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Wissenschaftliches Know-how aus Indien

Dr. Indrani Sen und Dr. Deepak Dubal forschen momentan als Humboldt-Stipendiaten an der TU Chemnitz

  • Humboldt-Stipendiat Dr. Deepak Dubal forscht an der Professur Physikalische Chemie und Elektrochemie der Technischen Universität Chemnitz. Foto: Christian Schenk
  • Humboldt-Stipendiatin Dr. Indrani Sen ist an der Professur Werkstofftechnik der TU Chemnitz tätig. Foto: Christian Schenk

"Wenn man im wissenschaftlichen Bereich arbeiten will, muss man mindestens einmal im Leben in Deutschland gewesen sein, um dort zu forschen", zitiert Dr. Deepak Dubal seinen Promotions-Professor. Dieser war es auch, der Dubal das Humboldt-Stipendium ans Herz legte. "Mein Professor sagte immer, wenn ich mich um dieses Stipendium bewerbe, werde ich es bekommen." Und er sollte Recht behalten. Deepak Dubal ist seit 1961 der dritte Wissenschaftler der Shivaji University im westindischen Kolhapur, der eins der weltweit hoch angesehenen Humboldt-Stipendien erhielt. Als Gastprofessor wählte er Prof. Dr. Rudolf Holze, Inhaber der Professur Physikalische Chemie und Elektrochemie der Technischen Universität Chemnitz. Dort ist er der jüngste Zuwachs in einer langen Reihe von Humboldt-Stipendiaten.

Nachdem sich Dubal bereits in seiner Doktorarbeit mit Eigenschaften elektrotauchlackierter Eisen-dotierter Mangandioxid-Filme und deren Verwendung für Superkondensatoren befasste, widmet er sich nun im Rahmen seines Humboldt-Projekts an der TU Chemnitz modifizierten Oberflächen-Morphologien von chemisch präparierten Mangandioxid-Kohlenstoffnanoröhren-Filmen für Superkondensatoren mit verbesserter Leistung. Superkondensatoren werden - zusammen mit fortgeschrittenen Akkumulatoren - in unserer sich rasch wandelnden Energietechnologie eine wesentliche Rolle spielen. "Professor Holze gibt mir bei der Forschung freie Hand und stellt mir alle Mittel zur Verfügung. In Indien können wir zwar auch alle möglichen Materialien herstellen, aber nicht immer deren Eigenschaften gut überprüfen, da wir nicht alle nötigen Instrumente dafür haben", so der 26-Jährige. Neben der Ausstattung der TU lobt Dubal vor allem die komfortablen Wohnmöglichkeiten und Vergünstigungen für Studierende: "Mit dem Studentenausweis kann man in Chemnitz und Sachsen kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren und für viele Veranstaltungen existieren hier Studentenrabatte. In Indien gibt es so etwas nicht. Studenten sind dort nur an der Universität, um zu lernen, und müssen für alles bezahlen. Es gibt Studiengebühren, Prüfungsgebühren und so weiter." Beim Kennenlernen all dieser Möglichkeiten steht ihm noch für eine Weile ein anderer Humboldt-Stipendiat der AG Elektrochemie, Dr. Venkata Subba Reddy Channu, zur Seite.

Dr. Indrani Sen fällt in Chemnitz vor allem die andere Forschungskultur im Vergleich zu ihrer Heimatuniversität, dem Indian Institute of Science in Bangalore, auf: "Anders als in Indien arbeiten hier viele Leute an Industrie-Projekten und realen Anwendungen. Das ist eine neue Erfahrung für mich und daher sehr interessant." Bereits im August 2009 war Sen zum ersten Mal in Deutschland, um eine Konferenz im Bereich Werkstoffwissenschaft in Dresden zu besuchen. Dort lernte sie auch Prof. Dr. Martin Wagner, Inhaber der Professur Werkstofftechnik der TU Chemnitz, kennen, mit dem sie anschließend ab September 2010 für zwei Monate als Gastwissenschaftlerin forschte und bei dem sie nun ihr Humboldt-Stipendium absolviert. "Ich bin selbst ehemaliger Humboldt-Stipendiat und freue mich, dass ich mittlerweile als Gastgeber für Stipendiaten und als Fachgutachter für die Humboldt-Stiftung tätig sein kann", so Wagner.

In ihrem Humboldt-Projekt arbeitet Sen mit Formgedächtnislegierungen. Diese metallischen Materialien finden auch nach großer Verformung alleine durch Erwärmung wieder in ihre frühere Form zurück und bieten viele Möglichkeiten für Anwendungen in der Aktorik oder der Medizintechnik. "Das Material wird zum Beispiel in Implantaten verwendet, die Arterien offen halten und damit den Blutfluss unterstützen. Ich untersuche, wie genau sich die Mikrostrukturen dieser Materialien unter mechanischer Belastung verhalten", erklärt die Wissenschaftlerin.

Wie auch Dubal will Sen nach ihrem aktuellen Forschungsaufenthalt in ihre Heimat zurückkehren, um dort an einem akademischen Institut zu arbeiten. "Seit kurzem ist auch mein Ehemann als bereits promovierter Wissenschaftler hier in Chemnitz tätig. Aber wir wollen später beide wieder nach Indien", so Sen. "Viele ehemalige Humboldt-Stipendiaten sind heute erfolg- und einflussreiche Wissenschaftler in ihren jeweiligen Heimatländern und haben nach wie vor intensiven Kontakt nach Deutschland", berichtet Prof. Wagner und ergänzt: "Die Humboldt-Stiftung ist die exklusivste Fördereinrichtung auf diesem Gebiet in Deutschland und hat sich genau diesen Austausch besonders guter Wissenschaftler zum Ziel gemacht." Prof. Wagner würde sich freuen, wenn künftig noch mehr Humboldt-Stipendiaten nach Chemnitz kämen - denn es sei auch eine Auszeichnung für die TU, wenn "Top-Leute bei uns forschen wollen".

Stichwort: Alexander von Humboldt-Stipendien

Die Alexander von Humboldt-Stiftung ist eine gemeinnützige Stiftung der Bundesrepublik Deutschland, welche Wissenschaftskooperationen zwischen exzellenten ausländischen und deutschen Forschern fördert. Jährlich vergibt die Stiftung zirka 600 Humboldt-Forschungsstipendien für Postdoktoranden und erfahrene Wissenschaftler aller Nationen und Fachgebiete. Dabei gibt es nach Angaben der Stiftung keine Quoten - weder für einzelne Länder, noch für akademische Disziplinen. Allein die herausragende persönliche Leistung der Bewerber ist ausschlaggebend für die Vergabe der Stipendien. Das Humboldt-Stipendium ermöglicht überdurchschnittlich qualifizierten ausländischen Wissenschaftlern, ein selbst gewähltes langfristiges Forschungsvorhaben in Kooperation mit einem selbst gewählten wissenschaftlichen Gastgeber an einer Forschungseinrichtung in Deutschland durchzuführen. Zudem werden dauerhafte Kontakte zwischen ehemaligen Stipendiaten und den deutschen Wissenschaftlern gefördert. Die Stiftung pflegt ein Netzwerk von weltweit mehr als 25.000 Humboldtianern aller Fachgebiete in über 130 Ländern - unter ihnen 48 Nobelpreisträger.

(Autorin: Anett Michael)

Mario Steinebach
15.03.2012

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