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Friedliche Revolution in Karl-Marx-Stadt

Hartwig Albiro, Mitinitiator der ersten Karl-Marx-Städter Protestdemonstration, referiert am 1. Dezember 2009 in der Ringvorlesung "Friedliche Revolution und deutsche Einheit in Sachsen"

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Logo: www.89-90.sachsen.de

Zur nächsten Veranstaltung der Ringvorlesung "1989/90-2009/10 Friedliche Revolution und deutsche Einheit in Sachsen - Akteure zwischen Konfrontation und Konzession" berichtet Hartwig Albiro, ehemaliger Direktor des Schauspielhauses, aus der Sicht eines Kulturschaffenden von der Friedlichen Revolution im heutigen Chemnitz. Der Vortrag beginnt am 1. Dezember 2009 um 18 Uhr im Hörsaalgebäude, Reichenhainer Straße 90, Raum N012. Der Eintritt ist frei. Die Veranstaltung ist eine Initiative der Sächsischen Staatsregierung und der Professur Politische Systeme, politische Institutionen der TU Chemnitz. Sie wird gefördert aus Mitteln des Freistaates Sachsen.

Hartwig Albiro wurde am 9. Dezember 1931 in Altenburg geboren. Wie sein Vater erlernte er zunächst das Handwerk des Bäckers. Von 1968 bis 1971 absolvierte er parallel zur Arbeit als Regisseur und Schauspieler am Berliner Ensemble ein Fernstudium der Theaterwissenschaft an der Universität Leipzig, das er nicht abschloss. Bereits während des Studiums erschien ihm die dortige Ausrichtung der literarischen wie der künstlerischen Interpretation als politisch einseitig und dem Gegenstand unangemessen. Seine Opposition zum Herrschaftssystem der SED erwuchs dann in einem langdauernden Prozess. Gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann 1977 "wegen grober Verletzung der staatsbürgerlichen Pflichten" protestierte Albiro. Er wurde daraufhin vom Ministerium für Staatssicherheit beschattet, seine Wohnung durchsucht. Dabei wollte er die DDR reformieren, nicht abschaffen, stand und steht dem Konzept des Sozialismus durchaus positiv gegenüber. Nach seinem Studium war Hartwig Albiro von 1971 bis zu seiner Pensionierung 1997 Künstlerischer Direktor des Karl-Marx-Städter, später des Chemnitzer Schauspielhauses. Albiro prägte den Herbst 1989 in Chemnitz entscheidend mit. Er nutzte die Bühne, um Protestresolutionen seines Ensembles gegen die Staatsmacht öffentlich zu machen. Am Abend des 7. Oktober 1989 verlas er (neben anderen) eine Resolution mit Forderungen nach Rede-, Versammlungs- und Reisefreiheit sowie nach der Zulassung von Oppositionsgruppen. Zuvor war den Angehörigen des Karl-Marx-Städter Schauspielhauses eine geplante Rezeption von Texten des Neuen Forums verboten worden. Den sich anschließenden, spontan gebildeten Schweigemarsch von etwa 700 Bürgern zerschlugen die staatlichen Ordnungskräfte unter massiver Gewaltanwendung. Auch im Ruhestand hat Albiro wesentlich zur Stärkung der Zivilgesellschaft in Chemnitz beigetragen. So hat er den "Bürgerverein für Chemnitz" mitgegründet und ist heute dessen Ehrenvorsitzender. Er ist einer der Initiatoren des "Chemnitzer Friedenspreises", der jährlich Chemnitzer Bürger auszeichnet, die sich aktiv gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit und für ein friedliches, tolerantes und weltoffenes Miteinander einsetzen. Hartwig Albiro lebt heute in Chemnitz.

Weitere Informationen erteilen Prof. Dr. Eckhard Jesse, Telefon 531-27720, E-Mail eckhard.jesse@phil.tu-chemnitz.de, oder Dr. Thomas Schubert, Telefon 531-27729, E-Mail thomas.schubert@phil.tu-chemnitz.de.

(Autorin: Anett Stromer)

Katharina Thehos
27.11.2009

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