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Aus dem Tor zum Erzgebirge nach Japan

Konnichi wa: Die Studentin Gabi Steinbach erfüllte sich mit Hilfe des NUPACE-Programms der TU Chemnitz einen Kindheitstraum und verbrachte ein Jahr in Japan

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Bei ihrer Rundreise auf Shikoku konnte Gabi Steinbach auch Kontakte mit Japanern knüpfen - wie mit diesem Wanderer, der auf einer 1.300 Kilometer langen Pilgerreise war. Foto: privat

Die 23-jährige Gabi Steinbach aus Limbach-Oberfrohna verbrachte im Rahmen des Austauschprogrammes NUPACE (Nagoya University Program For Academic Exchange) ein Jahr an der Universität Nagoya - einer Partneruniversität der TU Chemnitz - in Japan. Aufmerksam auf die Möglichkeit eines Japanaufenthalts ist die Physikstudentin im Rahmen eines Gesprächs mit ihrem Fachstudienberater und der Webpräsenz des IUZ (Internationales Universitätszentrum) geworden. Wer sich für einen Platz im Programm bewerben möchte, hat jeweils im Februar und im September eines Jahres die Chance dazu. Eingereicht werden müssen nicht nur die aktuellen Leistungsnachweise und ein Beleg über ausreichende Englisch- oder Japanischkenntnisse. Interessiert ist die Auswahlkommission vor allem an einem Hochschullehrergutachten und nicht zuletzt an einem Motivationsschreiben des Bewerbers selbst. Nachdem eine Vorauswahl an der TU vorgenommen wird, werden die Unterlagen des engeren Bewerberkreises nach Japan verschickt. Das erfordert Geduld, weiß Gabi Steinbach. Die angehende Physikerin hatte sich im Oktober 2008 beworben und erhielt erst im Februar 2009 eine feste Zusage. "Da der Semesterstart schon Anfang April war, hatte ich nur sehr wenig Zeit, mich auf alles vorzubereiten", erklärt sie und ergänzt: "Allerdings wurde weitestgehend schon alles von den Organisatoren des NUPACE-Programms geregelt, so dass ich mich nur noch um meinen Flug sowie das Visum kümmern musste. Mir ist dabei auch bewusst geworden, welch lange Vorlaufphasen solche Unternehmungen mit sich bringen. Effektiv habe ich ein dreiviertel Jahr eher angefangen, sämtliche Unterlagen zu beschaffen."

Schon als Kind träumte die junge Sächsin von einem Aufenthalt in Fernost. "Den ersten Zugang dazu habe ich vor vielen Jahren über asiatische Philosophie und Religionen gewonnen. Dadurch wurde mein Interesse geweckt. Besonders Japan fiel mir dabei ins Auge", berichtet sie. Japan, das nicht nur aufgrund seiner Insellage eine politische Sonderrolle einnimmt, begeisterte die Studentin vor allem aufgrund der kulturellen Gegensätze zwischen Stadt und Land. Der Inselstaat verspricht seinen Besuchern eine imposante Welt neuer Technologien in den Großstädten und gleichzeitig eine Reise in das alte traditionelle Japan, sobald man sich nur wenige Kilometer von den Zentren entfernt. Die TU-Studentin bedauert es, nicht genug Zeit für ausgiebige Touren durch die ländlichen Gebiete gehabt zu haben, denn mit großstädtischem Lebensgefühl hatte sie bis dahin nicht viel am Hut. "Ich musste mich erst mal an die Millionenstadt Nagoya gewöhnen. In meiner Freizeit bin ich allein mit meinem Fahrrad, einer Campingausrüstung und einigen Klamotten durch das Land gefahren und habe unter anderem Hokkaido und Shikoku besucht. Beeindruckend war für mich, mit Japanern in Kontakt zu kommen, die noch immer ein Leben führen, wie man es sich etwa vor hundert Jahren vorgestellt hätte. Vor allem ihre Gastfreundschaft hat mich nachhaltig bewegt. Überall, wo ich hingekommen bin, hat man versucht, erst etwas scheu, aber doch enorm interessiert, mich anzusprechen. Nicht selten wurde ich zum Essen eingeladen, oder, was ich so noch nicht kannte, von der Bevölkerung eingeladen, mit in ihren Häusern zu übernachten, egal, wie spärlich diese auch waren." Trotz aller Gastfreundschaft hatte Gabi Steinbach, die das erste Mal länger von ihrer Familie und ihren Freunden getrennt war, anfänglich damit zu tun, sich den Gewohnheiten und dem Alltag der Japaner anzupassen. "Aber genau das war der Reiz dabei, in ein Umfeld einzusteigen, dessen soziale Regeln und Normen mir völlig unbekannt sind", resümiert die Studentin.

Vor allem die zwischenmenschliche Interaktion erschien ihr zunächst fremd. Die Deutschen sind in der Regel für ihre Direktheit bekannt. Während der Japaner dem Gegenüber in einem Gespräch mehr Deutungsspielraum lässt. "Man durfte manchmal schon ein wenig erraten, was der andere eigentlich wirklich mitteilen möchte", erzählt Steinbach. Neben all den neuen Eindrücken und sozialen Regeln musste sich die Studentin gleichzeitig in den japanischen Universitätsalltag einfinden. Während des Auslandsjahres hat sie einen Sprachkurs besucht, der täglich drei Stunden Zeit in Anspruch nahm: "Weil die japanische Sprache völlig anders ist als das Deutsche, bedurfte es einiges an Vor- und Nachbereitung." Zusätzlich entschied sich die angehende Akademikerin dazu, Vorlesungen über Japans Technologie und Gesellschaft zu besuchen, die in englischer Sprache abgehalten wurden. Das zweite Semester nutzte sie für ein Praktikum an der Universität. "Hier habe ich bemerkt, was es bedeutet, international tätig zu sein", so Steinbach. Zukünftigen Austauschstudenten empfiehlt sie, Kontakt zu Japanern zu suchen, auch wenn es anfänglich schwierig scheint. "Und schaut euch abgesehen von den empfohlenen Ausflugszielen auch mal etwas abseits der Metropolen um. Das Leben und die Menschen außerhalb von Großstädten haben mich dann wirklich fühlen lassen, dass ich einmal auf der `anderen Seite´ war."

Die Chancen, einen Studienplatz an der Nagoya University zu erhalten, sind gut. Noch bis zum 15. September 2010 können sich Studierende für einen Aufenthalt ab April 2011 bewerben. Angesprochen sind Studierende aller Fachrichtungen ab dem 3. Semester sowie Masterstudierende. Entsprechend gute Studienleistungen sowie sehr gute Englisch- oder Japanischkenntnisse sind Bewerbungsvoraussetzung.

Weitere Informationen zum Austauschprogramm unter http://www.tu-chemnitz.de/international/outgoing/nagoya.php oder bei Susan Graf, E-Mail Susan.Graf@iuz.tu-chemnitz.de, Telefon: 0371 531-37993.

Die Nagoya Universität und das NUPACE Programm im Internet: http://www.ecis.nagoya-u.ac.jp/en/nupace/

(Autorin: Jacqueline Rettschlag)

Katharina Thehos
05.07.2010

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