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An Chemnitz hatte am Anfang niemand gedacht

Wir packen unsere Koffer und nehmen mit: Laugenbrezeln, eine Ansichtskarte vom Ulmer Münster und einen Sprachführer - Tanja Rupp und Thomas Walter aus Baden-Württemberg erzählen

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Sie haben sich der Qual der Wahl gestellt und für Chemnitz entschieden: Tanja Rupp und Thomas Walter Foto: Heiko Kießling

"Pack dein Studium. Am besten in Sachsen." lautet der Slogan der aktuellen Werbekampagne des sächsischen Wissenschaftsministeriums und der Hochschulen des Freistaates. Ziel: Mehr Abiturienten aus anderen Bundesländern sollen ihre Koffer und Kisten packen und zum Studium nach Sachsen kommen. Die TU Chemnitz zieht schon jetzt über die Bundeslandgrenze hinweg junge Menschen an. Was für ein Studium in der drittgrößten Stadt Sachsens spricht und wie man hier lebt, erzählen die Studierenden selbst - heute: Tanja Rupp und Thomas Walter aus Baden-Württemberg

Ende August 2006 flatterten die ersten Briefumschläge ein. Knapp zwei Wochen später saßen wir - mein Freund Thomas und ich - inmitten unzähliger Bewerbungsformulare, Beglaubigungen, Passfotos und einem nochmal so großen Stapel an Zulassungsbescheiden von Hochschulen für das Wintersemester 2006/2007. Die Adressen der Hochschulen lasen sich wie Zielorte einer Touristenreise quer durch Deutschland - vom Hamburger Hafen bis in den Schwarzwald, vom Kölner Dom bis zur polnischen Grenze. Zwischen 50 und 750 Kilometer waren die Orte von unserer Heimatstadt Ulm entfernt. Aber für welchen Ort sollte man sich nun entscheiden? Dass die Redensart "Wer die Wahl hat, hat die Qual" nicht nur eine leere Worthülse ist, erfuhren wir nun aus erster Hand.

Es gab zwei Möglichkeiten: Man entscheidet per Losverfahren - das haben wir zwar versucht, war aber doch nicht ganz zufriedenstellend - oder man geht auf Informationssuche im Netz. Die Studiengänge wurden hinsichtlich Vorlesungsverzeichnisse und Modulbeschreibungen nochmals genauestens unter die Lupe genommen. Schließlich wollte ich ja nicht nur irgendwas mit Medien studieren, sondern ein möglichst interdisziplinär angelegtes Bachelorstudium beginnen, mit Möglichkeiten zum anschließenden Master. Thomas hat sich für Elektrotechnik mit dem Abschluss Diplom beworben und wollte für sein Hauptstudium interessante Vertiefungsrichtungen zur Auswahl haben. Diese Kriterien ließen den Haufen zwar langsam schrumpfen, aber eine endgültige Entscheidung war noch nicht in Sicht.

Dank Breitband blieben uns aber zahlreiche Sightseeing-Touren und Campusrundgänge in Deutschland erspart, was vor allem den Geldbeutel schonte. Doch nicht nur Geld, sondern auch Zeit gehörte zur knappen Ressource, denn es war schon Mitte September und jetzt musste es schnell gehen. Die Dozenten der Unis wurden noch schnell durch Google gejagt, wir schauten, was es in den Mensen zu essen gibt und was man neben dem Studium noch tun kann. Zum Schluss gingen wir noch auf virtuelle Wohnungssuche und besichtigten so unter anderem unsere aktuelle Wohnung.

Das Ergebnis der Anstrengungen war überraschend: Chemnitz lag im Durchschnitt vorn und sicherte sich in puncto Mietpreis sogar den Spitzenplatz. Wenn wir ehrlich sind, hatte an Chemnitz am Anfang wohl niemand gedacht. Aber es war schon verlockend: Als Student in einer 80 Quadratmeter-Wohnung in einem Jugendstilviertel zu wohnen, ist recht ungewöhnlich, aber hier in Chemnitz keine Seltenheit. Keine Studiengebühren und ein vergleichsweise niedriger Semesterbeitrag sind für uns auch jetzt noch Argumente. Google liefert zahlreiche Treffer zu den Dozenten der Uni, worunter sich auch richtige Koryphäen befinden - zum Beispiel Dr. Ruth Geier, die erst kürzlich wieder als Retterin des Genitivs bezeichnet wurde und viele meiner Seminare hält. Ich schätze die persönliche Atmosphäre an der Uni. Im Gegensatz zu einer Massenuni bleiben die Seminare hier übersichtlich und man kommt schneller mit den Dozenten in Kontakt.

Und auch bei Thomas verhält es sich nicht anders. Schon früh sitzen die angehenden Ingenieure nicht nur im Hörsaal und lassen sich berieseln, sondern arbeiten praxisnah an interessanten Projekten mit. Einige in seinem Jahrgang tüfteln zum Beispiel schon an energiesparenden Autos, andere haben bereits eine Hiwi-Stelle an der Fakultät, wo auch Thomas mittlerweile erste Praxisluft schnuppern kann. Zwar ist hierfür ein gutes Zeitmanagement nötig, um Studium und Arbeit unter einen Hut zu bringen, doch den Studenten kommt nur zugute, dass die Uni so viel Wert auf den Bezug zur Praxis legt. Sowohl in der Medienkommunikation als auch in der Elektrotechnik können sich die Studenten hier einbringen, wichtige Erfahrungen sammeln und oft schon erste Kontakte knüpfen.

Inzwischen sind wir schon zwei Jahre hier und haben es bis heute nicht bereut. Entgegen der Vorurteile im Bekanntenkreis wagten wir den Sprung in den Osten und würden rückblickend alles wieder genauso machen. Manchmal da sehnen wir uns nach Weißwürsten mit Laugenbrezeln, dem schwäbischen Dialekt oder dem Blick auf das Ulmer Münster. In solchen Momenten sitzen wir hier am liebsten am Schloßteich, schmunzeln über so manche sächsischen Aussprachen und essen eine Thüringer Bratwurst. Da ist jegliches Heimweh schnell wieder vergessen.

(Autorin: Tanja Rupp)

Katharina Thehos
23.01.2009

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