich ausgemacht, denn zwischen den Studenten und Lehrenden gab es eine sehr enge Verbindung. Wir wohnten mit unseren Professoren zusammen in einem Studentenwohnheim und saßen auch nach den Lehrveranstaltungen zusammen am Grill oder organisierten Fußballspiele", erinnert sich der TU-Absolvent. Mach engagierte sich neben seinem Studium im Fakultätsrat und Fachschaftsrat der Wirtschaftswissenschaften. Er fand es spannend, universitätsinterne Entscheidungen mitzubekommen und mitzugestalten.

Spannend war für Nico Mach außerdem die Idee einer eigenen Firma. Insofern gründete Roland Mach, der damals in leitender Position bei der Plauener Spitze war, mit der Zustimmung seines Sohnes 1993 das Textilunternehmen Spiga GmbH. Fortan verschrieb sich Mach tagsüber dem BWL-Studium und abends machte er sich mit den monströsen Wirkmaschinen im Unternehmen vertraut. Die Textilbranche war für Mach Neuland. "Als ich sah, wie die Maschine mit 10.000 Fäden arbeitet und am Ende eine textile Fläche fabriziert, wollte ich mehr darüber wissen, über den Aufbau der Maschinen und über Möglichkeiten für Designs", resümiert Mach. 1995 absolvierte der TU-Student ein Praktikum im Textilunternehmen Rawe in Nordhorn, was ihm half, die Strukturen der Textilbranche weiter zu erfassen. Nach seinem Studienabschluss 1998 genoss er einen gleitenden Übergang in das Familienunternehmen Spiga GmbH: "Ich hatte nie in Frage gestellt, nach dem Studium etwas Anderes zu machen." Er baute weltweite Exportmärkte aus, wälzte Verwaltungsunterlagen, bis er schließlich die Geschäftsführung übernahm.

Synergieeffekte zwischen Spitze und Abstandsgewirke

Der TU-Absolvent leistet als Geschäftsführer von zwei Unternehmen ein großes Arbeitspensum - werktags 7 bis 22 Uhr sei keine Seltenheit. Er sei stolz auf seine 50 Mitarbeiter, die selbstständig arbeiten und ihm dadurch den Rücken freihielten. Mach ist ständig im Ausland unterwegs, auf Kundenbesuche oder Modemessen. Um den doppelten Leistungsdruck als Geschäftsführer von zwei Unternehmen standzuhalten, nutzt er die Synergieeffekte, die sich zwischen Spitze und Abstandsgewirke ergeben: "Vom Produktions- und Verfahrensprozess her ähneln sich beide Produkte. Außerdem können wir Materialbestellungen koppeln. Insgesamt versuchen wir auch, Innovationen in Optik, Material und Funktionalität aus dem einen Bereich in den anderen zu übertragen. Nur auf diese Weise können wir uns im internationalen Wettbewerb behaupten, vor allem gegen die Konkurrenz aus Asien."

Noch heute steht Mach in Kontakt mit der TU Chemnitz. Zurzeit arbeitet er eng mit der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung unter Leitung von Prof. Dr. Lothar Kroll zusammen, um neue Erkenntnisse für die Bewertung von Abstandsgewirken für Pressless GmbH zu gewinnen. "Der Vorteil für meine Unternehmen ist die Konzentration von Know-how in der Region - dazu zählt insbesondere die TU Chemnitz", so der Unternehmer.

(Autorin: Victoria Graul)

Katharina Thehos
27.07.2013

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