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Vom Kultcartoon zur Soziologiestudie

Was hinter der gelben Kleinstadt steckt: Carina Schierz untersuchte in ihrer Diplomarbeit "Die Simpsons, Springfield und die USA"

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Die Simpsons sind seit 20 Jahren Kult und schafften längst den Sprung von der TV-Serie ins Kino. Carina Schierz legt nun ihre Soziologiestudie der gelben Kleinstadt in Buchform vor, die Farbe des Covers ist sicher bewusst gewählt. Fotos: Steinebach, privat, Cover: Tectum Verlag

Es gibt sicher nur wenige Menschen unter sechzig, die diese Zeichentrickfamilie nicht kennen: Kugelaugen, Überbiss, gelbe Haut - die Simpsons sind seit mehr als zwanzig Jahren fester Bestandteil der westlichen Fernsehlandschaft. Doch was auf den ersten Blick als grell-skurrile Cartoonfantasie daher kommt, ist keineswegs so fern von jenem amerikanischen Kleinstadtalltag entfernt, den es karikiert. Die realsozialen Hintergründe dahinter und darin nahm Diplomandin Carina Schierz an der Professur für Allgemeine Soziologie II der Technischen Universität Chemnitz unter die Lupe. Die entstandene Diplomarbeit erschien nun in Buchform unter dem Titel "Die Simpsons, Springfield und die USA. Was wirklich hinter der gelben Kleinstadt steckt".

Es war im Jahr 1991, als die Simpsons im ZDF zum ersten Mal über den deutschen Schirm liefen. Soziologin Carina Schierz war da gerade vier Jahre alt. Sie verehre die Simpsons seit Mitte der 90er, schreibt sie in ihrer Diplomarbeit, wuchs sozusagen mit ihnen auf. Doch gleich eine Diplomarbeit zur Lieblingsserie schreiben - diese Gelegenheit haben und sehen wohl die wenigsten Studenten. Carina Schierz, durch eine Freundin auf die Idee gebracht, ergriff sie und war damit durchaus erfolgreich. Zur Bestnote erhielt die 188-Buchseiten umfassende Arbeit auch das Lob des betreuenden Prof. Dr. Ditmar Brock, der neben einer guten Einführung in die US-amerikanische Sozialstruktur hier auch einen Beweis sah, dass Wissenschaft auch Spaß machen könne, wie die Autorin erzählt.

Bis zu diesem Ergebnis kam der Spaß allerdings auch manchmal an seine Grenzen. 19 der mittlerweile 21 Staffeln habe die Soziologin sich fast vollständig innerhalb weniger Wochen angesehen und analysiert. Dabei kam sie zeitweise auf zehn Episoden am Tag. Hier fiel ihr Blick vor allem auf Details: Wohnlage, Kinderzahl, Durchschnittsalter und Fettleibigkeit spürte Schierz innerhalb der Serie auf und verglich sie mit Statistiken und Verhältnissen des realen Amerika. Darin zeigte sich, dass vieles aus dem fiktiven Springfield auch in einem der über 60 realen Springfields der Vereinigten Staaten wiederzufinden ist. Hinter der bunten Fassade der gelben Kleinstadt deckt Schierz so viele demografische, ethische und religiöse Prozesse in unzähligen Szenen der Zeichentrickserie auf.

Auch wenn sie ein großer Fan der Serie sei, habe sie beim Anfertigen der Arbeit die wissenschaftliche Objektivität nicht verloren, sagt Schierz. Das Ergebnis sei demzufolge auch nichts für jeden Simpsons-Fan, sondern verlange vom Leser schon ein gewisses Interesse an gesellschaftlichen Hintergründen des Lebens in den USA.

Weitere Informationen erteilt Carina Schierz, http://www.schierz.oyla.de

Bibliographische Angaben: Carina Schierz: Die Simpsons, Springfield und die USA. Was wirklich hinter der gelben Kleinstadt steckt, Tectum Verlag, 188 Seiten, ISBN 978-3-8288-2179-8, 24,90 Euro

(Autor: Michael Chlebusch)

Mario Steinebach
30.03.2010

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