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Hier geht nicht nur der Mittelstand ein und aus

Auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich sieht in der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung einen stark nachgefragten Forschungspartner

  • Prof. Dr. Lothar Kroll (l.) erläutert der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig und dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich während eines Rundganges durch das Zentrum für integrativen Leichtbau innovative Fertigungsverfahren. Foto: Mario Steinebach
  • Im Beisein der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig und des sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich wurde die Vereinbarung zur Einrichtung der Stiftungsprofessur "Textile Kunststofftechnik" unterzeichnet. Mit ihrer Unterschrift besiegelten den Vertrag (v.l.) Bernd Zimmer, Geschäftsführer der GOEPFERT Werkzeug & Formenbau GmbH & Co. KG, Weimar, Prof. Dr. Cornelia Zanger, Kommissarische Rektorin der TU Chemnitz, Prof. Dr. Lothar Kroll, Inhaber der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung, Dr. Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz, und Dr. Matthias Pfalz, Geschäftsführer der FIBER-TECH Products GmbH, Chemnitz. Foto: Mario Steinebach
  • Auch das neuartige und sportliche Elektrofahrrad "Voltist", das die Professur Sportgerätetechnik der TU Chemnitz unter Leitung von Prof. Dr. Stephan Odenwald (l.) gemeinsam mit dem hessischen Fahrradhersteller Storck Bicycle GmbH entwickelte, gefiel nicht nur dem sächsischen Ministerpräsidenten. Foto: Mario Steinebach
  • Beeindruckt waren die Gäste auch von der Entwicklung neuer Textilsensoren an der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung, die beispielsweise in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen. Foto: Mario Steinebach
  • Chemnitz ist die Textilhauptstadt Deutschlands: Prof. Dr. Lothar Kroll unterstrich die Bedeutung starker Netzwerke für Chemnitz und Sachsen am Beispiel der Allianz Textilverstärkter Leichtbau (ATL), in der mehr als 400 Mitarbeiter von vier Forschungsinstituten mit mehr als 350 kleinen und mittelständischen Unternehmen der Region zusammenarbeiten. Foto: Mario Steinebach

Kleine und mittlere Unternehmen setzen zunehmend auf die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse bei der Entwicklung von Produkten und Verfahren zu nutzen und sich dabei Wettbewerbsvorteile zu sichern. Um diese Innovationsbemühungen zu unterstützen, startete das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie bereits im Juli 2008 das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), in dem Kooperations- und Netzwerkprojekte bis 2013 gefördert werden. Dieses Programm forciert den direkten Wissens- und Technologietransfer aus der Wissenschaft in die mittelständische Wirtschaft und hilft somit, deren Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Der bundesweit am meisten nachgefragte Forschungspartner ist die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der Technischen Universität Chemnitz, die 64 Projekte mit einem Gesamtvolumen von fast elf Millionen Euro bearbeitet hat. Die TU-Professur ist damit sogar besser als etwa alle Universitäten von Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und des Saarlandes zusammengenommen. Sie verbucht etwa ein Fünftel aller bewilligten ZIM-Projekte in Sachsen, deren Gesamtvolumen mehr als 46,6 Millionen Euro umfasst. Dies trägt dazu bei, dass die Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung im deutschlandweiten Ranking bezogen auf ihre Personalstärke auf Platz 3 steht.

Starke Allianzen, Weltneuheiten und Exzellenzcluster

Prof. Dr. Lothar Kroll, Inhaber dieser Professur, freut sich, dass die Kompetenzen der Chemnitzer Wissenschaftler sachsen- und bundesweit stark nachgefragt sind und zunehmend auch international für die stärkere Sichtbarkeit der Alleinstellungsmerkmale des Chemnitzer Strukturleichtbaus sorgen. "Die TU-Wissenschaftler sind auf diesem Gebiet eingebettet in eine strategische Allianz zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, in der 15 Großunternehmen von Airbus bis Volkswagen gemeinsam mit 70 kleinen und mittleren Unternehmen an 180 Forschungsprojekten arbeiten", sagt Kroll. Dabei gehe es unter anderem um serientaugliche Leichtbautechnologien, neue Verarbeitungsprozesse für Bauteile aus nachwachsenden Rohstoffen und um Integrationstechnologien für intelligente und bionische Bauteile.

Dies waren nur einige der positiven Nachrichten, die Prof. Kroll am 2. November 2011 dem sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich während dessen Besuches der Stadt Chemnitz und der TU überbrachte. Er berichtete von einem so genannten nichtkämmenden Doppelschneckenextruder, mit dem Naturfasern und Biopolymere energieeffizient aufbereitet werden können. Diese Weltneuheit wurde im Oktober auf der Fachmesse FaKuMa in Friedrichshafen vorgestellt. Kroll stellte auch ein neuartiges Snowboard, die erste ICE-Kupplung aus kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff oder den ersten Textilsensor für Spritzgießbauteile vor. Letztere können beispielsweise bei der Überwachung der Rotorblätter von Windkraftanlagen genutzt werden.

Zudem informierte er den Ministerpräsidenten und weitere Delegationsteilnehmer über das von der TU Chemnitz in der zweiten Programmphase der bundesweiten Exzellenzinitiative beantragte Exzellenzcluster mit dem Titel "Technologiefusion für multifunktionale Leichtbaustrukturen". An ihm sind unter anderem 37 Wissenschaftler aus den Fakultäten für Naturwissenschaften, für Mathematik, für Maschinenbau, für Elektrotechnik und Informationstechnik, für Informatik sowie für Wirtschaftswissenschaften beteiligt, die mit Forschern externer Institute kooperieren. "Das Hauptanliegen des beantragten Exzellenzclusters mit einem Budget von etwa 39 Millionen Euro ist die Verschmelzung von großserientauglichen Basistechnologien zur ressourceneffizienten Herstellung von Leichtbaustrukturen mit einer hohen Leistungs- und Funktionsdichte", erläuterte Kroll. Nur zwei Exzellenzcluster auf dem Gebiet des Maschinenbaus - nämlich in Aachen und Chemnitz - sind in der letzten Begutachtungsrunde der Deutschen Forschungsgemeinschaft dabei, was auch für die TU spreche.

Ministerpräsident Tillich informierte sich auch über die Chemnitzer Allianz Textilverstärkter Leichtbau (ATL), in dem das Institut für Strukturleichtbau und das Institut für Fördertechnik der TU Chemnitz sowie zwei An-Institute der TU - das Cetex Institut für Textil- und Verarbeitungsmaschinen gemeinnützige GmbH und das Sächsische Textilforschungsinstitut e.V. - mit weiteren Forschungseinrichtungen sowie 350 regionalen klein- und mittelständischen Unternehmen eng zusammenarbeiten. Insgesamt koordiniert und bearbeitet die Chemnitzer ATL derzeit mehr als 300 Forschungs- und Entwicklungsprojekte auf den Gebieten Textiltechnik und -technologie sowie Struktur- und Systemleichtbau.

Neue Stiftungsprofessur "Textile Kunststoffverbunde"

In diesem Zusammenhang verwies Kroll auch auf die Einrichtung einer Stiftungsprofessur "Textile Kunststoffverbunde" an der TU Chemnitz, die im Rahmen des Programms "InnoProfile-Transfer" des Bundesforschungsministeriums initiiert wurde. "An der Finanzierung der Stiftungsprofessur zur Leitung einer fünfköpfigen Nachwuchsforschergruppe werden sich insgesamt zehn, mehrheitlich regionale KMU beteiligen, die als Konsortium mit ihren technisch-technologischen Kompetenzen das fachliche Spektrum der wissenschaftlich-technischen Forschungsarbeiten des geplanten Projektes widerspiegeln", sagte Kroll. Die beteiligten mittelständischen Unternehmen sind: Lätzsch GmbH Kunststoffverarbeitung, Kitzscher OT Thierbach, SKL Schwergewebekonfektion Lichtenstein GmbH, Oberlungwitz, ERMAFA Sondermaschinen- und Anlagenbau GmbH, Chemnitz, FIBER-TECH Products GmbH, Chemnitz, EAST-4D Carbon Technology GmbH, Dresden, GOEPFERT Werkzeug & Formenbau GmbH & Co. KG, Weimar, Albert Polenz GmbH & Co. KG, Döbeln, und Spengler & Fürst GmbH Co. KG, Crimmitschau. Beteiligte Großunternemen sind die KraussMaffei Technologies GmbH, München, und KARL MAYER MALIMO, Chemnitz. Im Beisein des Ministerpräsidenten und der Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig erfolgte die Unterzeichnung der Vereinbarung zur Einrichtung der Stiftungsprofessur "Textile Kunststoffverbunde" durch die kommissarische Rektorin der TU Chemnitz, Prof. Dr. Cornelia Zanger.

Starkes Wachstum benötigt den passenden Rahmen

Alle die von Prof. Kroll skizzierten Aktivitäten seiner Professur und der damit verbundene Personalanstieg auf fast 200 Mitarbeiter führten in den vergangenen Jahren dazu, dass nicht nur neue Räume für die Forschung an der Universität gefunden oder neu geschaffen werden mussten, auch universitätsextern mussten Büroflächen und Forschungshallen angemietet werden. "Diese Professur ist mittlerweile so in Chemnitz zersplittert, dass deren Mitarbeiter an neun Standorten forschen müssen, die teilweise mehrere Kilometer voneinander entfernt sind", berichtete Dr. Eberhard Alles, Kanzler der TU Chemnitz. Für einige Prozessabläufe bedeute dies nahezu täglich sehr lange Transportwege. Diese strukturellen Nachteile für den Wissenschaftsraum Chemnitz müssten deshalb möglichst schnell und mit Hilfe intelligenter Lösungen behoben werden - auch im Interesse der hier tätigen Wissenschaftler. Alles und Kroll baten den Ministerpräsidenten dabei um dessen Unterstützung. "Wenn man bedenkt, dass die wissenschaftlichen Mitarbeiter meiner Professur zahlreiche Arbeitsplätze in der sächsischen Wirtschaft initiieren, ist diese erbetene Unterstützung durch den Freistaat eine sinnvolle Investition in die Zukunft des Wirtschafts- und Wissenschaftsstandortes Sachsen", unterstrich Kroll abschließend. Auch die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig sicherte die Unterstützung der Stadt zu, denn der Strukturleichtbau sei ein wichtiger Wertschöpfungsfaktor für Chemnitz und Sachsen.

Homepage der Professur Strukturleichtbau und Kunststoffverarbeitung der TU Chemnitz inklusive Informationen zu aktuellen Forschungsprojekten: http://www.leichtbau.tu-chemnitz.de

Weitere Informationen erteilt Prof. Dr. Lothar Kroll, Telefon 0371 531-35706, E-Mail lothar.kroll@mb.tu-chemnitz.de.

Mario Steinebach
02.11.2011

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