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"Ich kann nichts aufschieben"

Psychologie-Studentin Annett Meylan gelingt die Jongleurskunst mit Mutterschaft und Studium

"Dann, wenn Mitstudenten gemeinsam Kaffee trinken oder noch mal in die Bibliothek verschwinden, bin ich Mama", sagt Annett Meylan und fügt hinzu: "Und das unendlich gerne." Die 29-jährige TU-Studentin hat ein artistisches Talent. Sie jongliert geschickt mit dem Muttersein und dem Studium, ohne dabei aus dem Gleichgewicht zu kommen. Ein kleines Erfolgserlebnis konnte Meylan erst neulich feiern: Anfang Oktober wurde die alleinerziehende Mutter mit einem Deutschlandstipendium ausgezeichnet. Wie schafft sie es, zwei Kinder und ihr Studium zu vereinen?

Der Tag beginnt für Meylan um fünf Uhr morgens und endet gegen Mitternacht. Den Tag organisieren - das macht sie, während die meisten Studenten noch träumen. "Die Schule beginnt früh und mir ist es wichtig, gemeinsam in Ruhe mit den Kindern zu frühstücken. Ein Tag darf einfach nicht stressig beginnen", sagt Meylan. Um mühelos in den Tag zu starten, erstellt die zweifache Mutter einen Plan. Auf diese Weise wissen ihre Kinder und sie, welche Termine wahrgenommen werden müssen oder welche Freizeitaktivitäten geplant sind. Erst nachdem sie ihre beiden sieben- und fünfjährigen Söhne in den Kindergarten und in die Schule gebracht hat, ist Meylan Studentin.

"Psychologie wollte ich schon immer studieren, aber nach dem Abitur hatte ich wenig finanzielle Möglichkeiten", erklärt Meylan, weshalb sie zunächst eine Ausbildung zur Bankkauffrau abschloss, und ergänzt: "Während der zweiten Elternzeit dachte ich mir: Warum nicht jetzt studieren? Somit hätte ich für meine Kinder mehr Zeit und müsste sie tagsüber weniger in Betreuung geben, als wenn ich berufstätig wäre." Seit 2008 studiert sie nun Psychologie, zuerst im Bachelor und inzwischen im Master. Die Spitzenposition der TU im Studiengang Psychologie im Hochschulranking 2007 lockte sie aus Aue nach Chemnitz. Das umfangreiche Lehrangebot und die Betreuung durch die Dozenten schätzt sie nach wie vor.

Die Jongleurskunst mit Studium und Mutterschaft ist herausfordernd, insbesondere während der Prüfungszeiten. Doch Meylan gibt dem Druck nicht nach: "Ich nutze die Zeit intensiv, in der die Kinder im Hort und Kindergarten sind, um zu studieren, zu lernen oder zu arbeiten. Ich kann nichts aufschieben. Gerade weil mir bewusst ist, dass ich nur diese Zeit zur Verfügung habe, glaube ich, dass ich dann besonders effektiv bin." Falls sich Studium und Mutterschaft dennoch überschneiden, kann sie sich auf die Großmutter ihrer Söhne verlassen, die nahe Chemnitz wohnen. "Das Wichtigste ist, dass meine Kinder von meiner Arbeit profitieren, sodass es keine Einschränkungen für sie gibt. Kindergeburtstage, Ausflüge wie auch Musikschule und Englischunterricht kommen nicht zu kurz", sagt die Studentin.

Zum Lebensunterhalt der Familie tragen Meylans hilfswissenschaftlichen Tätigkeiten an mehreren TU-Professuren und ihre Arbeit als Werkstudentin bei. So ist sie an der Professur Persönlichkeitspsychologie und Diagnostik an der Auswahl der Auszubildenden der TU beteiligt. An der Professur Klinische Psychologie arbeitet sie am Weiterbildungsprojekt "Klinische Gerontopsychologie" mit. Für die Professur Marketing und Handelsbetriebslehre ist sie im Projekt "Unternehmenszukunft Sachsen" für die Potenzialdiagnostik zuständig, außerdem ist sie Werkstudentin in der Personalabteilung des Unternehmens Altran. Ehrenamtlich engagiert sie sich zudem als Mentorin im Projekt "Start Smart" der Fakultät für Human- und Sozialwissenschaften und im Elternrat der Schule ihres Sohnes. Seit Anfang Oktober erhält die alleinerziehende Mutter auch eine Finanzspritze durch ihr erworbenes Deutschlandstipendium, das von der Gesellschaft der Freunde der TU Chemnitz gestiftet wurde.

Trotz der wenigen Momente zum Durchatmen klagt sie nicht: "Ich verbringe viel lieber Zeit mit meinen Kindern, als auf eine Mensa-Party zu gehen. Ich liebe mein Studium, tue genau das, was mir Spaß macht, und bin dankbar für die Möglichkeit, in so vielseitigen und tollen Projekten mitarbeiten zu dürfen", sagt Meylan. Und dann gibt sie noch einen Ratschlag: "Mit guter Struktur muss man nur selten Abstriche machen!"

(Autorin: Victoria Graul)

Katharina Thehos
08.11.2012

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