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Pflege daheim: Sensoren sollen zu Helfern werden

Sachsens Sozialministerin Christine Clauß gab an der TU Chemnitz den Startschuss für ein Projekt, das demenzkranken Menschen ein längeres Verbleiben im eigenen Wohnumfeld ermöglichen soll

Altersdemenz ist ein Krankheitsbild, das in Deutschland immer mehr in das Bewusstsein der Bevölkerung gelangt. Laut dem "BARMER GEK Pflegereport 2010" muss jede zweite Frau und jeder dritte Mann in Deutschland damit rechnen, dement zu werden. Gegenwärtig geht das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen von 1,2 Millionen Demenzkranken aus. Für das Jahr 2030 prognostizieren die Wissenschaftler einen deutlichen Anstieg auf 1,8 Millionen und für 2060 auf 2,5 Millionen. Und da mit der Demenzbehandlung auch intensive Pflegeabläufe verbunden sind, steigen mit zunehmender Pflegebedürftigkeit die Kosten.

Damit ein dementer Mensch zu Hause gepflegt werden kann, müssen gewisse Voraussetzungen geschaffen werden, damit er weder sich selbst noch andere gefährdet. Eine dauerhafte ambulante Überwachung durch Betreuungspersonen ist nicht finanzierbar. Bisher hat dies zumeist die Einweisung von pflegebedürftigen Demenzerkrankten in eine stationäre Pflegeeinrichtung zur Folge, da es keine Möglichkeit gibt, diesen in kritischen Situationen möglichst schnell zu helfen.

Vor diesem Hintergrund läuft an der Technischen Universität Chemnitz ein zweijähriges Forschungsprojekt, das vom Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und Landesmitteln in Höhe von rund 1,4 Millionen Euro gefördert wird. Staatsministerin Christine Clauß übergab am 1. März 2013 an der Fakultät für Elektrotechnik der TU Chemnitz den Förderbescheid. An der Professur Digital- und Schaltungstechnik der TU werden unter Leitung von Prof. Dr. Gangolf Hirtz Lösungen entwickelt, um demenzkranken Menschen ein Leben in ihrem häuslichen Wohnumfeld zu ermöglichen. "Mit Hilfe bildverarbeitender Sensoren, die sich einfach in eine Wohnung integrieren lassen, wollen wir kritische Verhaltensmuster dementer Personen identifizieren, um Gefahrenpotentiale wie beispielsweise einen Sturz zu erkennen und automatisch Maßnahmen einzuleiten", erläutert der Projektleiter. So könne innerhalb eines vereinbarten Servicekonzeptes je nach Situation umgehend der geeignete Ansprechpartner vom Nachbar über den ambulanten Pflegedienst bis hin zum Notarzt informiert werden. "Auch in der Wohnung angebrachte Info-Displays können bereits helfen, zu Handlungen wie `Bitte Herd ausschalten!´ oder `Bitte trinken!´ aufzufordern und deren Ausführung zu kontrollieren", erläutert Prof. Hirtz. Am Ende des Projektes soll die Einsatzfähigkeit des neuen Systems unter realen Bedingungen getestet werden. So entsteht in Chemnitz auch eine Musterwohnung, wo sich Interessierte informieren können.

Eines ist Prof. Hirtz besonders wichtig: "Der demente Mensch soll nicht allein mit der Technik leben, sondern die Technik soll ihm dabei helfen, ein Leben im gewohnten häuslichen Umfeld und unter Einbeziehung des sozialen Umfeldes zu führen. Dabei sollen unsere Sensoren zu Helfern werden." Prof. Hirtz ergänzt, dass dieses Projekt in idealer Weise auch zu dem neuen, im Wintersemester 2012/2013 an der TU Chemnitz gestarteten Bachelorstudiengang "Biomedizinische Technik" passt.

Weitere Informationen zum Projekt "OPDEMIVA - Optimierung der Pflege demenzkranker Menschen durch intelligente Verhaltensanalyse" erteilt Prof. Dr. Gangolf Hirtz, Telefon 0371 531-24330, E-Mail g.hirtz@etit.tu-chemnitz.de.

Über den Start des Projektes berichtet auch "Sachsen Fernsehen" sowie MDR1 Radio Sachsen.

Mario Steinebach
01.03.2013

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