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Sächsische Schüler interviewten griechische Abgeordnete zur Euro-Krise

Gymnasiasten aus Döbeln, Mittweida und Schneeberg sprachen betreut von Politikwissenschaftlern der TU Chemnitz in Athen mit Abgeordneten über die Finanz- und Staatsschuldenkrise

  • Eine ereignisreiche Woche in Athen: 20 Schüler vom Städtischen Gymnasium Mittweida, dem Gotthold-Ephraim-Lessing-Gymnasium Döbeln und dem Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium Schneeberg reisten gemeinsam mit Lehrern und Politikwissenschaftlern der TU Chemnitz nach Griechenland. Foto: privat

Generalstreik, Demonstrationen, Bombenanschlag, Staatsbesuch: 20 Gymnasiasten aus Mittweida, Döbeln und Schneeberg waren unter Begleitung von Lehrern und Politikwissenschaftlern der TU Chemnitz vom 7. bis 11. April 2014 zu einer Wissenschaftsexkursion in Athen. Dort wollten sie Abgeordnete des griechischen Parlaments zur Wirtschafts- und Finanzkrise im Euroraum und deren Auswirkungen befragen und erlebten eine aufregende Woche. Das Projekt, in dessen Rahmen die Schüler im vergangenen Jahr bereits Abgeordnete in Berlin interviewt haben, wird von der Robert Bosch Stiftung im Rahmen des Förderprogramms "Denkwerk - Schüler, Lehrer und Geisteswissenschaftler vernetzen sich" finanziert.

"Aufgrund des Generalstreiks haben wir natürlich einige große Demonstrationen angeschaut und uns auch mit Aktivisten unterhalten, unter anderem mit Vertretern der Radikalen Kommunisten, die einen Austritt aus der Europäischen Union fordern", erzählt Markus Lorenz, Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich, der das Projekt leitet. "Leider sind aufgrund des Streiks auch Interviews ausgefallen, da der Nahverkehr fast vollständig zum Erliegen gekommen ist. Weitere Interviews kamen nicht zustande, da es eine dringende Sitzung mit namentlicher Abstimmung im Parlament gegeben hat. Ohne die Anwesenheit der Interviewpartner wäre durch eine Abstimmungsniederlage die Regierung zusammengebrochen", ergänzt der Politikwissenschaftler. 15 Abgeordnete standen den Schülern jedoch Rede und Antwort. "Die Abgeordneten haben sich sehr viel Zeit für uns genommen und viele Dinge klar dargestellt. Die Tatsache, dass Griechenland auch mitschuldig an der Krise ist, hat uns aber überrascht", meint Lucian Unger aus Schneeberg. Auch die negative Rolle der Medien in Griechenland und Deutschland wurde in vielen Interviews angesprochen. "Viele Abgeordnete hätten sich ein schnelleres und energischeres Eingreifen Deutschlands gewünscht. Die Führungsrolle Deutschlands in der Eurozone ist den Griechen viel bewusster als uns Deutschen", stellt Ahmed Shah aus Döbeln fest.

"Es war spannend, gerade zur Rückkehr Griechenlands an den Kapitalmarkt mit griechischen Abgeordneten ins Gespräch zu kommen", sagt Prof. Dr. Gerd Strohmeier, der Inhaber der Professur Europäische Regierungssysteme im Vergleich. Die Auswertung der Interviews ist nun die Aufgabe der Projektteilnehmer in den kommenden Wochen. "Das übergeordnete Ziel des Projekts besteht schließlich darin, Schüler und Lehrer an die sozialwissenschaftliche Forschung heranzuführen und an einem aktuellen Forschungsprojekt zu beteiligen. Gerade der Vergleich zu den Ergebnissen aus der ersten Projektphase wird sicherlich sehr aufschlussreich", erläutert Strohmeier. Sein Mitarbeiter Markus Lorenz gibt bereits einen kleinen Einblick: "Die Einsicht, dass Griechenland die Krise selbst mit zu verantworten hat, ist mit Ausnahme der Radikalen Rechten und Linken, mit denen wir keine Interviews geführt haben, parteiübergreifend da. Die großen Opfer der Bürger werden aber immer wieder betont und sind auch in der Stadt spürbar. Deutschland wird auch eine Verantwortung zugeschrieben, was die deutschen Abgeordneten im letzten Jahr parteiübergreifend so bestätigt haben."

Beeinflusst wurde die Reise auch von der Explosion einer Autobombe vor dem Gebäude der griechischen Zentralbank am 10. April. "Große Teile der Innenstadt waren weiträumig abgesperrt und viele Abgeordnete und Mitarbeiter waren total geschockt über die Ereignisse. Aufgrund des anschließenden Staatsbesuchs von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Athen sind die Sicherheitsmaßnahmen enorm erhöht worden. Mit so einer Eskalation hat dort niemand gerechnet", berichtet Lorenz.

Weitere Informationen erteilt Markus Lorenz, Telefon 0371 531-38563, E-Mail markus.lorenz@phil.tu-chemnitz.de.

Katharina Thehos
15.04.2014

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