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  • Zu hören ist unter anderem auch Musik von Sòmi de Granadas. Bildquelle: Sòmi de Granadas
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Warum soll der Süden immer nach Lavendel riechen?

Radiotipp: "Eine Lange Nacht über Okzitanien" - am 27. November 2010 im Deutschlandradio Kultur sowie am 27./28. November im Deutschlandfunk - Romanische Kulturwissenschaft der TU gestaltet Sendung

In den Nächten des Ersten Advent bietet die Lange Nacht über Okzitanien von Prof. Ulrike Brummert von der Professur für Romanische Kulturwissenschaft der TU Chemnitz und Christine Nagel gleich zweimal 180 Radiominuten Südwestfrankreich.

"Òm es totjorn le gavach de qualqu´un" ("Man wohnt immer im Norden von jemandem") - so lautet ein weit verbreitetes okzitanisches Sprichwort - will sagen: Und wieder ist man der Dumme und muss sich knechten lassen. Süden ist keine absolute Kategorie, schafft Beziehungen, die ein Hierarchiegefälle nachzeichnen. Okzitanien ist eine Kreuzung für Nomaden, Pilger und Migranten aller Zeiten: Römer, Westgoten, Franco-Flüchtlinge, Magrebiner, Franzosen aus den ehemaligen Kolonien und die heutigen Luftfahrtspezialisten von Concorde und Airbus S.A.S.

Für die sesshaft Gewordenen transformieren sich die Begegnungen mit dem Anderen selbst zu Reisen in andere Zeiten, Kulturen und Sprachwelten. Erinnerungen, Dichtungen, Lieder geben Zeugnis. Die Sprache, die im Mittelalter in dieser Region zu voller Blüte kam, ist das Okzitanische; die Lyrik der Trobadore goutieren wir noch heute. Die Konstituierung des französischen Zentralstaates war über Jahrhunderte mit einer stark normierenden Sprachpolitik verbunden, die in Durchdringung aller Schichten und Regionen auf eine französische Monosprachlichkeit abzielte. Doch die Sprachen sind nie verloren gegangen. So stellt sich zu Beginn des 3. Jahrtausends die Frage, wie Menschen diesen Sprachenreichtum neu definieren.

Der Flaneur in Europa entdeckt in mehr als einer Region zweisprachig ausgeführte Orts- und Straßenbeschilderung. In Toulouse werden seit Oktober 2009 die Metrostationen auf Okzitanisch und Französisch angesagt. Die Sprache gehört in die Schulen und das soziale Leben, damit sie nicht nur gesprochen wird, sondern sich verändert, so wie unser Leben immer in Bewegung ist. Dies ist es, was junge Künstler, Musiker, Schriftsteller von überallher besonders anzieht. Im Ostal d‘Occitània, dem okzitanischen Kulturzentrum von Toulouse, versteht man sich zwischen Orient und Okzident. Die Musikgruppen nutzen ihre Texte in Rap, HipHop und Folklore, um von ihrem Leben in einer multiethnischen Kultur zu erzählen.

Das Okzitanische ist heute bewusst die Sprache von Künstlern, Philosophen, Musikern und Jugendlichen. Sie verbinden damit Kreativität, Offenheit im Denken und Interesse am "Reisen" - in andere Welten und Gedankenräume. Die Poesie der Troubairitz hat es vorgemacht: der wache Ton, die Liebe zum Gegenstand, die zeitgemäße Sprache, unromantisch und direkt über das Erleben der Gegenwart zu sprechen.

In der langen Nacht über Okzitanien stellen die Autorinnen Ulrike Brummert und Christine Nagel ein Kaleidoskop okzitanischer Stimmen vor, die in ihrer Zeitzeugenschaft die Frage nach dem Denken in Sprachen illuster und bunt aufwerfen.

Sendetermine: 27. November 2010, ab 0.05 Uhr: Deutschlandradio Kultur & 27./28. November 2010, ab 23.05 Uhr: Deutschlandfunk

Weitere Informationen: http://www.dradio.de/dlf/sendungen/langenacht und http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/langenacht

(Autor: Martin Bauch)

Mario Steinebach
23.11.2010

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