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Mobiltelefone in Peking, im Silicon Valley und in Chemnitz

Professur Arbeitswissenschaft der TU Chemnitz untersucht die Nutzung mobiler Endgeräte in verschiedenen Kulturkreisen

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Welches Handy kommt in welchem Land am besten an? Paul Leiber wertet zur Zeit Daten aus der Gruppendiskussion im Silicon Valley aus. Foto: Christine Kornack

In Deutschland gibt es mittlerweile mehr Mobilfunkverträge als Einwohner, in anderen Industrienationen ist die Situation vergleichbar. Obwohl in Entwicklungsländern Mobiltelefone noch nicht so eine hohe Durchdringung erreicht haben, sind sie auch dort ein durchaus gebräuchliches Hilfsmittel für den Alltag geworden. Kurz: Mobiltelefone sind ein globales Produkt. Doch ist ein und dasselbe Gerät auch für alle Regionen der Welt gleichermaßen geeignet? Und wenn nein, worin sollten sich die Geräte unterscheiden? Um diese Fragestellungen geht es in einem Forschungsprojekt der Professur Arbeitswissenschaft der TU Chemnitz.

Die Gründe für den Gebrauch von Mobiltelefonen sind so unterschiedlich wie die Kulturen, in denen sie benutzt werden. "Wenn die nächste Bank auf dem afrikanischen Kontinent eine Tagesreise entfernt ist, nutzt man häufig die vorhandenen Mobiltelefone gemeinschaftlich, um damit Geldüberweisungen zu tätigen", sagt Prof. Dr. Birgit Spanner-Ulmer, Leiterin der Professur Arbeitswissenschaft, und ergänzt: "In Deutschland dagegen, das technischen Neuerungen eher skeptisch gegenübersteht, stehen Sicherheitsbedenken der Einführung des Handys als Zahlungsmittel im Wege." Deshalb sei es sinnvoll, die Funktionalität von Mobiltelefonen an die unterschiedlichen Bedürfnisse und Gewohnheiten in verschiedenen Regionen anzupassen.

Darüber hinaus geben die Forschungsergebnisse Anlass zu der Annahme, dass auch die Mensch-Maschine-Schnittstelle an die verschiedenen Kulturen angepasst werden muss. "Während Menschen im technikbegeisterten China beispielsweise viele Funktionen wünschen, zwischen denen sie häufig wechseln, nutzen die Deutschen nur wenige Funktionen, diese aber besonders oft", erklärt Paul Leiber, wissenschaftlicher Assistent an der Professur Arbeitswissenschaft. Daraus könne man die Hypothese ableiten, dass Menüstrukturen in Asien eher breit und flach, in Deutschland eher schmal und tief sein sollten.

Um solche Hypothesen zu überprüfen, verfolgt die Professur einen mehrstufigen Forschungsansatz. Quantitative Daten aus Online-Fragebögen und Nutzertests mit Teilnehmern aus verschiedenen Kulturen werden ergänzt durch qualitative Daten, die in Gruppendiskussionen in mehreren Ländern durchgeführt wurden - bisher in Peking in China und im Silicon Valley in den USA. Abschließende Aussagen lassen sich laut Leiber erst in einem halben Jahr treffen; bis dahin müssen noch Datenmaterial und Videoaufnahmen ausgewertet werden. Bei seinen Reisen zu den Gruppendiskussionen gab es auch überraschende Anekdoten: "Eine Person erklärte, sie schreibe während der Fahrt lieber eine SMS, da das Telefonieren im Auto aus Sicherheitsgründen verboten sei. Und ein jüngerer Diskussionsteilnehmer verschickt nach eigenen Angaben mehr als 3.000 Textnachrichten pro Monat", erzählt Leiber.

Weitere Informationen erteilt Paul Leiber, Telefon 0371 531-35383, E-Mail paul.leiber@mb.tu-chemnitz.de.

(Autor: Paul Leiber)

Katharina Thehos
11.03.2010

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